Bochum. Klettern, Hangeln, Kriechen: Nach militärischem Vorbild trainieren Sportler in Bochum auf einem großen Hindernislauf unter freiem Himmel.

Dick eingepackt laufen vereinzelte Spaziergänger mit ihren Hunden um den Ümminger See in Bochum, während auf einem ehemaligen Ascheplatz nebenan Vanessa (25) und Maurice (26) ihre Winterjacken ausziehen und zum Startpunkt laufen. Auch die eisige Kälte des Januars kann richtige Sport-Fans nicht auf ihrer Couch halten. Beide gucken sich entschlossen an und spurten los.

Die Sportanlage „Crosstrails“ bietet insgesamt 40 Hindernisse auf 800 Metern und gleicht einem riesigen Spielplatz für Erwachsene – hier gibt’s einen Mix aus Laufen, Klettern, Hangeln und Kriechen. Der Hindernisparcours ist der Erste seiner Art für die moderne Trendsportart „Obstacle Course Racing“, die immer mehr Freizeitsportler auch im Ruhrgebiet für sich entdecken. Der Extremhindernislauf ist auf Wettkämpfe ausgelegt: Auf Zeit werden die an das Militär angelehnten Hindernisse allein oder im Team überwunden.

„Crosstrails“ Bochum bietet Ganzkörpertraining bei jedem Wetter

Einfach mal durch Reifen quetschen: Die „Crosstrails“-Anlage fordert viel von den Sportlern.
Einfach mal durch Reifen quetschen: Die „Crosstrails“-Anlage fordert viel von den Sportlern. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann


Auf dem „Crosstrails“-Gelände gibt es alles, was die Muskeln schreien lässt – meterhohe Holzwände, eine Kriechstrecke, Seile, Balancierbalken. „Hier wird alles trainiert, was ein Sportler sich wünschen kann“, erzählt Parkleiterin Pia Wagner. „Kraft, Ausdauer, Koordination, Gleichgewicht. Für jeden ist etwas dabei.“ Das funktionelle Ganzkörpertraining funktioniert zu jeder Jahreszeit; Die Hindernisse sind aus Holz und Stahl gefertigt und dementsprechend wetterfest. Über Stock und Stein mal ganz anders, sozusagen.

Vanessa und Maurice sind Leichtathleten und finden das Konzept der Anlage interessant. Schon nach wenigen Hindernissen merken beide ihre Grenzen und feiern Erfolge: „Man merkt sofort, welche Körperpartien und Muskel sonst nicht trainiert werden“, sagt Vanessa. Bei ihr: Die Unterarme, die sie an der Boulderwand sofort zu spüren bekommt. Bei Fragen ist Pia Wagner sofort zur Stelle, sie erklärt Hindernisse und gibt Hilfestellungen: „Besonders untrainierte Menschen müssen aufpassen. Alleine ist das ohne ein gewisses Grundlevel an Fitness nicht zu schaffen.“

Trendsportart besonders für Teams geeignet

Leitet die Anlage am Ümminger See in Bochum: Pia Wagner.
Leitet die Anlage am Ümminger See in Bochum: Pia Wagner. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann


Deshalb ist „Obstacle Course Racing“ auf Teamarbeit ausgelegt; gegenseitig helfen sich die Sportler über die Hindernisse, feuern sich an, feiern die Erfolge gemeinsam. „Klar geht das auch alleine, wenn man wirklich in der Materie und trainiert ist“, meint Pia Wagner. „Aber im Team macht es am meisten Spaß.“ Das merken auch Vanessa und Maurice beim Parcourslauf: „Das ist hier zwar kein Wettbewerb, aber es spornt einen an, zu sehen, was der andere schafft“, meint Maurice.

Seit Sommer 2017 ist die Anlage am Ümminger See für jeden Hobbysportler offen. Neben dem normalen Hindernislauf gibt es auch Personal Trainings und Gruppen-Workouts. Dann werden LKW-Reifen über den Ascheplatz gezogen oder Klimmzüge trainiert. Generell ist die Anlage für jeden benutzbar, die Leistungskurve laut der Parkleiterin extrem steil: „Viele haben großen Respekt vor den Hindernissen oder wollen alleine nicht anfangen. Dafür haben wir Gruppentraining, so ist niemand allein. Und schon beim zweiten oder dritten Mal sieht man erstaunliche Erfolge. Deshalb ist der Sport nicht nur etwas für Fortgeschrittene.“

Regelmäßig neue Hindernisse auf der Strecke

Über Stock und Stein mal anders: Schnelligkeit, Koordination und Balance wird auf den Hindernissen trainiert.
Über Stock und Stein mal anders: Schnelligkeit, Koordination und Balance wird auf den Hindernissen trainiert. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann


Beim ersten Mal brauchen die Sportler für eine Runde über die Hindernisse zwischen 40 und 60 Minuten. Zum Vergleich: Der Streckenrekord liegt momentan bei 7,47 Minuten. Die Hindernisse bei „Crosstrails“ werden regelmäßig ergänzt. „Dadurch, dass OCR eine relativ neue Sportart ist, probiert sich jeder aus und es gibt viel Potenzial, sich zu steigern“, sagt Pia Wagner, die selbst bei Wettkämpfen antritt und amtierende Meisterin beim OCR-Wettkampf „Xletix“ ist.

Dass die Anlage auch im Winter nutzbar ist, verdanken die Sportler sich selbst: „In der ersten Saison hatten wir im Winter tatsächlich geschlossen, aber die Nachfrage war so hoch, dass wir nun ganzjährig das Training draußen ermöglichen.“ Dass die Strecke nach Kinderspielplatznorm gebaut ist, merkt man auch Vanessa und Maurice an. Obwohl das Training sie ganz schön aus der Puste bringt, sind sie am Ende erschöpft, aber zufrieden: „Es macht echt Laune, sich die ganze Zeit selbst zu fordern“, reflektiert Vanessa ihren Lauf. „Von der Kälte spüre ich auf jeden Fall nichts mehr.“