„Auf dem Weg“ mit Jean Dujardin läuft an – außerdem starten zwei Dokumentarbeiträge. Einmal geht es um Bach, einmal um Hinterlassenschaften.

„Auf dem Weg“

Französische Naturfilme haben diese Tendenz zur mystischen Verklärung ihres Themas. Man zeigt nicht einfach Bilder, man tränkt sie wortreich in Bedeutungstiefe. Das gilt nun auch für die Verfilmung einer realen Wanderung quer durch Frankreich, die der Schriftsteller und Abenteuerreisende Sylvain Tesson bestritt, nachdem er sich bei einem selbstverschuldeten Sturz schwer verletzt hatte.

Der Protagonist im Film heißt nun zwar Pierre Girard, latscht aber ansonsten wie sein Vorbild auf abgelegenen Wegen von den Alpen bis zur Bretagne und hat seine liebe Müh, sich gesund über die Distanz zu bringen.

Jean Dujardin, immer noch Frankreichs einziger mit dem Oscar prämierter Schauspieler, spielt die Rolle mit Vollbart und einer betont maskulinen Präsenz. Hier ist ein Mann, der sich etwas in den Kopf gesetzt hat und mit der Kraft seines Willens auch in die Tat umsetzen kann. Solche Kinomythen sterben halt nicht aus, setzen aber hier arg Rost an, weil Regisseur Denis Imbert zwar tüchtig auf die Heldentube drückt, für die Entwicklung vom selbstüberschätzenden Trunkenbold hin zum Wandervogel aber nur Durchhalteparolen („Ich muss das schaffen“) übrig hat.

Frankreichs Antwort auf Hape Kerkeling berauscht sich an Sturheit und Wundenlecken. Manche Männer brauchen das.

„Holy shit“: Protagonist Florian Augustin beim Kompostieren.
„Holy shit“: Protagonist Florian Augustin beim Kompostieren. © Kinofreund | ThurnFilm

„Holy Shit“

Der Mensch muss atmen und schlafen, essen und trinken. Und er muss den Regeln des Stoffwechsels gehorchen und das Verzehrte, zumindest Teile davon, wieder von sich geben. Womit wir beim Thema dieses Dokumentarfilms wären.

„Mit SCH#!$E die Welt retten“, das ist schon ein recht vollmundiger Beititel für eine im Kern richtige Überlegung. Wenn wir Menschen immer mehr werden, sollte dann nicht das Mehr an Stoffwechselerzeugnissen sinnvoller genutzt werden, als es mit Trinkwasser ins Klo und letztlich in die Flüsse und ins Meer zu spülen, weil nicht alles geklärt werden kann?

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Rubén Abruña setzte zur Beantwortung der Frage zur filmischen Weltreise an, interviewte Ingenieure, Landwirte, Architekten und umweltbewusste Großstädter und serviert in seinem Film diverse Lösungsansätze zwischen den Slums von Johannesburg und Nairobi über die Abwasserkanäle von Paris bis zu wasserklosettfreien Neubauten in Hamburg und Genf.

Man findet dabei ein paar praktikable Denkanstöße bezüglich Dünger und Kompostierung sowie WC-Technik ohne Wasser, was alles prima ist, sofern man den Platz und das Geld dazu hat. Ansonsten bleibt der Titel das Beste in einem Film, der zu sehr an der Oberfläche treibt.

„Living Bach“

Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) schuf ein komplexes Werk von insgesamt 1126 Kompositionen. Wie weit sein Schaffen in heutiger Zeit auch jenseits der Konzerthäuser Relevanz besitzt, zeigt Filmautorin Anna Schmidt in ihrem alle Kontinente umspannenden Reisebericht.

Acht Stationen besuchte sie dabei und serviert Begegnungen mit Menschen, die alle von Bachs Musik beseelt sind, weil sie ihnen – je nachdem – Freude, Trost oder Entspannung bietet. Alle in der Protagonistengemeinde sind gut gebildet, sozial engagiert, spielen ein Instrument oder singen zumindest in einem Chor. Und alle sind sich einig, dass Bachs Musik über allem steht.

Die knapp zwei Stunden Spielzeit bilden für Freunde von Bach sicher eine lohnende Kinoerfahrung, auch wenn der kompositorische Wert keiner musikwissenschaftlichen, sondern allein menschelnder Qualitätsprüfung unterzogen wird. In der Form wäre ein Film über Beethoven oder Händel, die Beatles oder Aretha Franklin genauso denkbar. Es findet sich halt immer etwas, für das sich jemand begeistert.