Duisburg. .
Das Wilhelm Lehmbruck Museum zeigt die neuen Foto- und Video-Arbeiten des Fotografen Horst Wackerbarth und seiner legendären roten Couch, die durch Duisburg und seine Partnerstädte gewandert ist.
Dieser Migrationshintergrund ist mit rotem Samt überzogen, und je mehr die Integrationsdebatte tobt, desto nötiger, sich mal zu setzen und miteinander zu reden. Bei Horst Wackerbarth wird die Couch, das erzbürgerliche Möbel, zur Bühne, die ihren Be-Sitzern gleiche Voraussetzungen verschafft. Das Sofa hebt hervor, wie verschieden die Menschen sind, die darauf Platz nehmen – weil die Kulisse stets etwas erzählt über die unverwechselbaren Menschen, die Horst Wackerbarth fotografiert.
Eine Galerie der Menschheit
Seit über 25 Jahren arbeitet der Düsseldorfer Fotograf an einer Galerie der Menschheit, die in ihrem weltumspannenden Anspruch die Menschensammel-Werke seiner fotografischen Ahnen von August Sander bis Irving Penn noch weiter treibt. So ist Wackerbarths Couch, zwischen Eisbergen und Wüstensand, über die Jahre zu einem Markenzeichen geworden, das manchem schon wie ein öder Gag vorzukommen begann.
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Aber dann hat Wackerbarth, im Auftrag der Stadt Duisburg zum Kulturhauptstadtjahr 2010, begonnen, auf seinem Sofa Ein- und Auswanderer zu fotografieren, wie stets mit seiner riesigen alten Sinar Plattenkamera. Eingewurzelte, gelandete oder vorüberziehende Menschen aus Duisburg und seinen Partnerstädten Calais (Frankreich), Wuhan (China) Portsmouth (Großbritannien) und San Pedro Sula (Honduras): Fischer und Stahlarbeiter, Schauspieler und Entwicklungshelfer, Fußballprofis und Vorstandsvorsitzende, Flüchtlinge und Flüchtlingspolizisten, Geiger und Sprayer, Bischöfe, Rabbiner und Imame, aber auch Zootiere, verlassene Ehefrauen und einsame Wölfe, Chefredakteure und die Boxsporttruppe Kulturbunker Bruckhausen.
Und das Sofa erzählte wieder neue Geschichten.
Ab heute zeigt sie das Duisburger Lehmbruck Museum, zeigt auch ein paar alte Fotos von Wackerbarth und Video-Interviews, in denen das Sofa ein demokratisches Möbel ist und demografisch auch. Es sagt ja: Jeder Einzelne zählt.