Essen. . Warum nicht gleich so?! Thomas Gottschalk moderierte seine ARD-Sendung „Gottschalk live“ erstmals vor Publikum. Dazu kam ein ausgelassener Oliver Pocher, der den Moderator zur Höchstform trieb. Der Quote half es: 1,41 Millionen Zuschauer schalteten ein.

Er hat es niemandem leicht gemacht, sich selbst nicht und nicht der ARD. Nach vier langen Wochen war lediglich klar, dass Thomas Gottschalk am Vorabend künftig vor Publikum plauschen will. Wer ihm als Co-Moderator assistieren darf (im Fernsehschnack heißt das Sidekick), scheint immer noch offen. Tatsächlich gab Gottschalks Neustart am Montagabend schon die Antwort. Und die Publikumsgunst ist gestiegen: 1,41 Millionen Zuschauer schalteten ein, das waren 5,2 Prozent. Der Trend geht gegenüber der vorigen Katastrophenwoche nach oben - es konnte allerdings auch nur noch nach oben gehen.

Würden alle Ausgaben von „Gottschalk Live“ so enden wie die vom Montagabend, hätte der Absturz des langen Blonden in den Quoten-Keller gar nicht erst begonnen. Mit Studiogast Oliver Pocher wurde die Show in der zweiten Halbzeit lebendig. Gut, seine Sidekick-Suche bot kaum mehr als ein spätpubertäres Ich-führe-jetzt-mal-ein-paar-doofe-Mädchen-vor. Aber im Studio spielten Gottschalk und er sich die Bälle so gut zu, dass sich Pochers Ex-Chef Harald Schmidt die Frage stellen darf, warum es mit ihm und seinem Comedy-Praktikanten damals nicht geklappt hat.

Pocher belebt die Show

Gottschalk hatte Pocher mit seiner Frage nach dem Comedy-Potenzial des frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck gut in Szene gesetzt. Und je lockerer Pocher wurde, desto mehr zeigte auch Gottschalk von seinem Humor-Potenzial, das viel zu seinem „Wetten, dass..?“-Erfolg beigetragen hatte.

Zuvor hatte die Sendung im Wachkoma gelegen. Gastgeber Gottschalk und der knäcketrockene „Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer waren nett zueinander. Allein, die Chemie stimmte trotzdem nicht. Als sie sich gegenseitig Publikumsbeschimpfungen vorlasen, gab es die Höchststrafe eines gut erzogenen Publikums: lahmen Applaus.

Ach ja, das Publikum. Redaktion raus, Gäste rein – der Sendung tat es gut. Gottschalks Mitarbeiter wirkten stets wie Staffage, und der Versuch, eine Verbindung zwischen Fernsehen und Internet herstellen zu wollen, war ein schlechter Witz. Gottschalk selbst lieferte in seiner eigenen Sendung mit hilflosem Gefummel am Smartphone die Pointe dazu.

Vergangenheit.

Die Leiden des alten Gottschalk

Jetzt sucht Gottschalk sein Heil beim Publikum. Es soll ihm mit Beifall die Unterstützung geben, die er braucht, um warm zu laufen. Die Kamerafahrt zeigte gleich zu Beginn, wen Gottschalk ins Studio gebeten hatte: junge, gut aussehende Menschen, gern Frauen mit Modelqualitäten. Angesichts der äußerst übersichtlichen Quoten gerade bei der Fernsehjugend lieferte Gottschalk Spöttern eine super Vorlage: Es sah so aus, als habe der Gummibärchen-Mann alle junge Leute im Studio versammelt, die ihm noch die Treue halten.

Darunter leidet Gottschalk wie ein Hund, der bei Dauerregen vor der Tür liegen muss. Allerdings stellte der Moderator in der schlechten ersten Halbzeit der Show seine Befindlichkeiten wieder einmal aus. Letztlich kreiste selbst das Mini-Gespräch mit Nachrichtenverkünder Hofer um die Leiden des alten G.

Heilung sollen Veränderungen bringen, die im Laufe der Woche erklärtermaßen Schritt für Schritt sichtbar werden. Dazu gehört auch die Frage nach der Co-Moderation. Aus ARD-Kreisen war entnervt zu hören, dass die Talentsuche bis zuletzt nichts gebracht habe. Tatsächlich kann sich Gottschalk neu erfinden, wenn er seinem zweiten Gast kurzerhand einen Job anbietet: Oliver Pocher.