Essen. Das Essener Museum Folkwang zeigt „Berliner Leben – Plakate von Volker Noth“. Die Ausstellung ist ein Streifzug durch 25 Jahre Berlinale-Geschichte: So lange hat der Plakatkünstler die Berlinale mit seinen Motiven begleitet. Die Ausstellung beginnt passend zum Start der Berlinale Anfang Februar.
In der heutigen Werbewelt, in der das Versprechen von dauernder Veränderung und Neuerfindung vielleicht das größte Verkaufsgut geworden ist, sieht man so ein kontinuierliches Werk wie das des Berliner Gestalters Volker Noth mit staunender Bewunderung.
25 Jahre lang hat er den plakativen Auftritt der Internationalen Filmfestspiele von Berlin mit seinen Motiven begleitet. Zum Start der 63. Berlinale Anfang Februar zeigt das Deutsche Plakat Museum im Museum Folkwang nun das Werk des experimentierfreudigen Chronisten und sanften Provokateurs.
Inhalt trifft Haltung
Noth, der mit über 400 Arbeiten in der Sammlung des Plakat Museums vertreten ist, zeigt mit seinen Arbeiten, was Plakat kann, wenn es mehr darf als das Medium für Namedropping und Sponsorenpflege. Seine Plakate suchen die inhaltliche Auseinandersetzungen mit den Themen der Zeit und geben gleichzeitig Zeugnis historischer und technischer Umbrüche. Mal abstrakt, mal fotorealistisch, mal mit Airbrush-, mal mit Collagentechnik, mal surreal, mal augenzwinkernd.
Die bunte Pudelmütze, die er 1978 über ein Stück Filmrolle stülpt, dokumentiert da die cineastische Klimawende. Aus den Sommerspielen wird das winterliche Schaulaufen der bibbernden Stars. Hollywood muss sich auf dem Roten Teppich warm anziehen. Und Noth zieht mit, kreiert jedes Jahr aufs Neue einen Hingucker und schafft das, was Werbung bestenfalls erzielt: Diskussionsstoff. Das angebissene Brötchen, zwischen dessen zwei fettige Hälften der Gestalter 1977 ein Stück Filmstreifen klemmt, bringt Kritiker in Wallung. Filmemacher fühlen sich verunglimpft, andere verweisen pikiert auf weltweite Hungersnöte.
Doch für Noth bleibt die Berlinale über Jahre keine brotlose Kunst. Dabei, erzählt der heute 71-Jährige, hat er sich jedes Jahr aufs neue dem Wettbewerb gestellt. Erst wenn der Entwurf durch war, gab es einen neuen Vertrag. „Ich hatte glücklicherweise zwei Direktoren, die mit mir konnten“, resümiert Noth. Mit der Ära Moritz de Hadeln endet 2001 auch die Zeit der komplexen Noth-Plakate. Das neue Bären-Logo hält Einzug, die Botschaften werden einfacher.
Kein Schrei nach Aufmerksamkeit
Und so ist es kein Wunder, dass Volker Noth, dieser feinsinnige Benutzer der Bilder und Buchstaben, sich heute ganz der Buchkunst verschrieben hat. Der Sinn fürs Typographische wird schließlich ganz besonders in den Ausstellungs- und Theaterplakaten offenbar, die Noth für erste Adressen wie Berliner Nationalgalerie und Schillertheater entworfen hat. Da findet sich kein lautes „Guck mich an“ zwischen den Zeilen, sondern ein subtiles Miteinander von Inhalt und persönlicher Haltung.
- Die Ausstellung läuft vom 2. Februar bis zum 14. April. Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, Fr 10-22.30 Uhr.