Madrid. . Nicht alles löst sich so magnetisch attraktiv ein wie der spektakuläre Guggenheim-Bau von Bilbao. In Spanien gibt es gleich mehrere Beispiele dafür, wie die Rechnung mit neuen Bauten neues Geld zu schöpfen, nicht aufging.
Die „Stadt der Kultur“ sollte eine Architektur-Attraktion im Nordwesten Spaniens sein und Touristen in den Wallfahrtsort Santiago de Compostela locken. Der großangelegte Gebäudekomplex des Stararchitekten Peter Eisenman bleibt aber unvollendet.
Die Regierung der Region Galicien beschloss, auf zwei noch fehlende Gebäude zu verzichten – aus Geldmangel. „Die pharaonische Konstruktion bleibt der Nachwelt nun erhalten als ein Denkmal der Auswüchse des Baubooms und des Überflusses“, schrieb die Zeitung „La Vanguardia“.
Akropolis am Atlantik
Das Prestige-Projekt ist in Spanien nicht das einzige, das in Zeiten wirtschaftlicher Blüte geplant wurde und sich nun als zu groß erweist. Die Region Asturien im Norden leistete sich ein spektakuläres Kulturzentrum des Architekten Oscar Niemeyer. Der Brasilianer hatte das Bauwerk in Avilés am Atlantik als sein wichtigstes in Europa bezeichnet. Es sollte einer heruntergekommenen Industriestadt zu wirtschaftlichem Aufschwung verhelfen - ähnlich wie dies mit der Errichtung des Guggenheim-Museums in Bilbao gelungen war.
Die Rechnung ging jedoch nicht auf, der „Bilbao-Effekt“ stellte sich nicht ein. Das Niemeyer-Zentrum musste kaum ein Jahr nach der Eröffnung geschlossen werden, weil das Management sich mit der Regionalregierung von Asturien zerstritten hatte. Die Betreiber häuften Schulden in Millionenhöhe an, mussten den Konkurs einleiten. Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts auf Missmanagements.
Geld schien im Überfluss da zu sein
In Valencia gilt die „Stadt der Künste und der Wissenschaften“ als ein Symbol der Exzesse in Zeiten des Booms, als Geld im Überfluss da zu sein schien. Die Errichtung des Komplexes aus etlichen Gebäuden im trockengelegten Flusslauf des Turia kostete etwa 1,3 Milliarden Euro, ein Vielfaches der vorgesehenen Summe. Das von Santiago Calatrava und Félix Candela entworfene Kultur- und Freizeitzentrum wurde zur Touristenattraktion der Hafenstadt, aber es riss riesige Löcher in die staatlichen Kassen. Die Region Valencia musste im vorigen Jahr von der spanischen Zentralregierung vor einer drohenden Pleite bewahrt werden.
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Die „Stadt der Kulturen“ bei Santiago de Compostela zählte im vorigen Jahr gerade mal 330 000 Besucher. Eisenman hatte den Gebäudekomplex als Akropolis auf einem Hügel angelegt. Vier Bauwerke wurden seit 2001 fertiggestellt. Die Konzerthalle und das Kunstzentrum aber wird es nun nicht mehr geben.
Die Baulücken werden bleiben
Damit tun sich in dem Komplex zwei Baulücken auf. Was mit diesen Flächen künftig geschehen soll, ist unklar. Für die Regierung von Galicien stellt sich ein noch viel größeres Problem: Wie sollen bei der geringen Besucherzahl die Kosten gedeckt werden? Die Instandhaltung des Komplexes kostet angeblich fast vier Millionen Euro im Jahr, das kulturelle Angebot wird mit weiteren 4,5 Millionen Euro veranschlagt.