Essen. Heinrich Heine hat Recht. Der deutsche Sommer erwies sich wieder einmal als grün angestrichener Winter. Was Eltern und Schülern Tränen in die Augen treibt, sollte den TV-Granden ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Allein, es kam anders. Gerade die Branchenführer wurden im Juli gegrillt.

Dass das Erste den Gesamtmarkt dominiert, hat nichts mit neuer Stärke der ARD zu tun, sondern, im Gegenteil, mit einer schwachen Konkurrenz. Denn der öffentlich-rechtliche Senderverbund wurde arg gerupft. Sein Marktanteil lag im vergangenen Monat bei exakt zwölf Prozent. Damit gab die Truppe um Programmchef Volker Herres 0,4 Prozentpunkte ab.

Dumm lief es auch fürs Zweite. Das ZDF belegt in der TV-Hitliste Platz zwei mit mageren 11,9 Prozent. Das Zweite büßte damit gleich 0,6 Punkte ein.

Ebenfalls auf der Verliererstraße war RTL. Die Monatsbilanz könnte, in Anlehnung an eine Hollywood-Komödie, überschrieben sein mit dem Titel "Liebling, ich habe die Quote geschrumpft". Für den Kölner Privatsender langte es gerade mal für 11,4 Prozent - ein Minus von 0,2 Punkten.

Eine Aufwärtstendenz verbucht allerdings Sat.1. Der bisher in Berlin residierende Privatsender befindet sich, internationalem Fußball sei Dank, seit geraumer Zeit in einem Sog nach oben. Guido Bolten und seine Mannschaft fuhren 10,7 Prozent ein. Damit machten sie 0,3 Prozentpunkte gut.

Nicht so gut lief es dagegen für den Größten unter den Kleinen. Mag sein, dass ProSieben im Frühjahr das Tagesgespräch dominierte mit starken Abendsendungen wie "Germany's Next Topmodel" und Stefan-Raab-Sendungen in allen Formen und Farben - im Juli war Schluss mit lustig. Die Quote gab von 6,3 auf 5,9 Prozent nach.

Wann packen sie es an?

Und wie sah es beim Publikum unter 50 aus, das von der Werbewirtschaft besonders stark umworben wird? Da blieb RTL, wie gewohnt, Marktführer. Aber: Auch dort bröselte die Stellung von Anke Schäferkordt & Co. Die Monatsquote von 15,3 Prozent bedeutet ein Minus von 0,3 Punkten.

Sat.1 hingegen machte, wie beim Gesamtpublikum, Boden gut. Der gerade nach München gezogene Sender legte um 0,2 Punkte auf 11,1 Prozent zu - offenbar auf Kosten der Konzernschwester ProSieben. Der auf junges Volk abonnierte Sender büßte gleich 0,6 Punkte ein und tauschte erstmalig seit langer Zeit die Plätze mit dem Flaggschiff der ProSiebenSat.1 Media AG.

Zu den Gewinnern gehörte Vox. Die RTL-Tochter legte um 0,5 Punkte auf genau acht Prozent zu. Kabel 1, Kleinsender der ProSiebenSat.1-Gruppe, verbesserte sich ebenfalls leicht um 0,1 Punkte auf 6,6 Prozent.

Dagegen erwischte es RTL II kalt. Der Marktanteil der Münchner schnurrte von 6,9 auf 6,4 Prozent zusammen.

Und die Öffentlich-Rechtlichen? Bei den Gebührenzahlern unter 50 spielen ARD und ZDF traditionell kaum eine Rolle. Dennoch gelang es den beiden Sende-Systemen, sich weiter zu verschlechtern. Das Zweite verschlechterte seinen Marktanteil von 6,4 auf aktuell 5,8 Prozent. Das Erste erreichte den gleichen Wert - und gab damit 0,3 Punkte preis.

Für ARD und ZDF gibt es viel zu tun. Wann packen sie es an?