Essen/Köln. . Mit zehn Kandidaten startet DSDS an diesem Samstag in die Mottoshows. Den Zuschauer erwartet dabei viel Mittelmaß – denn obwohl RTL sich bemüht hat, die Sendung an die wachsende Casting-Konkurrenz anzupassen, können nur wenige der Kandidaten überzeugen.
Blau ist das Dach, gelb die Fassade, großzügig das Ambiente. Hier im Kölner Stadtteil Marsdorf sind sie in eine 455 Quadratmeter große Villa eingezogen vor den am Samstag beginnenden Motto-Shows, die zehn verbliebenen Kandidaten von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Doch während es in den vergangenen Jahren schnell Beschwerden der Anwohner über kreischende Fans und singende Teenager gab, ist es ruhig geblieben bisher. Wie im ganzen Umfeld der RTL-Talentsuche.
Die schwächelnden Quoten, die können sie noch verschmerzen beim Sender. Weil die 5,4 Millionen Zuschauer, die alle am vergangenen Samstag bei der Top-15-Show einschalteten, immer noch viel mehr sind, als bei jeder anderen Casting-Show im deutschen Fernsehen. Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die musikalischen Fähigkeiten der meisten DSDS-Finalteilnehmer so durchwachsen sind, wie lange nicht mehr. Und dabei warten auf den Sieger der neunten Staffel 500 000 Euro. Mindestens. Doch Talent lässt sich eben nicht kaufen.
Dieter Bohlen hat ein Gespür für den Musikgeschmack des Durchschnittsdeutschen
Dieter Bohlen, der vom Sender gekürte Poptitan, weiß das natürlich. Er ist schließlich alles, nur nicht dumm – auch wenn er manchmal so tut. Und er hat ein Gespür für den Musikgeschmack des Durchschnittsdeutschen. Vielleicht hat er deshalb manchmal so verzweifelt gewirkt bei der DSDS-Veranstaltung auf den Malediven, die der Sender „Recall“ nennt und bei der sich die Spreu vom Weizen trennen soll. Wo aber in diesem Jahr viel Spreu war und nur wenig Weizen.
„Sie hätten sich überall bewerben können“, hat DSDS-Moderator Marco Schreyl letzten Samstag vor der Bekanntgabe der besten Zehn geschwafelt. Aber genau das hätten sie eben nicht tun können. Die meisten von ihnen hätten es bei „The Voice of Germany“ nicht mal in die Qualifikation geschafft und wären selbst bei „X-Faktor“ oder der Suche nach dem „Star für Baku“ in der ersten Runde rausgeflogen.
Bei DSDS geht es mehr um die Kandidaten als um die Musik
Und genau da liegt das Problem. Immer mehr Zuschauern scheint es mittlerweile tatsächlich um die Musik zu gehen, die sie bei den Talentsuchen im Fernsehen geboten bekommen. Sollte sich das in den kommenden zehn Wochen nicht ändern, könnte DSDS ein echtes Problem bekommen. Denn auch wenn RTL sich in den letzen Monaten bemüht hat, die Show ein wenig zu ändern, auch wenn Bohlens Sprüche längst nicht mehr so verletzend waren wie früher und Bruce Darnell sich als echter Gewinn für die Jury erwiesen hat, scheint der Sender nun wieder der Versuchung zu erliegen, die Kandidaten über die Sache zu stellen.
Nun werden sie wieder ausgekramt, die bekannten Geschichten und Belanglosigkeiten, die fast so langweilig sind wie die ewig gleichen Moderationen von Marco Schreyl. Geschichten über Kandidaten mit der schlimmen Jugend oder die, die keinen Plan B haben, wenn das Scheinwerferlicht ausgeht und sie nicht gewonnen haben. Und wahrscheinlich dauert es nicht lange, bis Kunde vom ersten Streit aus der Kandidatenvilla dringt, wo die Stimmung derzeit „eigentlich ganz gut ist“, wie die 17-jährige Vanessa Krasniqi aus Iserlohn diese Woche im Interview verriet.
Gefährlich für DSDS an sich
Schade wäre das für sie, die zu Recht als eine der großen Favoritinnen bei DSDS in diesem Jahr gilt. Genau wie für Luca Hänni, den Maurerlehrling und Mädchenschwarm aus der Schweiz oder Hamed Anousheh, den Mann mit der Wollmütze. Und gefährlich für „Deutschland sucht den Superstar“ an sich. Vielleicht nicht in diesem Jahr. Aber in den nächsten.