Essen/Duisburg/Dortmund. . Am 36. Internationalen Museumstag, der am 12. Mai stattfindet, wird getwittert, was das Zeug hält. Neue Formate sind in den Museen heute an der Tagesordnung. Sparzwänge richten den Blick auf die eigenen Sammlungen.

Die deutsche Eröffnung des Internationalen Museumstages am Sonntag in Ludwigsburg wird symptomatisch: Dort hat man Stadt- und Kunstmuseum samt Touristeninformation unter einem Dach vereint, und zwar unter dem eines renovierten Altbaus. Die deutschen Museen müssen sparen, müssen zusammenrücken, sich öffnen. Und selbst im wohlhabenden Frankfurt hat sich die Stadtverwaltung dafür entschieden, das lange geplante Romantik-Museum neben dem Goethehaus nicht zu bauen, um vier Millionen Euro zu sparen. Nun versucht eine Bürgerinitiative, das Geld zusammenzubekommen.

Art Dating und „Zweiter Blick“

Rund 7200 Kunst-, Geschichts- und sonstige Museen gibt es zwischen dem Flensburger Museumsberg und dem Schirmmuseum von Sonthofen. Und längst kostet es so viel Mühe und Not, all diese Häuser am Leben zu erhalten, dass immer weniger Geld da ist, um sie mit Leben zu füllen. Beim Duisburger Lehmbruck Museum etwa, das in den 60er-Jahren gebaut wurde, hat sich ein millionenschwerer Sanierungsbedarf herausgestellt, nachdem es zwischenzeitlich wegen maroder Decken gesperrt war; seit Anfang Mai ist dort der Lehmbruck-Trakt gesperrt.

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Weil die Etats der Museen so gerade noch den laufenden Betrieb sichern können, geht die Zahl der spektakulären Sonderausstellungen zurück – aber ob das tatsächlich ein großer Schaden ist, steht noch dahin. Denn solche Sonderausstellungen dienten nicht selten dazu, allerlei kühne, mitunter aber auch bizarre oder abstruse Thesen und Theorien von Kunst- und anderen Historikern zu illustrieren. So wurden Museumsbesucher nicht selten zu Opfern wissenschaftlicher Profilierungsversuche.

Aus dem Depot

Nun aber entdecken die Museen seit einigen Jahren – notgedrungen – wieder ihre eigenen Sammlungen in den Depots, kombinieren sie neu, polieren sie auf. Das beschert dem Publikum etwa im Falle des Wuppertaler von der Heydt echte Meisterwerke; in Köln stellt das Wallraf-Richartz die Arbeit der eigenen Restauratoren ins Licht – und wie sie eine Monet-Fälschung entdeckten. Und das Ostwall-Museum im Dortmunder U-Turm hat das Format „Der zweite Blick“ entwickelt, bei dem in der Ständigen Sammlung bekannte Meisterwerke mit Unbekanntem aus dem Depot kombiniert werden.

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Den steigenden Publikumszahlen scheint der Rückgriff auf die eigenen Sammlungen keinen Abbruch zu tun; zuletzt wurde die Zahl von jährlich 109 Millionen Museumsbesuchen in deutschen Landen registriert, damit wäre jeder Deutsche mehr als einmal im Jahr im Museum. Schätzungen zufolge sind für diesen Rekord allerdings im Wesentlichen nur zehn Prozent der Bevölkerung verantwortlich.

Das Duisburger Lehmbruck versucht es mit Mutter-Kind-Führungen und ein Art-Dating, bei dem sich immer neu gemischte Paare für sieben Minuten gemeinsam einem Kunstwerk zuwenden; im Essener Folkwang erfreut man sich am Erfolg der „Rendezvous“-Reihe, bei der das Museum plötzlich vor Stundenten zu platzen scheint und eine Atmosphäre irgendwo zwischen Uni und Party entsteht.

Und zum heuten Internationalen Museumstag geht man geschlossen in die sozialen Netzwerke – so werden alle Nachrichten rund um den Tag unter dem Hashtag #IMT13 getwittert: „Die Museen müssen die Sprache der Gesellschaft sprechen“, sagt Volker Rodekamp als Präsident des Deutschen Museumsbundes dazu.

Gerade die Generation Facebook macht den Museumsleuten nämlich große Sorgen. Sie sei viel zu sehr mit der Gegenwart beschäftigt, als dass noch Zeit für den Rückblick aufs Gestern bleibe, heißt es. Da dämmere eine neue Geschichtsvergessenheit herauf. Aber noch ist ja nicht aller Museumstage Abend.