Recklinghausen. . “Die Opferung von Gorge Mastromas“ heißt das Stück von Englands Erfolgsautor Dennis Kelly, dessen Uraufführung bei den Ruhrfestspielen gefeiert wurde: Schauspieler Torben Kessler hat unter der Regie von Christoph Mehler eine aufregende Monolog-Performance daraus gemacht.

Gorge Mastromas ist lange Zeit ein moralisch handelndes Individuum. Er steht in der Schule zu einem Freund, auch als der zum Aussätzigen der Klasse wird. Er bleibt einem blassen Mädchen treu, obwohl es einen Moment gibt, wo er seine wahre Traumfrau hätte erobern können. Das Ergebnis ist, dass er mit 30 als Assistent in einer Firma arbeitet, die vor der Insolvenz steht und von einer eiskalten Unternehmerin mit unsauberen Mitteln für einen Spottpreis geschluckt wird. Gorge beginnt zu begreifen, dass Erfolg im Leben auf Lug und Trug aufgebaut ist.

„Die Opferung von Gorge Mastromas“ heißt das neue Stück des britischen Erfolgsautors Dennis Kelly („Waisen“), das jetzt in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt bei den Ruhrfestspielen seine Uraufführung erlebte.

Aufregende Monolog-Performance von Torben Kessler

Wahrscheinlich kann man es gar nicht besser inszenieren, als es Christoph Mehler hier gelungen ist. Was vor allem damit zu tun hat, dass der Autor die ersten drei Jahrzehnte im Leben von Gorge einfach nur berichten lässt. Der Schauspieler Torben Kessler macht daraus eine aufregende Monolog-Performance: Er ist weniger Erzähler denn Verführer, der mit federnden Schritten und heuchelnder Anteilname die vermeintliche Menschlichkeit von Gorge als pure Feigheit entlarven will. Mephisto könnte eine Präsentation nicht besser leiten.

Das Publikum kann sich vor einer Spiegelwand (Bühne: Jochen Schmitt) immer selbst als Teil der Inszenierung betrachten. Aber wenn Kessler mit dem Finger schnippt, dann wird diese Wand plötzlich durchlässig und man sieht sich eingeblendet in Lebensstationen eines Mannes (Mastromas: Isaak Dentler), dessen Selbstherrlichkeit schier grenzenlos scheint, dessen Erfolg im gleichen Maße wächst wie das Lügengespinst seiner Existenz. Erst als er gezwungen ist, nicht mehr nur abstrakt, sondern auch physisch zu morden, beginnt sein menschlicher Verfall, der ihn im letzten Bild zu einer Art verrottetem Howard Hughes des 21. Jahrhunderts werden lässt.

Langer Applaus

Dass der Erzähler am Ende auch Pete ist, der unbekannte Enkel der Titelfigur, lässt nicht nur das Davor und Dahinter der Spiegelwand zusammenwachsen. Es zeigt auch, dass die Wachablösung für einen wie Gorge bereits zur Stelle ist. Dennis Kelly, beim langen Applaus selbst anwesend, kann zufrieden sein. Über die Brüchigkeit von Moral schreibt kaum einer so mitreißend wie er.