Berlin. . „Beispielhafte“ Recherchen zu Olympiavorgaben für Sportler ausgezeichnet. Mit der Offenlegung der Medaillenvorgaben wurde der Grund für die andauernde Geheimhaltung offensichtlich. Für 130 Millionen Euro im Jahr sollten deutsche Athleten insgesamt 86 Medaillen holen. Das deckten die Reporter auf.

Der Weg zum Erfolg war lang. 14 Monate vor den Olympischen Spielen entschloss sich Daniel Drepper vom WAZ-Rechercheteam herauszufinden, wie der deutsche Spitzensport gefördert wird. Er wollte wissen, wo Hunderte von Fördermillionen geblieben waren und was die Sportverbände im Gegenzug versprechen.

Scheinbar eine einfache Aufgabe. Zusammen mit seinem Kollegen Niklas Schenck stieß Drepper bei seinen monatelangen Recherchen auf eine Mauer des Schweigens. Weder der Olympische Sportbund, noch die politischen Institutionen, die den Leistungssport in Deutschland fördern, wollten, dass die Hintergründe der Millionenzahlungen bekannt werden. Sie hatten ihre Gründe, die Absprachen geheim zu halten.

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Von Niklas Schenck und Daniel Drepper

Dreppers Geschichte sollte zu den Olympischen Spielen erscheinen. Sein Ziel: Er wollte eine Debatte über Sinn und Zweck der aktuellen Sportförderung anstoßen. Und genau dies schienen das verantwortliche Bundesinnenministerium und der Olympische Sportbund gerade im Vorfeld der Londoner Olympiade mit allen Mitteln verhindern zu wollen.

13 000 Euro für die Einsicht in die Unterlagen

Anträge auf Akteneinsicht wurden abgelehnt, unterlaufen oder mit immensen Gebühren belegt. Allein für die Einsicht in die Unterlagen verlangte das Bundesinnenministerium über 13 000 Euro. Das Geld konnte nur gemeinsam von der WAZ-Mediengruppe, den Gewerkschaften DJV und dju sowie dem netzwerk recherche und der Otto-Brenner-Stiftung aufgebracht werden. Doch damit nicht genug.

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Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) und der Chef des Olympischen Sportbundes Michael Vesper (Grüne) drängten darauf, besonders die vereinbarten Medaillenziele für die deutschen Sportler geheim zu halten. Diese „Zielvereinbarungen“ über Gold, Silber und Bronze, die in London erkämpft werden sollten, waren die Grundlage der Millionenförderungen durch den Steuerzahler.

Diskussion über eine neue Art der Sportförderung

Erst mit Hilfe eines Beschlusses des Berliner Landgerichtes konnte Drepper den amtierenden Innenminister Friedrich zwingen, die Medaillenvorgaben offen zu legen.

Und Drepper wurde für diese Mühe belohnt. Mit der Offenlegung der Medaillenvorgaben wurde der Grund für die andauernde Geheimhaltung offensichtlich. Für 130 Millionen Euro im Jahr sollten die deutschen Athleten insgesamt 86 Medaillen holen. Das war die Absprache. Tatsächlich holten sie 44 Medaillen. Die Vorgabe war also komplett unrealistisch.

Seither diskutieren Verbände und Politiker über eine neue Art der Sportförderung. Weg von Geheimabmachungen hin zu einer transparenten Vergabe von Mitteln. Für ihre aufwändige und schwierige Recherche wurden Drepper und sein Kollege Schenck mit dem Preis des „Journalisten des Jahres“ in der Kategorie Newcomer vom Medium Magazin ausgezeichnet. Julia Stein, Teamchefin Recherche des NDR Fernsehen, lobte: „Die Standfestigkeit und Ausdauer von Drepper und Schenck sind beispielhaft.“