Köln. . Der Fotograf Horst Wackerbarth, der mit seinen Fotos vom roten Sofa in aller Welt berühmt wurde, klagt gegen die Stadtwerke Bonn, die mit einer blauen Couch werben. Er hält die Aktion für geistigen Diebstahl. Der Anwalt der Gegenseite wirft ihm vor, die Idee selbst übernommen zu haben.

Rote Couch gegen blaues Sofa: Seit über 30 Jahren reist der Düsseldorfer Fotograf Horst Wackerbarth durch die Welt und inszeniert Menschen aller Kulturen auf seinem Möbel. Eine Idee, mit der er sich einen Namen gemacht hat. Eine Idee, die offenbar auch anderen gefiel. Wackerbarth jedenfalls hält eine Werbekampagne der Bonner Stadtwerke für ein Plagiat, für geistigen Diebstahl und klagt dagegen. Auf diese Idee könnte man tatsächlich kommen, so blau deren Sofa auch ist.

Es ist nicht der erste Gerichtstermin in dieser Sache. Horst Wackerbarth müsste also schon eine gewisse Routine entwickelt haben. Doch stattdessen sitzt er - schwarzer Mantel, roter Schal - etwas verloren in der Bank des Klägers, ihm gegenüber zwei Wirtschafts-Anwälte und der Justiziar der Bonner Stadtwerke. „Ich wäre jetzt auch lieber hinter der Kamera“, raunt er noch einem Pressefotografen zu, bevor sich die Tür zum Gerichtssaal schließt.

Und es scheint tatsächlich ein ungleicher Kampf zu werden, auch wenn Martin Koepsel, der Vorsitzende Richter des Kölner Landgerichts, gleich zu Beginn des Güteverfahrens andeutet, dass die Grundidee dieser Bilder eine gewisse Besonderheit aufweise und vieles dafür spreche, dass „die Idee zu diesen Bildern sehr wohl urheberrechtlichen Schutz genießen könnte“.

Doch die Anwälte der Gegenseite sind Profis, Fachanwälte für Wirtschaftsrecht, ja für Urheberschutz. Die Tatsache, dass Horst Wackerbarth eben nicht wie ein Jurist argumentiert, sondern wie ein Künstler, eher aus dem Bauch heraus, lässt ihn schnell in die Defensive geraten. Das Gericht vermisst, dass er die Fotos, die er zum Beleg seiner Plagiats-Klage einreichte, genauer erklärt. Dass er auf deren Eigenheiten, Perspektiven, Beleuchtung hinweist, um den Vergleich mit den „geblauten“ Fotos der Stadtwerke-Kampagne anzutreten.

Auch interessant

Und bald entgleitet dieser Termin, der ja eigentlich eine Gelegenheit bieten sollte, sich zu einigen. Bald wird der Ton emotional, ja arrogant bis böse. „Das sieht doch aus wie Urlaubs-Fotografie“, argumentiert Rechtsanwalt Markus Ruttig. Und sein Co Andreas Okonek kramt Unterlagen hervor, eine Kopie der Internet-Seite des US-Fotografen Kevin Clark, auf der dieser das rote Sofa zu seiner Idee erklärt.

Couch unter Wien, 1992 Serie
Couch unter Wien, 1992 Serie "Rote Couch-Geschichten" © Horst Wackerbarth

Also habe er, Horst Wackerbarth, die Idee selbst nur übernommen? Wackerbarth pumpt, scheint die Welt nicht mehr zu verstehen: „Aber Clark war mein Partner, wir haben die Idee zusammen entwickelt. Ich ruf ihn an. Er wird das bestätigen.“

Und das Anwalts-Duo legt noch nach, selbst längst alles andere als gelassen, zückt weiteres vermeintliches Beweismaterial. Blatt 7 der Anlage, ein Foto, auf dem das rote Sofa auf einem Fahrzeug mit Anhänger steht. Der Mann hinter dem Steuer, ob das nicht er sei, fragt Rechtsanwalt Andreas Okonek. Ja, bestätigt Wackerbarth, das sei er. Also habe er das Foto gar nicht selbst gemacht, es gebe es offenbar auch andere, die rote Sofas fotografierten, hakt der Anwalt nach. Kunst und Juristerei, sie stehen sich in diesem Moment gegenüber wie unvereinbare Welten: Das Foto, ein sogenanntes Making off, das Wackerbarth bei der Arbeit zeigt, bei der Reise durch die Welt, hatte ein Assistent seines Ateliers gemacht.

Am Ende ist die gütliche Einigung gescheitert, wird für Oktober ein neuer Termin vereinbart. Und was sagt Horst Wackerbarth: „Die haben superteure Anwälte, die sind super vorbereitet. Ich hab’s ja mehr mit der Kunst“.