Essen. “The Voice of Germany“ hat die deutsche TV-Landschaft nachhaltig verändert. Von diesen Kandidaten können DSDS, “Unser Star für Baku“ und X-Faktor nur träumen. Einzigartig wird “The Voice of Germany“ durch die Unvorhersehbarkeit. Vor dem Finale flogen reihenweise die Favoriten raus.
Heute Abend ist Finale. Dann ist sie gefunden, „The Voice Of Germany“, die Stimme Deutschlands. Vier Kandidaten haben noch Chancen. Doch eines ist bereits jetzt klar. Die Sendung hat die deutsche TV-Landschaft nachhaltig verändert – nicht nur, weil sie ProSieben und SAT.1 überraschend gute Quoten bescherte.
„Anders“ hat „ProSieben-Sprecher Christoph Körfer „The Voice of Germany“ vor Beginn der Staffel genannt. Und anders ist sie geworden. Teilweise hängt das natürlich mit den so genannten „Blind Auditions“ zusammen, bei denen die Jury die Kandidaten nur hören aber nicht sehen konnte. Neu war das für das Publikum aber auch für die Jury. Ein Jury übrigens, die mit dem langmähnigen Rea Garvey, der aufgedrehten Nena, mit Boss Hoss und den zum "Dr. Ton" gekürten Xavier Naidoo zum unterhaltsamsten gehört, was in Casting-Shows derzeit zu sehen ist.
"The Voice of Germany" hat die Dilettanten im Vorfeld aussortiert
Aber auch später wurde die Show "The Voice of Germany" nie eine unter vielen. Das lag aber nicht wie oft behauptet nur daran, dass die Jury ihren Schützlinge stets mit Respekt behandelte, nie über sie aber oft mit ihnen lachte. Was allerdings auch einfach war. Denn musikalische Dilettanten hatte die Produktion schon im Vorfeld aussortiert. Wer übrig blieb, der sang auf einem Niveau, von dem sie bei X-Faktor oder der Suche nach "Unser Star von Baku" nur träumen können.
Von den dünnen Stimmen der DSDS-Mädchen und Jungen, mit denen sich Dieter Bohlen derzeit beim Recall auf den Malediven quält wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst reden. „Un-fucking-fassbar“, fand es Garvey oft und Naidoo nannte es gerne Wahnsinn. Ganz falsch lagen beide nicht.
Bei "The Voice of Germany" kegeln die Favoriten reihenweise vor dem Finale raus
Was die SAT.1-Show "The Voice of Germany" so einzigartig macht, ist ihre Unvorhersehbarkeit. Während man bei der Konkurrenz oft schon nach wenigen Sendungen ahnt, wer am Ende die Nase vorn haben wird, sind vermeintliche Favoriten hier reihenweise ausgeschieden. Percival Duke, Ole oder Sharron Levy, sie alle hätten in anderen Sendungen wahrscheinlich gewonnen, bei „The Voice of Germany“ reichte es nicht einmal für das Finale.
Dort steht Ivy Quainoo, die 19-jährige Berlinerin mit ghanaischen Wurzeln, die eigentlich erst mal studieren wollte, von den "The Voice of Germany"-Fans aber von einer Runde in die nächste getragen wurde. Und Kim Sanders (43), einst Stimme des Disco-Projektes „Culture Beat“ und die mit Abstand Erfahrenste des Final-Quartetts. Michael Schulte ist dabei, der ein wenig aussieht wie die reale Version von „Tingel Tangel-Bob“ der Simpsons und seit Jahren seine Lieder bei Youtube veröffentlicht. Und Max Giesinger, der Mädchenliebling aber auch die vielleicht größte Überraschung in der Endausscheidung.
Handzahmer Dieter Bohlen sucht bei DSDS verzweifelt nach den Stimmen von "The Voice of Germany"
Viel Lob in den Medien hat es für „The Voice of Germany“ gegeben und erst vergangene Woche eine Goldene Kamera. Und bei den Quoten eilte die Show von Ausgabe zu Ausgabe zu neuen Rekorden, bis das Dschungelcamp und die Fußball-Bundesliga den Höhenflug stoppten. Bei RTL, wo die DSDS-Quoten mittlerweile weit von ehemaligen Rekordwerten entfernt sind, hat man das natürlich gemerkt und längst reagiert.
In weiser Voraussicht gab sich Bohlen in den vergangenen Wochen relativ zahm, wenn wieder einmal ein musikalischer „Vollpfosten“ vor ihm stand. Und auch die Zahl der DSDS-Kandidaten mit schwerer Kindheit, krimineller Vergangenheit oder todkranker Verwandtschaft hielt sich in dieser Staffel in Grenzen. Die Zahl der guten Stimmen allerdings auch - ganz im Gegensatz zu "The Voice of Germany".