Essen. Rund zwei Monate vor dem Beginn des europäischen Kulturhauptstadt-Jahres im Ruhrgebiet sind alle geplanten Projekte durchfinanziert. "Das Programm ist gesichert", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Ruhr.2010 GmbH, Fritz Pleitgen, bei der Vorstellung des zweiten Buches in Essen.
Rund 300 Projekte und 2500 Veranstaltungen sind für das Kulturhauptstadtjahr 2010 geplant. Dafür stehen derzeit rund 60 Millionen Euro als Etat zur Verfügung. Nach Angaben von Fritz Pleitgen sollen noch weitere 1,5 Millionen Euro hinzukommen, um alle Vorhaben im vorgesehenen Umfang realisieren zu können.
Wandel des Ruhrgebiets
Kulturhauptstadt Europas
- Seit 2005 wird der Titel "Kulturhauptstadt Europas" nach einem neuen Verfahren jährlich in ein anderes Land der Europäischen Union (EU) vergeben.
- Im Jahre 2010 wird Deutschland die europäische Kulturhauptstadt stellen: Essen und das Ruhrgebiet vertreten das Land. Zudem präsentieren sich Istanbul und das ungarische Pécs als weitere Kulturstädte.
- Die Idee der Europäischen Kulturhauptstadt stammt von der ehemaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri. Auf ihre Initiative hin wird seit 1985 jedes Jahr einer anderen Stadt der Titel "Kulturhauptstadt Europas" verliehen.
- Die erste in der langen Reihe der Kulturstädte war Athen.
- Wichtigste Absicht ist es, die Völker der EU-Mitgliedsstaaten einander näher zu bringen, die kulturelle Zusammenarbeit zu verbessern und neben dem politischen auch den kulturellen Einigungsprozess zu fördern.
Man habe ungeachtet der Wirtschaftskrise und finanzieller Probleme vieler Kommunen im Ruhrgebiet "eine Punktlandung" erreicht, betonte Pleitgen. Man werde mit dem Kulturhauptstadt-Jahr, das unter dem Leitmotiv "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" steht, "frische und starke Bilder gegen das alte, imageschädigende Bild vom Ruhrgebiet" setzen. Ziel sei es, die "polyzentrische und dynamische Metropole Ruhr" zu zeigen und voranbringen. Alle 53 Städte der Region seien daran beteiligt.
Eröffnet wird das Kulturhauptstadt-Jahr am 9. Januar 2010 auf der Zeche Zollverein in Essen. Die feierliche Eröffnung, zu der rund 1200 Gäste geladen werden, wird vom ZDF, dem WDR-Fernsehen und der Deutschen Welle übertragen. Dabei wird der aus Bochum stammende Musiker Herbert Grönemeyer ein eigens komponiertes Lied - eine "Hymne" aufs Ruhrgebiet - anstimmen.
Geplant ist unter anderem ein Projekt, bei dem sich am 18. Juli die A 40/B 1, der sogenannte Ruhrschnellweg, auf einer Länge von 60 Kilometern in eine "Kulturmeile" verwandeln soll. Dazu sollen 20 000 Tische aufgestellt und ein großes Kulturprogramm entlang der Strecke organisiert werden. Dadurch sollen den Angaben zufolge die verschiedenen Kulturen des Ruhrgebiets zusammengeführt werden.
Neben dem Miteinander der Nationen im Ruhrgebiet soll das Kulturhauptstadt-Jahr aber auch den Wandel der Region vor Augen führen. Dazu gibt es unter anderem das Projekt "Schachtzeichen", bei dem vom 22. bis 30. Mai eine 4000 Quadratkilometer große Kunstinstallation entsteht. Über ehemaligen Bergwerkschächten werden mit Helium gefüllte Ballons bis zu 80 Metern in die Luft steigen. "Wir erzählen Europa die Geschichte vom Wandel des Ruhrgebiets", sagte Ruhr.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt. Das Kulturhauptstadt-Jahr könne dabei als "Richtfest einer neuen Metropole" dienen.
"Gisela oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks"
Ein weiteres Projekt widmet sich dem Schaffen des in Gütersloh geborenen Komponisten Hans Werner Henze. Dabei präsentieren über 40 Partner unter anderem Opern, Sinfoniekonzerte oder Ballettvorführungen. Im Zentrum steht das Auftragswerk "Gisela oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks", das im Rahmen der Ruhrtriennale seine Uraufführung erleben soll.
Die grenzüberschreitende Kraft der Kultur soll überdies das Twins-Projekt vorführen, bei dem mehr als 200 europäische Partnerstädte in die Planung zum Programm des Kulturhauptstadt-Jahres eingebunden wurden. Rund 100 Projekte aus 500 Bewerbungen wurden ausgewählt. Eine Broschüre mit den Projekten erscheint Ende des Jahres. (ddp)