Duisburg..
Horst Wackerbarth fotografiert im Auftrag der Stadt Duisburg Menschen für die Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Jedes der Fotos in der Reihe „Here & There“ wird von Zuwanderung, Einwanderung, Abwanderung handeln, und immer dient Wackerbarths rotes Sofa als Menschenbühne.
Zumindest Elena Patova und ihr Sohn Nodari Batirbekov wissen eine Antwort auf die Frage nach den bleibenden Folgen der Kulturhauptstadt: „Wir!“ Die beiden Flüchtlinge aus der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien sollten aus ihrem deutschen Exil in Duisburg abgeschoben werden. Bis zu jenem Tag, an dem sie der Fotograf Horst Wackerbarth auf sein weltgereistes rotes Sofa zog – für ein Duisburger Kulturhauptstadt-Projekt, zusammen mit dem Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen und auf der Ruhr, vor dem Stauwehr in Duisburg, kurz vor der Mündung in den Rhein. Das Medieninteresse sorgte dafür, dass sich die Härtefallkommission des Landes mit Elena Patova und Nodari befasste. Heute leben sie in Moers, sie hat einen Job, er besucht das Gymnasium.
Nicht jedes Bild aus der neuen „Here & There“-Reihe von Horst Wackerbarth, die er im Auftrag der Stadt Duisburg für die Kulturhaupstadt zusammenfotografiert, wird derlei schwerwiegende Folgen haben. Aber jedes der Fotos wird von Zuwanderung, Einwanderung, Abwanderung handeln: Lauter Migrationsvordergründe, hier wie dort.
Video-Interviews erscheinen auf DerWesten, bevor sie im Museum laufen
Der selbsternannte „Menschensammler“ Wackerbarth reist dazu in die Duisburger Partnerstädte Wuhan (China), San Pedro Sula (Honduras), Gaziantep (Türkei) und Perm (Russland). Immer im Gepäck: Jenes Arbeitsgerät, das man längst weltweit mit dem Namen Wackerbarth assoziiert – die rote Couch, die Menschenbühne, Thron und Gleichheitsmaschine zugleich sein soll. Das rote Sofa gibt den Rahmen ab für das Lebensprojekt des in Düsseldorf ansässigen Fotografen: eine „Galerie der Menschheit“, die mittlerweile fast 600 großformatige Fotografien umfasst und das Sofa zwischen den Eisbergen und den Wüsten der Welt schon an allen erdenklichen Stellen gesehen hat.
Wackerbarths Projekt besteht allerdings nicht aus den Fotos allein; dazu gehören auch Video-Interviews mit den mehr oder minder prominenten Zeitgenossen, die er auf sein Sofa setzt. Wackerbarth stellt zwölf „universelle Fragen“, die Aufschluss geben über das Innere der Fotografierten. Es geht bei diesen Fragen um Glück und Tod und um Dinge, die das Leben lebenswert machen. Um Wünsche und Träume, um Ängste und Unglück. Und so skizziert der ehemalige WDR-Chef Fritz Pleitgen auf die Frage „Hier & Dort?“ sein zweischneidiges Verhältnis zu Duisburg, aus dem er als gebürtiger Meidericher früh weggezogen ist: „Ich habe aber immer wieder merkwürdigerweise Duisburg als meinen Heimatort angesehen.“
Wanderausstellung im Lehmbruck Museum
Das Duisburger Lehmbruck-Museum wird die 100 Wackerbarth-Fotos samt der Videos, die bis zum Herbst entstehen sollen, ab dem 1. Oktober in einer Ausstellung präsentieren (bis 9. Januar 2011); anschließend geht sie als Wanderausstellung in die Duisburger Partnerstädte auf Tournee. Bevor die Interviews im Museum zu sehen sind, erscheinen sie auf DerWesten: Die Videos und weitere Informationen zum Projekt finden sich unter DerWesten.de/wackerbarth .