Essen. . Der Fremdschäm-Stadl DSDS ist im zweiten Recall der neunten Staffel angekommen. Auf den Malediven sollten die Kandidaten im Team performen. Das Ergebnis: ein paar typische Sommersongs, gestellte Peinlichkeiten und drei Kandidaten weniger. Und eine vermeintliche Sensation, wie RTL verkündet.

Deutschland sucht den Superstar, Dieter Bohlens Mobbing-Show, ist inzwischen im zweiten Recall der neunten Staffel angekommen – und langsam scheinen die Zuschauer genug zu haben von falschen Brüsten, schiefen Tönen und dem inszenierten Zickenkrieg der Kandidaten.

Die Quoten sinken, Castingformate wie „The Voice of Germany“ mit mehr Achtung vor den Teilnehmern und deutlich mehr musikalischer Qualiät stehlen „DSDS“ die Show – und sogar die Werbekosten sind ein bisschen nach unten korrigiert worden.

Der DSDS-Recall – ein paar Tage Urlaub bei 35 Grad

Ein Argument zum Mitmachen und Einschalten bleibt immerhin: das Set. Während Deutschland bei Minusgraden bibbert, casten Bruce Darnell, Dieter Bohlen und die Cascada-Sängerin Natalie Horler auf den Malediven. Auf der „Insel der Entscheidungen“ singen die Kandidaten um eine „Reise in ein neues Leben“ – auch, weil vielen von ihnen ihr altes Leben wenig bieten konnte.

Die 36 jungen Menschen, die, so Bohlen, die Juroren allein mit ihrer Stimme in „Gänsehaut-Stimmung“ versetzen sollen, haben zumindest zwei Dinge erreicht: Sie sind im Fernsehen und sie machen ein paar Tage bei 35 Grad im Schatten Urlaub.

DSDS auf den Spuren von Scripted-Reality-Formaten

Doch zum Feiern kommen die Kandidaten kaum, denn sie müssen ihre Auftritte vor der Jury proben. Dabei kommt es natürlich immer wieder zu Problemen. So erzählt es zumindest die Stimme aus dem Off.

Wie viel davon Wirklichkeit ist, darf gefragt werden: Die typischen Streitigkeiten und persönlichen Dramen werden im Scripted-Reality-Stil von „X-Diaries“ oder „Familien im Brennpunkt“ erzählt – nur dass bei diesen Formaten im Abspann der Hinweis folgt, dass all die Beleidigungen und Peinlichkeiten frei erfunden sind.

Die Gesangsduelle – nur angeblich wichtig

DSDS aber engagiert offiziell keine Schauspieler, sondern zeigt echte junge Menschen, die berühmt werden wollen. Lukas, David und Daniele zum Beispiel. Die drei sind zwischen 16 und 25 Jahren alt und sollen zusammen „Nur noch kurz die Welt retten“, den Charterfolg von Tim Bendzko, „performen“. Sie wollen proben, doch Joey fehlt.

„Wo ist er?“ fragen alle und machen sich auf die Suche. Joey findet sich schließlich, er wurde von einem schlechten Geruch in seinem Bungalow aufgehalten. Dieser existiert tatsächlich und geht auf die Käsefüße seines Zimmernachbarn Marcello zurück. Eine kurze Diskussion, wer von den beiden unhygienischer sei, folgt. Nachdem dieses Drama einigermaßen gütlich beendet wurde, beginnt, was angeblich wichtig ist bei DSDS: Die Gesangsduelle.

Die Mädchen treten bei DSDS nur im Bikini auf

Daniele und Joey bekommen großes Lob für ihre außergewöhnlichen und markanten Stimmen. David dagegen hört herbe Kritik und macht sich Vorwürfe. Die darauffolgende Mädchengruppe tritt, wie alle Mädchen, im Bikini auf und singt einen Sommersong, der, neben ein paar aneinandergereihten Silben, nur aus dem Wort „sexy“ zu bestehen scheint.

Kandidatin Jana Skolina aus Oberhausen setzt nicht nur auf Gesang, sondern auf weibliche Reize. (Foto: RTL/Stefan Gregorowius)
Kandidatin Jana Skolina aus Oberhausen setzt nicht nur auf Gesang, sondern auf weibliche Reize. (Foto: RTL/Stefan Gregorowius) © RTL

Die blonde Jana aus Oberhausen wird für ihren Gesang und ihre tatsächlich recht überzeugende Darstellung gelobt, jedoch bewegt Dieter Bohlen vor allem eine Frage: „Wo sind deine Riesendinger geblieben?“ – Im Bikini sehen die nämlich kleiner aus als im Push-Up, oh Wunder. Immerhin, eine gute Gelegenheit zum quetschen und zoomen.

Drei von 36 Kandidaten müssen gehen

Musikalisch geht es weiter mit „Hey Baby“ von DJ Ötzi. Auch hier eine Jungscombo, auch hier werden die Proben vom Fehlen eines Kandidaten überschattet – seine Ausrede (Durchfall) wird lang und breit beschrieben und schließlich akzeptiert, der Partysong auf dem Partyboot kann steigen.

Danach wird es – dramatische Musik – ernst: drei von 36 Kandidaten fliegen raus. Es trifft Celine („Po-Wackeln allein reicht nicht“), Betty Bambi, die wohl eigentlich ein Mann ist und auch deshalb im sexy Kokosnuss-Karibik-Gesang nicht so ganz überzeugen konnte und, nach der Werbung, Nikolas aus der Hey-Baby-Gruppe.

DSDS-Jury „bricht beim Recall ab“

Bevor endlich wieder gesungen werden soll, erzählen die einzelnen Kandidaten von ihrer Angst vor der Jury und dem immensen Druck, der nun auf ihnen lastet. Dann entzieht sich erneut ein Junge der Probe, denn „er möchte allein sein“. Ohne gemeinsame Vorbereitung versagt die Gruppe bei der Performance von Take Thats „Relight my fire“. Doch bald darauf stellt sich heraus, dass Ole, der Junge der allein sein wollte, an Multipler Sklerose leidet. Was daraus folgt ist unklar, doch die Kamera zeigt Ole im Gespräch mit Dieter Bohlen, am Strand.

Die Lady-Gaga-Gruppe scheitert ebenfalls. Alle außer Ursula, deren Showtalent sich schon in den ersten paar Tönen zeigt, haben ihren Text vergessen, Blackout. Es fließen Tränen. Nach so vielen Misserfolgen ist die Jury wütend, Bohlen flucht, der ganze Casting-Tag soll wiederholt werden, alle sollen sich noch einmal richtig Mühe geben. Was heißt das nun?

Die RTL-Homepage klärt in gewohnten Superlativen auf. Obacht, Skandal! „Das gab es noch nie! Die Jury bricht beim Recall auf den Malediven ab“, schreibt der Sender. Über die drei, die die Show verlassen mussten, heißt es: „Verbannung aus dem Paradies“. DSDS als Paradies? Das zumindest darf bezweifelt werden.

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