Essen. . „Deutschland sucht den Superstar“ - und wird ihn vermutlich auch in der neunten DSDS-Staffel nicht finden. In der zweiten Motto-Show des RTL-Castings wird wieder das Junge-Mädchen-Publikum bedient - mit einem Luca Hänni, der Justin Bieber imitiert und den Themenkomplexen Schokolade und Häschen
„Deutschland sucht den Superstar“ bietet leichte Unterhaltung. Ein bisschen Mobbing, ein paar schlechte Stimmen und Kandidaten, die vor allem wegen ihrer kaputten Familien vom Publikum geliebt werden, das alles gehört zum Konzept der RTL-Show. Wenn der Zuschauer gerade noch lacht und nicht umschaltet, hat DSDS alles richtig gemacht.
Vom Schreibtisch aus ist das manchmal schwer zu ertragen. Die natürlichen Begleiter von Dieter Bohlen und seinen Möchtegern-Stars sind jedoch weder Kugelschreiber noch Laptop sondern eine große Couch, Chips und ein paar Bier. Und da das Fremdschämen zusammen noch mehr Spaß macht, wird DSDS an diesem Samstag so beurteilt, wie es die Zuschauer normalerweise sehen. Wir sind zu dritt im Wohnzimmer, Anja und Gloria kennen die Castingshow nur vom Zappen.
„Partyhits“ ist die DSDS-Motto-Show betitelt – die Kandidaten tanzen wild
Zur Pizza vom Lieferservice läutet Moderator Marco Schreyl, wie gewohnt schrill und laut, den Abend ein. Das Motto der Show heißt „Partyhits“. Nach den „Hammerhits“ der letzten Woche ist das schon erstaunlich konkret. Natürlich sind alle in Partylaune, im Einspieler tanzen die Kandidaten wild umher und betonen, wie wahnsinnig gern sie feiern.
Auch die DSDS-Jury aus Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Natalie Horler ist, so Schreyls höchst einfallsreiche Moderation, in Feierlaune. „RTL gibt einen aus!“ brüllt er und kündigt neun „Halli-Galli-Partytitel“ an, denn neun Kandidaten sind es noch, und die sollen jetzt im Wohnzimmer für Stimmung sorgen.
Kristof Hering wird schon wieder Flop der Woche
Doch anstatt loszulegen, dreht sich erstmal das Unglücksrad. „Wer ist Flop?“ fragten sie auf der RTL-Homepage, und wie schon in der letzten Woche heißt die Antwort: Kristof Hering. Trotz oder wegen seines Outings kommt der schwule Schlagerfan nicht gut an. Nun da seine Tage gezählt sein könnten, soll er sich aber für DSDS noch einmal richtig blamieren. Er singt „“Ai Se Eu Te Pego““ von Michel Télo. Portugiesisch liegt ihm nicht, schlimmer ist aber sein gnadenlos peinliches Outfit, dessen Höhepunkt ein gelbes, achselfreies Shirt aus Latex bildet.
Mit ihm auf der Bühne stehen vier Transsexuelle, die nach Karneval in Rio de Janeiro aussehen. „Sowas Peinliches hab ich ja noch nie gesehen“ heißt es von der Couch – doch das liegt wohl daran, dass die beiden nicht regelmäßig DSDS schauen. Die Jury jedenfalls findet es großartig. Während Schreyl noch über sein eigenes Unglücksrad klagt, kündigt sich schon der nächste Einspieler an, diesmal für die jüngste Kandidatin Fabienne. Die Realschülerin mag Schokolade. Weil das so süß ist und sich sicher ganz viele Mädchen damit identifizieren können, geht es nun minutenlang nur um Schokolade.
DSDS recycelt Bruce Darnells Zusammenbruch aus der Vorwoche
Ein unendlich inhaltsloses Interview mit Fabiennes Mutter („Wie viel Schokolade isst sie denn so?“) später kommt endlich Fabiennes Auftritt mit „Jungle Drum“ von Emiliana Torrini, was die 16-Jährige trotz einiger schiefer Töne gut rüberbringt. Auch Jesse singt wie immer solide. Der Zusammenbruch von Bruce aus der letzten Woche wird noch einmal gezeigt. „Ist es vorbei? Ich kann da gar nicht hinschauen“ beschwert sich meine Freundin – fremdschämen kann furchtbar sein.
Langeweile aber auch. Silvias singt „On The Floor“ von Jennifer Lopez, doch Partystimmung kommt nicht auf. Jetzt gibt es auch von der Jury Kritik. Trotz Bier und lauter Musik müssen Anja und Gloria sich zusammenreißen, um weiter dran zu bleiben. Den Skandal beim Auftritt von Luca Hänni bekommen sie nicht mit. Nach dessen Performance von „Baby“ hatte ihm Bohlen bescheinigt, besser zu singen, als es das Original, Justin Bieber, in drei Jahren tun könnte.
DSDS-Skandal: Bohlen findet Luca besser als Justin Bieber
Bei den Fans auf Twitter führt so etwas natürlich zu Wutausbrüchen: Die ganz jungen Mädchen machen einen wichtigen Teil des DSDS-Publikums aus, und sie empören sich heftig darüber, dass Bohlen Lucas durchschnittlichen Auftritt mit im Berndeutsch gefärbten Englisch derart überschwänglich lobt. Und: Wer Justin Bieber beleidigt, ist automatisch unten durch.
Vermutlich kann auch das süße kleine Kaninchen von Vanessa Krasniqi, das Schreyl mit seinem Händchen für völlig unpassende Metaphern, als „haarigen Lover mit Stummelschwanz“ bezeichnet, die wütenden Bieber-Fans nicht mehr besänftigen.
Nach drei zähen DSDS-Stunden steht fest: Silvia ist raus
Joey Heindle, der andere Teenie-Liebling der Sendung, legt mit „Crying At The Discotheque“ einen furchtbar schlechten Auftritt hin. Als Bruce und Dieter sich minutenlang über das DSDS-Jury-Urteil streiten, steht er herum und scheint kein Wort zu verstehen. Bohlen erzählt irgendwas von schiefen Tönen, die „dem stärksten Schwein den Ringel aus dem Schwanz“ schlagen würden. Wir vor dem Fernseher haben vor allem Mitleid.
Hameds Interpretation von „Give Me Everything“ ist dann wieder ganz gut, aber eben auch sehr langweilig. „Das einzige, worum es heute ging, waren Schokolade und das süße Häschen, oder?“ fasst Gloria den Abend zusammen, dabei ist es noch gar nicht vorbei. Natürlich ist es wieder nach Mitternacht, als Schreyl verkündet, wer rausfliegt. Es trifft Silvia, die an diesem Abend keine gute Leistung gebracht hat und obendrein keine kleinen Mädchen zum Kreischen bringt.