Essen. Lebensmittelskandale, Veggie-Days und Essen in der Mülltonne – selten wird positiv über das berichtet, was wir täglich auf dem Teller haben. Dass Essen auch Spaß machen darf und sogar sexy sein kann, zeigt Fernsehkoch Christian Rach jetzt in seiner zweiteiligen ZDF-Show „Rach tischt auf“.
Sterne- und Fernsehkoch Christian Rach tischt auf – und zwar die 50 wichtigsten Fakten zum Thema Ernährung. Im ersten Teil der ZDF-Show (Teil zwei am 6. März) waren es zwar nur 25, trotzdem wusste man bald nicht mehr, was man vor lauter Zahlen, Statistiken und „Wussten Sie schon…?“-Informationen im Gedächtnis behalten sollte. Eine Sache blieb jedoch haften: Essen darf Spaß machen. Und wenn Christian Rach kocht, dann darf es sogar sexy sein.
Christian Rach, der in seiner RTL-Sendung bisher höchstens vor unfreundlichen Kellnerinnen in die Kamera gesprochen hat, musste sich jetzt in dieser neuen Live-Show vor einem richtigen Publikum beweisen. Da darf man schon mal nervös sein. Als Unterstützung hatte der Sender Moderatorin Andrea „Kiwi“ Kiewel und Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens ausgesucht. Was Rach an Situationskomik fehlte, machten die beiden mehr als wett.
Manchmal auch auf Kosten des Kochs. Der hat sich eine norwegische Lachszuchtfarm angesehen, Fischfutter gefuttert (Wussten Sie schon, dass man für die Produktion von einem Kilo Lachs vier Kilo anderen Fisch in Pulverform braucht?), Babylachsen bei der Impfung zugeschaut und war total begeistert. Auch vom Produkt, das in der Show natürlich schick aufgebahrt in einem Korb liegt. Da kann Rach natürlich die Finger nicht von lassen, schwärmt von klaren Augen und schleimigen Kiemen.
670 Kilo Lebensmittel für den Durchschnittsdeutschen
„Immer, wenn du Lebensmittel berührst, ist das quasi erotisch“, stichelt Dirk Steffens. Die Leidenschaft fürs Essen muss früher oder später behandelt werden, Leidenschaft für Lebensmittel offenbar nicht. 670 Kilo Lebensmittel führt sich der Durchschnittsdeutsche übrigens im Jahr zum Munde. Wussten Sie das schon?
Aber nicht nur Christian Rach, auch die Co-Moderatoren Kiewel und Steffens wurden auf Reisen geschickt. Steffens untersuchte das Essverhalten in der Kantine. Kiwi durfte in der hessischen Provinz nach dem Kartoffelkönig suchen und wurde in Gronau fündig. Ein muffeliger Keller voller Knollen riecht, so Kiwi, wie „das Souterrain des Schlaraffenlandes“. Ärgerlich nur, dass Kartoffeln nicht mehr im Trend liegen. „Wir sind die Nudelgeneration“, formuliert es eine befragte Studentin treffend.
Tomatenchips sind wie "Küssen ohne Zunge"
Nur in Chipsform wird die Knolle (die übrigens mehr Vitamin C hat als Äpfel oder Bananen) noch gerne konsumiert. Warum? Das klärt Dirk Steffens mithilfe eines komplizierten Apparates und ein paar Fremd-/Fach-/Fantasiewörtern: Es kommt nämlich auf den Break-Point und den Bliss-Point an. Sprich: Es muss ordentlich krachen beim Kauen und dabei noch gut schmecken. Alternativen zum Kartoffelchip gibt es nach Meinung der Zuschauer übrigens nicht. Die Tomatenchips schmecken laut Andrea Kiewel „unsexy. Das ist so ein bisschen wie Küssen ohne Zunge.“
Schweinehälften im TV-Studio - das Publikum guckt angewidert
Und damit weiter zum Schweinekopf. 58 Millionen Schweine müssen jedes Jahr bei uns und für uns sterben. Wir braten, kochen, pökeln, rösten, dünsten, grillen und essen sie anschließend. Das erklärt ein leibhaftiger Metzgermeister. Angewiderte Gesichter im Publikum, als er ein Schwein zerteilt und die gesäuberten Därme, die ja mal die gute Salami umhüllen sollen, in die Höhe hält. Währenddessen streichelt Rach liebevoll eine kleine, dunkelrote Schweineleber und die lebendige Deko-Kuh schaut entsetzt auf die Knochensäge. Überhaupt muss Christian Rach jedes Lebensmittel anfassen.
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Oder wie Dirk Steffens sagt: „Für den ist jede Schlachterei ein Streichelzoo.“ Was wir nicht essen, die Innereien und Knochen zum Beispiel, wird anderweitig verwertet, nix kommt weg, so der Metzgermeister. Deshalb findet man Schwein auch in folgenden Produkten: Zigaretten, Porzellan, Patronen, Pinseln, Streichhölzern, Zahnpasta, Frostschutzmitteln und Handschuhen.
100 Soldaten erkennen keine Veggie-Wurst
Taufrische Veganer schlagen jetzt vielleicht die Hände über dem Kopf zusammen. Doch, es stimmt. Obwohl Christian Rach Lebensmittel per se erst mal aufregend und vor allem anregend findet, geht er mit dem Thema Schwein kritisch um. Ob es wirklich 58 Millionen Schweinen jedes Jahr an den Kragen gehen müsse? Lieber weniger, dafür bessere Qualität, lautet sein Lösungsvorschlag.
Denn es muss gar nicht immer Fleisch sein. Oft merkt der Konsument den Unterschied nicht. 100 thüringische Soldaten dürfen sich von Rach bekochen lassen. Der kredenzt Currywurst mit drei unterschiedlichen Saucen. Die Soldaten sollen die Saucen bewerten. Was man ihnen verschweigt: Die Wurst war Veggie, also ohne tierische Inhaltsstoffe. Hat offenbar keiner bemerkt, wie man an den verdutzten Gesichtern ablesen kann, als der Fernsehkoch die Soldaten aufklärt. Ein bisschen veräppelt fühlen diese sich schon. Deshalb kommt beim anschließenden Vegetarier-Wurst-Vergleich kaum eine Sorte gut weg.
Essen darf auch Genuss sein
Was gut schmeckt, gesund ist, unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt und vermarktet wird – die meisten Zuschauer werden das schon vor „Rach tischt auf“ gewusst haben. Essen verbinden viele Menschen nicht erst seit dem 264. Lebensmittelskandal mit Unsicherheit und schlechtem Gewissen. Essen kann, darf und soll aber auch Genuss sein. Und wer kann das besser vermitteln als ein Koch, der sich nicht nur fürs gebratene Filet, sondern auch für frischen Schleim auf Lachskiemen begeistern kann?