Essen. Lust auf neue Fotomotive vor der Haustür? Unsere Fotografen haben ihre persönlichen Tipps für interessante Locations im Pott verraten.
Die Foto-Safari im Landschaftspark Duisburg-Nord schon erfolgreich absolviert? Alle Ecken von Zeche Zollverein auf Film festgehalten? Auf der Suche nach neuen Motiven für die Linse? Wir haben Tipps unserer Fotografen eingesammelt, die seit vielen Jahren in allen Ecken des Ruhrgebiets unterwegs sind. Ein paar schöne Orte für die nächste Foto-Exkursion haben sie verraten:
1. Die Geschichte einer Stadt – erzählt durch Wasser
Die Stadt des Stahls ist Dortmund nicht mehr, doch sie war es lange Zeit. Phoenix-Ost und West beherbergten eine große Stahlwerkanlage inklusive der Hoerder Flamme und den berühmten Hochofen. Als 2001 der Standort Phoenix-Ost aufgegeben wurde, ging ein großes Stück Dortmunder Geschichte zu Ende. Fotograf Ralf Rottmann hat seit der Bekanntgabe der Schließung jeden Fortschritt des Geländes begleitet. Nach dem Rückbau wurde dort 2010 der Phoenix-See inklusive neuer Randbebauung eröffnet. Dort wohnen nun unter anderem auch einige Fußballer von Borussia Dortmund.
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Die emotionale Geschichte des Ortes verbindet Ralf Rottmann bis heute mit dem Gelände. Am See ist zudem eine kleine Halde entstanden, wo sich besonders die Einheimischen im Sommer gerne an der Skyline erfreuen, die so viel Ruhrgebietsgeschichte in sich trägt. Auch die Feuerwerke zu Stadtfesten oder Silvester kann man von diesem Punkt genau beobachten. Er hat schon unzählige Sonnenauf- und Untergänge dort fotografiert, kommt auch privat gerne her. Besonders gern spielt er mit den Lichtspiegelungen der umliegenden Häuser im Wasser.
Zur blauen Stunde gibt’s das schönste Bild
Ralfs Tipp: Die Halde pünktlich zur Blauen Stunde erklimmen, dann liefert der Himmel den perfekten Hintergrund für das Panaroma Dortmunds, inklusive Florianturm. Da dort oben immer ein gewisser Wind geht, rät der Fotograf zum Stativ. Für Profis: Die Blende auf den Wert 8 stellen, eine halbe Sekunde Belichtungszeit und die Iso auf den Wert 800. Dann wird das Bild besonders klar.
2. Hoch über Fischlaken
Ganz schön hügelig wird es in Essen-Fischlaken. Wanderwege finden sich zwischen den Fischlaker Höfen und der Maasstraße genug. Am Hohen Kreuz angekommen erstreckt sich das Stadtgebiet besonders weit, findet unsere Fotografin Kerstin Kokoska. Auch privat geht sie dort gern spazieren, weiß die alten Fachwerkhäuser und den langen Blick zu schätzen, der Urlaubsgefühle auslöst. Der Blick auf die Villa Hügel und den Baldeneysee lohnen den Aufstieg – zu jeder Jahreszeit.
Kerstins Tipp: Bei Sonnenaufgang lässt sich die ländliche Stimmung des Essener Südens besonders gut einfangen. Für unsere Fotografin ist der Hügel besonders im Winter der perfekte Ort zum Schlittenfahren, dann geht’s in einem Rutsch runter bis zum See. Mit Sicherheit auch ein Foto wert.
3. Zwischen den Generationen
Wer am Centro in Oberhausen „falsch“ abbiegt, landet plötzlich in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit. Unweit des modernen Konsumtempels, der mit makellos asphaltierten Straßen und perfekt geformter Architektur daherkommt, steht man unvermittelt wieder in der Industriegesellschaft des vergangenen Jahrhunderts. Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Siedlung für Angehörige des Stahl- und Walzwerks „Neu Oberhausen“ der Gutehoffnungshütte (GHH) errichtet.
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Für einen Artikel zog es Fotograf Kai Kitschenberg 2016 in die alte Zechensiedlung an der Ripshorster Straße. Diese wird gerne als Filmkulisse genutzt – alte Häuser, rote Ziegelsteine, kaputter Asphalt. Ruhrpott, wie man ihn sich in längst vergangenen Tagen vorstellt. Deshalb hat beispielsweise Regisseur Sönke Wortmann hier schon für „Das Wunder von Bern“ gedreht. Wer Authentizität sucht, der findet sie in Oberhausen. Und das, obwohl Fortschritt und Moderne so nah sind.
Teil der Route Industriekultur
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Der Name der denkmalgeschützten „Riwetho“-Siedlung setzt sich aus drei Straßennamen zusammen: Ripshorster-, Werk- und Thomasstraße. Alle werden heute von einer Bewohnergenossenschaft selbst verwaltet. Als Teil der Route Industriekultur ist die ehemalige Arbeitersiedlung heute ein beliebter historischer Ort – aber auch für eindrucksvolle Fotos nicht zu unterschätzen.
Kais Tipp: Besonders tagsüber unter der Woche kommen Hobbyfotografen voll auf ihre Kosten – dann sind viele der Autos nicht da und der Ruhrpott-Charme wird noch greifbarer. Sein Bild entstand kurz vor einem großen Gewitter – auf die Wolken ist er bis heute stolz. Im Herbst und Winter unterstreichen die kahlen Bäume die Dramaturgie des Viertels, im Sommer macht es mehr Spaß, die bunten Details der Häuser zu knipsen.
4. Das Tor zum Hafen
Die Halde am Rockelsberg im Duisburger Rheinhausen wirkt erst einmal relativ unscheinbar. Doch oben angelangt offenbart sie einen spektakulären 360-Grad-Blick. Unser Fotograf Volker Herold hat den Blick auf den Duisburger Hafen eindrucksvoll eingefangen. Für ihn zeigt der Blick von der Halde das Tor in die Industrie der Stadt: „Plötzlich merkt man: Duisburg ist ja doch eine Großstadt.“ Doch wenn man mit der Linse nur ein paar wenige Zentimeter weiter wandert, wird es auf einmal grün. Von Krefeld bis Duisburg reicht der weite Blick, Autobahnbrücken, Thyssenkrupp-Gasometer und grüne Landschaften wechseln sich ab, verschmelzen miteinander.
Volkers Tipp: Die Rockelsberghalde am besten nach Regen besteigen, dann gibt’s eine unbezahlbare lange Sicht mit ein paar Wolken, die der Kulisse den richtigen Rahmen bieten. Solche Aufnahmen gelingen Fotografen am besten mit einer langen Brennweite.
5. Die Engel backen Plätzchen in Essen-Kettwig
Den typischen Ruhrpott-Flair hat unser Fotograf Socrates Tassos in Essen-Kettwig einfangen können. Der Sonnenuntergang an der Meisenburgstraße ist sein Geheimtipp. Die Skyline zeigt Duisburg und Oberhausen inklusive der geliebten Industriekulisse. Die bringt in Kombination mit dem Sonnenuntergang auch das wundervolle Sprichwort „Die Engel backen wieder Plätzchen“ in Erinnerung. Socrates hat sich an der Ruhrpott-Aussicht noch nicht satt gesehen – er lebt erst seit fünf Jahren in der Region. Auch deshalb hat das Zusammenspiel von schwerer Industrie und der Natur etwas ganz Besonderes an sich.
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So eine Aussicht wie auf der Essener Meisenburgstraße kann wie folgt eingefangen werden: Bei Sonnenuntergang werden die Rauchwolken mit flammenden Farben unterlegt. Dazu sollte man Geduld mitbringen, um mehrere Motive zu schießen, während die Sonne immer weiter nach unten wandert. Socrates’ Tipp: Ein großes Tele-Objektiv fängt die Kulisse am besten ein, auch ein Stativ hilft. Besonders gut zur Geltung kommen die Farben bei einer relativ geschlossenen Blende, ungefähr zwischen 8 und 11.
6. Der Müll brennt, der Himmel qualmt
„Fotografen lieben alles, was qualmt, brennt oder stinkt“, meint Fotograf Klaus Micke. Auf seinem Foto wird das eindrucksvoll bewiesen. Als „typische Industrieromantik des Ruhrgebiets“ betitelt er das Bild von der Müllverbrennungsanlage in Oberhausen. Die Anlage in Buschhausen liegt direkt am Rhein-Herne-Kanal und bietet einen faszinierenden Anblick von Industrie, die sich im Wasser spiegelt. Die „Wattebäusche“ sind durch eine besonders lange Belichtungszeit von fünf Minuten entstanden. Dadurch wird auch das Wasser spiegelglatt. Der schwarz-weiße Filter macht das Foto noch dramatischer.
Klaus’ Tipp: Wer mit einer langen Belichtungszeit arbeiten möchte, um die Industriekulisse besonders spannend in Szene zu setzen, benötigt ein Stativ, damit die Aufnahme stabil ist. Außerdem muss ein Graufilter her, der genug Licht schluckt, um die Langzeitbelichtung überhaupt möglich zu machen. Er hat die Müllverbrennungsanlage an einem sonnigen Tag mit Gegenlicht fotografiert. Zu jeder anderen Tages- und Jahreszeit und je nachdem wie der Wind steht, verändert sich auch das Motiv. Die Fotosafari lässt sich laut Klaus übrigens exzellent mit einem Spaziergang am Kanal verbinden...
7. Der Tierwelt ganz nah
Erst einmal war unsere Fotografin Svenja Hanusch im Wildpark Granat in Haltern. Trotzdem ist sie tief beeindruckt von dem Ort, an dem Wild jeder Art noch frei durch das Gelände ziehen kann – ganz ohne Zäune. Meistens. Der Wolf auf ihrem Foto muss im Gehege bleiben. Und trotzdem: Von Zoo-Atmosphäre nichts zu spüren. Bewaffnet mit einer Futtertüte mit Mais würden Ziege und Co. hinter den Besuchern herlaufen. „Man kommt den Tieren extrem nah, was für Fotografen natürlich der Jackpot ist“, erklärt Svenja. Das naturbelassene Gelände ist 600.000 Quadratmeter groß. „Da braucht man schon etwas Glück und Geduld, um gute Fotos zu machen.“ Da Svenja aber sowieso ein Faible für Tierfotografie hat, ist das gar kein Problem: „Tiere kann man nicht beeinflussen, sie machen was sie wollen. Dann ein schönes Bild hinzukriegen, ist besonders schön.“
Für gleichgesinnte Fotografen empfiehlt sie, den Wildpark unter der Woche und außerhalb der Ferien zu besuchen – weniger Familien, ruhigere Atmosphäre. Da der Park erst um 10 Uhr öffnet, seien Fotos zum Sonnenaufgang schwierig, im Winter zum Sonnenuntergang aber durchaus machbar. „Oder morgens im Frühnebel, da fällt das Licht natürlich besonders schön.“ Svenjas Tipp: Besonders von Vorteil bei einem Besuch ist natürlich ein Teleobjektiv – so kann auch ein Wolf bei der Fütterung ganz nah fotografiert werden. Beim Spaziergang mit Damwild und Co. empfiehlt Svenja eine kurze Brennweite. So wird mehr von der Umgebung eingefangen.
8. Eine Oase mitten in Kirchhellen
Es könnte auch ein Gemälde sein: Unser Fotograf Olaf Fuhrmann hat diesen ganz besonderen Schuss in Bottrop-Kirchhellen gemacht. Genauer gesagt: Am Heidesee. Das Bild ist an einem diesigen Winterabend entstanden, ein wenig wurde aber auch nachgearbeitet. Im Fokus steht die Insel, die inmitten des Sees thront, und ihre Spiegelung im Wasser. Für Olaf ist der See ein Naherholungspunkt, an dem nicht nur fotografiert, sondern auch entspannt werden darf. Er hat das Foto direkt am Ufer geschossen, an seinem Lieblingsplatz.
Olafs Tipp: Den fotografischen Exkurs ruhig mit einem entspannten Auge angehen: „Landschaftsfotografie braucht Geduld. Dafür eignet sich die Insel, die läuft nicht weg.“ Unter der Woche ist weniger los, am Wochenende wird der See gerne für Partys benutzt – und zum Entsorgen von Müll. „Gerade für solche Aufnahmen sollte man nicht beim besten Spaziergänger-Wetter kommen. Außerdem gelingen einem dann auch besondere Bilder.“ Er empfiehlt ein Stativ für die etwas längere Belichtungszeit – so wird die Spiegelung erst herausgearbeitet. Dazu ein Tele-Objektiv. „Und ein heißes Getränk“, sagt der Profi.
9. Ein Überbleibsel der Vergangenheit
„Hier ist es noch so, wie man sich das Ruhrgebiet vorstellt“, erklärt Fotograf Stefan Arend seinen Tipp für unsere Leser: Die Alsumer Straße in Duisburg. Hier raucht und qualmt es noch aus den unterschiedlichsten Ecken; Thyssenkrupp reiht sich an das Kraftwerk Hamborn, weitere Firmen haben dort ihren Sitz. Die Straße führt von Marxloh durch Bruckhausen und zeigt das Ruhrgebiet von seiner faszinierenden Seite, wie unser Fotograf findet. „Hier ist es dramatisch und die Lichtspiele besonders, so wie es wohl früher überall im Pott ausgesehen haben muss.“ Der Mix aus Industrie und dem Rhein macht die Stadt für ihn besonders spannend: „Eine Welt der Gegensätze.“
Auf der Alsumer Straße können Fotografen sich voll und ganz austoben. Stefans Tipp: Einfach die Alsumer Straße entlangfahren oder laufen, Motive gibt es mehr als genug. Einen tollen Blick auf die Industriekultur hat man auch vom nahe gelegenen Alsumer Berg. Besonders gut wirken Dampf und Werksbeleuchtung, wenn die Sonne schräg steht: „Gerade mit Belichtungszeiten kann dort richtig gut experimentiert werden. Stativ mitnehmen und ausprobieren.“
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