Duisburg. .

Augen zu und durch: Die Besucher des Lehmbruck-Museums würdigen die Exponate der neuen Ausstellung keines Blickes. Das hat allerdings nichts mit der Qualität der Arbeiten zu tun und ist auch durchaus so gewollt. Bei der Ausstellung „Nah dran“ sollen die Gäste mit den Skulpturen in Berührung kommen – tatsächlich tastend.

Es kostet etwas Überwindung, die ersten Schritte in der Dunkelheit zu machen. Aber bald hat man die Angst ablegt, gegen eine Wand zu laufen, die man nicht sieht. In Hüfthöhe führt ein Handlauf ins Schwarz hinein, bis die Fingerspitzen an einer Statue hängen bleiben. Darf man die jetzt wirklich anfassen? Na, sieht ja eh keiner...

24 Exponate freigegeben

Vor dem vollkommen abgedunkelten Raum wartet Claudia Thümler, stellvertretende Direktorin des Lehmbruck-Museums, und verteilt Handschuhe. „Viele Besucher haben den Wunsch, die Skulpturen zu berühren“, sagt sie. „Hin und wieder haben wir das schon möglich gemacht“, doch nun wolle man mehr bieten. Mit 24 Exponaten kann nun handfest Kontakt aufgenommen werden. „Es sind Skulpturen, die eine wenig empfindliche Oberfläche haben und in sich stabil sind“, erklärt Thümler. „Letztendlich sind es Figuren, die auch draußen stehen könnten.“ Zum Beispiel das bekannte „Menneken Piss“ von August Kraus. Auch ohne zu sehen, wird schnell klar, was man hier betastet. „Bei den abstrakten Figuren wird es anstrengender, weil man da nichts Bekanntes wie einen Kopf oder einen Fuß hat, an dem man sich orientieren kann.“

Rund um den abgedunkelten Raum warten weitere Skulpturen auf vorsichtige Berührungen. Hier wurde das Licht allerdings nicht ausgeknipst, dafür werden schwarze Masken verteilt. Von einer zur nächsten Figur soll dann ein sehender Besucher den mit Augenbinde führen. „Man redet miteinander, beschreibt, was man fühlt – für Paare, Familien oder Schulklassen ist das perfekt“, sagt Claudia Thümler. „Man kann hier aber auch einfach sehend durchgehen, wir haben uns schon Mühe mit der Gestaltung gegeben.“ Leuchtende Farben an den Wänden und auf dem Boden unterstreichen den Anspruch, der Auswahl aus 100 Jahren Bildhauerei einen besonderen Rahmen zu verleihen.

Kleine Spiele wie Tast-Memory

Bis zum 25. August ist die Ausstellung im Lehmbruck-Museum mit Arbeiten von Henry Moore, Wilhelm Mundt, Ludwig Kasper und vielen anderen zu fühlen. Junge Besucher werden durch kleine Spiele wie Tast-Memory dazu angeleitet, die Exponate intensiver wahrzunehmen. „Es soll aber kein Spielplatz sein“, betont Thümler. Spaß machen wird diese Ausstellung dennoch.