Essen. . Es ist schon eine wilde Familie: Charlie Sheen, ständig in den Schlagzeilen, Vater Martin Sheen, der durch „Apocalypse Now“ bekannt wurde. Und dann gibt es da noch Emilio Estevez, Charlies eher sanften Bruder. Der hat jetzt mit „Dein Weg“ einen Film mit seinem Vater gedreht.
Früher mag es mal beschaulich zugegangen sein auf dem Pilgerpfad des Jakobsweges zum spanischen Santiago de Compostela. Vor 25 Jahren beispielsweise zählte man pro Jahr nur etwa 3000 Wanderer mit Hoffnung auf Selbsterfahrung, 2004 waren es bereits 74 000. Und da war Hape Kerkelings Buch noch gar nicht geschrieben. Nun hat die Popularität der christlichen Route auch die USA erreicht, wo der Schauspieler und Regisseur Emilio Estevez sich mit „Dein Weg“ einen ganz eigenen Traum erfüllt hat: Einen Film mit Vater Martin Sheen zu drehen und gleichzeitig die spanischen Wurzeln der eigenen Familie zu ergründen.
Ein Entschluss wird geboren
Eigentlich macht sich der verwitwete Augenarzt Tom Avery nur nach Europa auf, um den Leichnam seines Sohnes Daniel abzuholen, der schon auf der ersten Etappe des Jakobsweges in einem Unwetter ums Leben gekommen ist. Dann aber denkt er daran, dass er seinen Sohn nie ganz verstanden hat, dass ihre letzte Auseinandersetzung nicht gerade freundlich war. Und schon ist der Entschluss geboren, den Pilgerpfad für seinen Sohn bis zum Ende abzuschreiten, die Urne mit der Asche des Verstorbenen im Gepäck.
Das amerikanische Kino ist voll von Vater-Sohn-Konflikten und deren Beilegung. Dies hier ist in der Tat mal eine etwas andere Variante. Der Sohn ist zwar abwesend, aber man merkt Tom tatsächlich an, dass er sich seinem früh verstorbenen Sprössling mit jedem Schritt annähert. Das Erleben der Natur im Baskenland, gelegentlich durchaus bewölkt und stürmisch, fördert das Verstehen der Generationen.
Drei Weggefährten stellen sich ein
Damit auch Abwechslung ins Bild kommt, läuft Tom schließlich mit drei Weggefährten, die ihm irgendwann zufliegen: eine kettenrauchende Kanadierin (Deborah Kara Unger), ein übergewichtiger Holländer (Yorick van Wageningen) und ein britischer Autor mit Schreibblockade (James Nesbitt), der das mit Dauergeschwafel kaschiert. Die machen zwar alle charakterlich nicht viel her in diesem Zweistundenfilm, aber es geht ja auch um ganz anderes: Tom und Daniel sind sich am Ziel so nah wie nie zuvor.