Düsseldorf. Inka Bauses Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ geht in die nächste Runde – und erweist sich abermals als bizarre Mischung aus Groschenroman, Realsatire und verunglückter Kontaktanzeige.
Was ist eigentlich mit den Bauern von heute los? Wo sind die muskulösen Naturburschen, die im Morgengrauen Holz hacken? Wo sind die Kerle, die wilde Hengste bändigen und verwundete Lämmer über Berggipfel nach Hause tragen? Ausgestorben, wenn man dieser Sendung trauen darf. Dort sehen wir ganz andere Bilder: erwachsene Männer, die Kätzchen streicheln, Kälbern Milchflaschen geben und Mamas selbst gemachte Torte verdrücken.
Im Grunde läuft „Bauer sucht Frau“ dem Prinzip einer Kontaktanzeige völlig zuwider. Statt mit den Stärken der Schützlinge zu werben, werden deren Schwächen im zwangsalliterierenden Off-Kommentar immer wieder betont. Wir treffen den „einsamen Emsländer“, den „pfundigen (=dicken) Pferdebauern“ und den „schüchternen Joseph“. In der nächsten Folge lernen wir vermutlich den „schlichten Schweinezüchter,“ den „anämischen Ananaspflanzer“ und den „hageren Hirten“ kennen.
Muttersöhnchen im Streichelzoo
Selbst wenn die Kandidaten mal angepriesen werden, macht die Text-/Bildschere alles wieder kaputt. So heißt es an einer Stelle, Single Claus sei ein echter Kerl. Schnitt auf ein Rapsfeld. Claus streichelt die Halme, riecht an den Blüten. Ja, so stellt man sie sich vor, die echten Kerle. Dabei könnte man doch problemlos mit der körperlichen und logistischen Leistung werben, die die Bewirtschaftung eines Bauernhofs darstellt. Stattdessen verkauft „Bauer sucht Frau“ seine Mandanten als Muttersöhnchen im Streichelzoo.
Hauptsache sympathisch
Deren Wünsche sind entsprechend bescheiden: „Wenn sie mir eine Freude machen will, dann braucht sie mir nur einen Kuchen zu backen,“ sagt Milchbauer Joseph über seine Traumfrau. 20 Minuten später hört man seinen Kollegen Dieter genau dasselbe sagen. Konkurrent Willi würde sich schon über ein kleines Küsschen ab und zu freuen. Haarfarbe und Figur der Bewerberinnen sind ihnen egal. Hauptsache sympathisch. Vielleicht sind es diese Momente, die den Erfolg von „Bauer sucht Frau“ ausmachen. Wer die Ansprüche von Großstadtsingles und ewigen Selbstverwirklichern beklagt, findet in dieser Sendung den Gegenentwurf.
Und manchmal klappt es ja auch mit dem Bauern und der Frau. Als Beleg müssen zwei ehemalige Kandidaten vor die Kamera, die ihr Partnerglück gefunden haben. Das wäre an sich nicht schlimm, würde die Romantik nicht ständig in Groschenromanprosa beschworen und stünden die Bilder nicht so oft im Widerspruch dazu. An einer Stelle etwa sehen wir einen ehemaligen Single-Bauern mit seiner neuen Frau. Sie ist schwanger und hält ein Ultraschallbild in die Kamera. Er: „Was sieht man denn da?“ Sie: „Naja, alles normal – Kopf, Rumpf, Arme, halt.“ Er: „Du könntest Dich ruhig mal freuen.“
Medial ungeübt
Momente wie dieser stecken im Kalkül der Sendung. Für die Macher und Zuschauer lebt „Bauer sucht Frau“ weniger von der Spannung, wer am Ende wen abbekommt, als eher von der unfreiwilligen Komik ihrer amourös und medial ungeübten Klientel. Der Grat zwischen Dokumentation und Bloßstellung ist auf jeden Fall schmal.