Duisburg. Funktioniert deutscher Film auch als Musical? Bei „Fack ju Göhte“ fehlt es an mitreißenden Melodien. Womit das Stück stattdessen punktet.

Daran, dass Disney-Filme früher oder später als Musical auf der Bühne landen, hat man sich mit der Zeit gewöhnt. Doch klappt das auch mit deutschen Produktionen? Im Falle von „Fack ju Göhte“ funktioniert das recht gut. Schnabelstedt und Zeki überzeugen tatsächlich auch in diesem Format, auch der mitunter schnodderige Gossenhumor leidet nicht unter den Gesangseinlagen. Schwächen hat die Show im Duisburger Theater am Marientor dennoch.

Die Handlung in Kürze: Zeki Müller wird aus dem Gefängnis entlassen und sucht seine Beute vom Raubüberfall. Die hat Freundin Charlie vergraben. Leider steht jetzt eine Turnhalle auf besagten Koordinaten. Müller schummelt sich als Lehrer in die Schule, unterrichtet tagsüber die chaotische 10b und buddelt nachts einen Tunnel zu seinem Geld.

Musical „Fack ju Göhte“: Duisburg-Premiere nicht gut besucht

Schwer gemacht wird ihm sein unmotiviertes Lehrerdasein von Referendarin Elisabeth Schnabelstedt, die ihm nach und nach zeigt, dass Unterrichten besser ist als sein bisheriges Leben im Rotlichtmilieu. Natürlich verlieben sich die beiden ineinander und auch die 10b wird in die Oberstufe versetzt.

Irgendwie also schon ein wenig wie Disney, angereichert mit trockenem Humor, der auch auf der Bühne ankommt – wenn auch nicht ganz so pointiert und kompromisslos wie im Film. Trotzdem macht das Wiedersehen mit Danger und Chantal viel Freude; in gut drei Stunden durchlebt der Besucher den ersten Teil der dreiteiligen Filmreihe.

Viel Musik gibt es erst in der zweiten Hälfte der Show.
Viel Musik gibt es erst in der zweiten Hälfte der Show. © Nico Moser

Wer den Film nicht kennt, hat teilweise Probleme, die schnellen Szenenwechsel nachzuvollziehen. Allerdings gibt es bei der Duisburg-Premiere am Donnerstagabend kaum jemanden, dem der Plot fremd ist. Leider ist die Vorstellung nicht gut gesucht, der Saal ist – wenn überhaupt – zu 40 Prozent ausgelastet. Vielleicht liegt es an den relativ hohen Kartenpreisen: die günstigsten Plätze schlagen mit 49,90 Euro zu Buche, weiter vorne sind 119 Euro fällig. Das ist doch recht viel Geld für einen Versuch, der auch nach hinten losgehen kann.

Ohne Elyas M´Barek und Co. braucht man Zeit zum Warmwerden

Wer sich auf deutsches Kino in Musical-Form eingelassen hat, braucht ein wenig Zeit zum Warmwerden. Natürlich hat man anfangs noch Elyas M´Barek, Karoline Herfurth und Katja Riemann vor dem geistigen Auge. Doch die Darsteller erobern ihren Platz im Herzen der Zuschauer recht schnell.

Es ist spannend zu sehen, wie das Thema inszeniert und umgesetzt wird. Bis zur Pause hat man eher das Gefühl, ein Theaterstück anzuschauen, denn der Musikanteil steht deutlich hinter dem Sprechpart. Das ändert sich im zweiten Teil völlig und der Zuschauer erinnert sich wieder daran, dass er ja ein Musical anschaut.

Der Schulalltag von Fake-Lehrer Zeki Müller ist mitunter absurd.
Der Schulalltag von Fake-Lehrer Zeki Müller ist mitunter absurd. © Nico Moser

Dennoch werden Musikliebhaber an diesem Abend nicht auf ihre Kosten kommen. Schmissige Ohrwürmer oder eingängige Refrains mit Wiedererkennungswert gibt es nicht. Gesanglich ist das Gebotene gut, die Lieder sind aber nicht mitreißend. Wirklich schlimm ist das allerdings nicht, denn auch ohne Gassenhauer macht die Story Spaß und die HipHop- und Rap-Passagen passen eher zum Thema, als eingängige Popsongs.

Das findet auch Leo: „Ich hab mich gefreut, dass diese coole Story auf die Bühne kommt, das war toll und die Zeit ging schnell um.“ Freundin Maja hätte sich ein etwas abwechslungsreicheres Bühnenbild gewünscht, lobt aber ausdrücklich die sehr gut umgesetzte Szene im Schwimmbad.

>>„FACK JU GÖHTE“ IM THEATER AM MARIENTOR

Zum Schluss gibt es seitens der Darsteller noch eine kleine Überraschung. Das Ensemble bittet um Spenden für eine Kinderschutzorganisation. Dafür stehen Zeki, Lisi, Burak und Frau Gerster gerne am Ausgang bereit, sammeln Geld und posieren für Selfies.

Das Musical „Fack ju Göhte“ ist noch bis Samstag, 25. November, abends um 19.30 Uhr im Theater am Marientor zu sehen. Tickets gibt es unter www.tam.theater. Das Musical ist in dem kommenden Monaten auch in anderen Städten der Region zu sehen.