Essen. . Tom Cruise spielt in “Rock of Ages“ den Ego-Rocker, und Catherine Zeta-Jones konkurriert mit einem Röntgenbild: Die Kinofassung des Musicals mit Rockhymnen von Kultgruppen wie Whitesnake, Foreigner, Journey und Def Leppard gerät zur Travestie, die musikalisch enttäuscht.

Jukebox-Musical ist die Branchenbezeichnung für Bühnenproduktionen, die bereits vorhandenes Songmaterial aufgreifen und drumherum eine neue Handlung stricken. Erfolgsmodellen wie „Mamma Mia!“, „Queen – We will Rock you“ und „Saturday Night Fever“ folgte 2006 „Rock of Ages“. Die Show war auf der Bühne so erfolgreich, dass nun auch noch eine Verfilmung nachgeschoben wurde.

Es ist heiß in Hollywood 1987: Die Stadt pulsiert im Rockfieber und der junge Drew Boley (Diego Boneta, ein Spargeltarzan ohne jede Ausstrahlung) arbeitet als Hilfskellner im Rockladen Bourbon Club. Eines Abends kommt Sherry (Julianne Hough, eine Blondpüppi ohne jede Ausstrahlung) in sein Blickfeld, ein hübsches Mädel aus Kansas, das gerne Schauspielerin werden möchte – und es ist Liebe auf den ersten Blick.

Dunkle Wolken über Bourbon Club

Über dem Bourbon Club aber sind schon dunkle Wolken aufgezogen. Der Laden soll unter moralischem Deckmäntelchen für ein neues Bauprojekt geschlossen werden. Club-Boss Dennis (Alec Baldwin) aber hält dagegen und engagiert Stacee Jaxx und seine Band Arsenal für ihr Abschlusskonzert. Leider ist der Rock-Superstar vor allem mit seinem exzentrischen Ego beschäftigt.

„I Wanna Rock“ – die Metal-Hymne der Band „Twisted Sister“ ist Programm für die neue kultträchtige Musical-Produktion der Filmemacher, die schon den Bühnenhit „Hairspray“ als Film verhunzten. Angelegt ist „Rock of Ages“ als ultimative Verschmelzung von Romantik und Rock’n’Roll im Zeichen von Gitarre und Schlagzeug.

Da rockt wirklich nichts

Erfolgsregisseur Adam Shankman („Der Babynator“) versammelt dafür eine Menge Stars, die in grotesker Verkleidung und absurden Frisuren die Rockklischees der 80er auf dem Niveau eines Kindergeburtstags nachspielen. Ausgerechnet Tom Cruise macht als Ego-Rocker noch die beste Figur, weil er eben auch ein guter Komödiant ist. Catherine Zeta-Jones hat als ultra-konservative Stadtpolitikerin ihre Momente in Nahaufnahme, zeigt aber wenig tänzerisches Geschick und ist so abgemagert, als ob sie demnächst als Röntgenbild posieren wollte.

Ganz schlimm aber ist, dass keiner der Beteiligten die Rockhymnen von Kultgruppen wie Whitesnake, For­eigner, Journey und Def Leppard auch nur im Ansatz so singen kann, dass es wirklich rockt. Eine derart verunglückte Travestie hat nicht einmal der Stadionrock der 80er verdient.