Duisburg. .
Auf einem roten Sofa sitzend fotografiert Horst Wackerbarth im Auftrag der Stadt Duisburg Menschen. Nach seinem Einsatz im Zoo musste das wichtigste Requisit des Fotografen komplett renoviert werden.
Die Nashörner haben das rote Sofa nur leicht angestupst und kein weiteres Interesse gezeigt. Den Löwen hingegen war es ein willkommenes Spielzeug: Nachdem die Alpha-Löwin die Vorhut gemacht hatte, beteiligten sich auch der zwölfjährige „Piefke“ (ein selten unpassender Name für ein so prächtiges Männchen) und seine beiden weiteren „Frauen“ begeistert an der Zerstörung des Sofas, das Fotograf Horst Wackerbarth zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Das Rudel zerlegte das Möbelstück bis auf den Rahmen, es musste komplett renoviert werden.
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Wackerbarth, auf dessen rotem Sofa bereits 600 Menschen Platz genommen haben, realisiert auf Initiative der Stadt (finanziert von der Sparkasse) das Kulturhauptstadt-Projekt „Here & There“ über Migration. Dazu lichtete er unter anderem die in Duisburg geborene Ruhr-2010-Direktorin Asli Sevindim ab: Im Zoo und auf ihren Wunsch mit dem „innig geliebten“ Wombat „Rolf“ auf dem roten Sofa. Schon als Kind sei sie gern in den Zoo gegangen, sagte sie gestern bei der Enthüllung „ihres“ Fotos im Löwenkäfig. „Ich durfte Rolf umarmen“, schwärmte sie von der direkten Begegnung mit dem australischen Beuteltier, das in Hannover geboren wurde. „Und sie wohnt ja nur einen Katzensprung entfernt“, begrüßte Zoo-Direktor Achim Winkler den Gast.
Noch ungewöhnlicher als das Foto mit Asli Sevindim und Rolf sind die zwei Bildsequenzen mit Sofa und Tieren. Die gehören für Wackerbarth auch zu den Migranten, „die Kreatur, die sich hier in menschlicher Obhut befindet“: Sie zeigen (siehe oben) die desinteressierten Breitmaulnashörner Hluti und Nongoma, die seit April 1986 Duisburger sind, und das verspielte Löwenrudel, das das Sofa in kurzer Zeit niedergekämpft hatte.
Wackerbarth nutzte die Präsentation im eigens gereinigten Löwenkäfig, in dem der majestätische „Piefke“ den versammelten Menschen allein durch seine Anwesenheit die Show stahl, für einige Anmerkungen zum Thema. Er kritisierte, dass Deutschland Menschen abschiebt, deren Aufenthalt zum Teil über viele Jahre geduldet wurde, und er äußerte sich „sehr enttäuscht“ darüber, dass nur wenige Folteropfer aus dem Iran aufgenommen würden.
25 Bilder aus Duisburg waren mit Wackerbarth vereinbart worden, „35 sind es geworden“, so Kulturdezernent Karl Janssen. Weitere kommen hinzu, denn Wackerbarth fotografiert auch in den Partnerstädten Wuhan/China und San Pedro Sula/Honduras. Das Thema Migration soll „in seiner Wechselseitigkeit beleuchtet werden“, so Janssen.
Die Ausstellung wird am 1. Oktober im Lehmbruck-Museum eröffnet und bleibt bis zum 9. Januar. Danach geht sie in die Partnerstädte. Von dieser Aktion im Duisburger Zoo, aber auch den anderen Begegnungen auf dem roten Sofa gibt es auch Videos bei Vimeo und Youtube.