Duisburg. .

Die Idee, Thilo Sarrazin für eine Lesung im Rahmen der Ausstellung „Here & There“ zu gewinnen, habe Fotograf Horst Wackerbath selbst gehabt. Sagt Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruck-Museum. Er beklagt die geringe Resonanz auf die Ausstellung.

Über Thilo Sarrazin spreche er „nur im Zusammenhang mit Horst Wackerbarth“, so Raimund Stecker. Wie der Direktor des Duisburger Lehmbruck-Museums sagt, sei es Wackerbarths Idee gewesen, Sarrazin zu einer Lesung ins Museum einzuladen.

„Ich halte es für sinnvoll, sein Buch zu lesen und mit dem zu vergleichen, was Wackerbarth zeigt“, sagt Stecker. Schließlich beziehe der Fotograf mit seinem Projekt „Here & There“ einen „dezidiert positiven“ Standpunkt zum Thema Integration.

Aber: „Wo sind die positiven Stimmen zu Wackerbarth?“ beklagt der Museumschef die seiner Meinung nach zu geringe Medienresonanz auf die Ausstellung: Es sei „unglaublich“, dass der positiv-brisante Ansatz des Künstlers in Sachen Integration nicht wahrgenommen werde, während die negative Sicht Beachtung finde, kaum dass die Sarrazin-Einladung veröffentlicht worden sei.

Stecker: Sarrazin nicht kriminalisieren

Was Wackerbarth mache, sei doch „sehr gewagt“, so Stecker. Er platziere beispielsweise die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi mit Menschen aus Sierra Leone, Pakistan, Bangladesch und China auf dem roten Sofa auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Ratingsee – und übe damit Kritik am System in Persien.

Oder wenn er die die Flüchtlinge, die in in Duisburgs Partnerstadt Calais unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, mit der Rodin-Skulptur „Bürger von Calais“ zeigt: Bürger von Calais helfen den Immigraten, die offiziell nicht geduldet werden, zu überleben. „Das hat eine irre Dimension“ und es sei Aufgabe eines Museum, das zu diskutieren, so Stecker.

Eine Sache von der einen und von der anderen Seite zu beleuchten, „ist deutsche Dialektik“. Dabei beruft sich Stecker auf Hegel, Marx, Heidegger und Adorno. „Im Land der Philosophen tut man gut daran, das Mögliche zu denken, um das Richtige zu tun.“

Er versuche, den Abend des 29. November „so normal wie möglich“ zu gestalten. Berücksichtigt werden müsse, dass Sarrazin unter Personenschutz stehe. „Ich weiß, dass er kalkuliert provoziert“, so Stecker, aber das sei „nicht undemokratisch“ und dürfe nicht kriminalisiert werden.