Essen. Restauranttester Christian Rach ist wieder für RTL in den erfolglosesten Gaststätten der Republik unterwegs. Zum Auftakt der neuen Staffel bringt er einem Wirt das Gastronomen-ABC bei. Dass dieser es offenbar nur auf die Werbewirkung des TV-Kochs abgesehen hat, merkt Rach erst viel zu spät.

Ein
bisschen mehr gesunder Menschenverstand bei einigen Gastronomen und
Christian Rach, der Restauranttester, könnte seine gleichnamige RTL-Show
einstampfen.
Zu Beginn der neuen Staffel hat er es mit einem besonders zähen
Fall zu tun. Die „Alte Scheune“ in Bennstedt bei Halle an der Saale läuft
nicht. Woran das liegt, ist schnell ausgemacht: Tiefkühlkost und ein Chef, der
einfach keinen Bock mehr zu haben scheint.

Uwe Friedrich betreibt sein Restaurant „Zur Alten Scheune“
inklusive Biergarten und Bowlingbahn eigentlich mit seiner Ehefrau Nicole
zusammen. Die weilt aber während des Besuchs von Christian Rach mit einer
Freundin auf Mallorca. Dessen trockener Kommentar: „Wenn ihr es euch noch
leisten könnt, ist ja gut.“

Nach einer halben Stunde darf Christian Rach Essen bestellen

Die Wahrheit aber ist, dass das Ehepaar Friedrich
sich getrennt hat und Uwe jetzt mit seiner Servicekraft Irene und Azubi
Ronny das Restaurant alleine schmeißt. Und das sieben Tage die Woche. Heißt:
Jeder Mitarbeiter ist während seiner Schicht alleine im Restaurant, kocht,
bedient und organisiert gleichzeitig. Dass das nicht funktionieren kann, merkt
selbst der Zuschauer noch bevor Christian Rach zweifelnd eine Augenbraue in
Richtung Haaransatz ziehen kann.

Christian Rach im Gespräch mit Servicekraft Irene.
Christian Rach im Gespräch mit Servicekraft Irene. © RTL | RTL

Wie sich diese Personalnot bemerkbar macht, wird schon kurz nach Beginn der Sendung klar: Christian Rach betritt die Alte Scheune - und niemand ist da. Irgendwann stürzt
der sichtlich überforderte Ronny aus der Küche. Nach einer halben Stunde
darf der hungrige Kochprofi Rach dann endlich sein Essen bestellen. Wie viele
andere Gäste in derselben Situation bereits das Weite gesucht haben, bleibt
Spekulation.

"Rach, der Restauranttester" bringt Publicity

Restaurantbetreiber Uwe taucht dann auch irgendwann auf. Der
gelernte Koch versteht sein Handwerk zwar, so richtig Lust auf leckere Gerichte
hat er aber nicht. Wie so viele Klienten, denen Christian Rach angeblich wieder
auf den Weg des Erfolgs verholfen hat.
Also beginnt Rach mit seiner üblichen
Litanei für einfallslose Gastronomen: Frische Zutaten statt Tiefkühlkost,
Weiterbildung (in diesem Fall wird in der Buchhandlung am Marktplatz ein Stapel
Kochbücher gekauft), ein eigenes Konzept, nicht rund um die Uhr, sieben Tage
die Woche geöffnet haben, wenn nicht genug Mitarbeiter dafür da sind. Und
natürlich das wichtigste aller Gebote: Die Speisekarte verkleinern.

Auf alle
diese Tipps hätte man als langjähriger Restaurantbesitzer zwar auch selber
kommen können, aber darum geht es den Hilfesuchenden bei „Rach, der
Restauranttester“ ja gar nicht. Sondern – man ahnt es schon – um die
Publicity, die so ein Fernsehkoch selbst in die verstaubteste Eckkneipe bringt.
Und selten wurde dieser banale Deal zwischen Gastronom und Fernsehsehsender so
deutlich wie in dieser Folge.

Ein leeres Lokal beim Kontrollbesuch

Nachdem Christian Rach und Uwe Friedrich nämlich ein paar
Stündchen gekocht und sogar drei neue Gerichte kreiert haben (womit der
Tagesordnungspunkt „eigenes Konzept“ schon abgehakt wäre), meldet sich
Kellnerin Irene krank. Alleine sei eine Neueröffnung nicht zu stemmen,
entscheidet Rach, und kündigt den Abschluss der Rundum-Erneuerung der Alten
Scheune für vier Wochen später an.

Wirt Uwe Friedrich will seine Gaststätte
Wirt Uwe Friedrich will seine Gaststätte "Zur Alten Mühle" wieder ans Laufen bringen. © RTL | RTL

Als er wieder nach Bennstedt kommt, erwartet den TV-Koch
eine gewaltige Überraschung: 100 Gäste hätten für den kommenden Abend
vorbestellt, beichtet Uwe kleinlaut: „Das hat sich halt rumgesprochen, dass der
Rach da ist.“ So ein volles Haus zu verköstigen schafft Koch Uwe natürlich nur
mit Rachs Unterstützung in der Küche. Und den scheint es sogar zu beflügeln,
dass die 100 Bennstedter eigentlich nicht wegen des Essens (das besteht nämlich
weiter nur aus den drei Gerichten, die Rach sich vier Wochen zuvor mal schnell
ausgedacht hat), sondern seinetwegen in die Alte Scheune pilgern. Er singt in der
Küche und entschuldigt sich später wortreich für die sehr bissfesten
Kartoffeln.

Zwei Monate später, Kontrollbesuch. Wieder steht Christian Rach in einem dunklen
Restaurant, in dem niemand die Gäste begrüßt. Uwe berichtet später, dass er
artig die Karte verkleinert hat und montags nun Ruhetag sei. Außerdem kämen
„offenbar“ mehr Gäste. Irene strahlt dazu ein bisschen und auch Azubi Ronny
wirkt stolz wie Oskar. Wie lange die Wirkung so eines Besuchs von Restauranttester Rach und RTL anhält,
wissen sie wohl alle nicht.