Essen. Neu im Kino: Valeria Bruni Tedeschis viel gelobtes Drama über eine Gruppe junger Schauspieler und Schauspielerinnen auf dem Weg zum Ruhm.
Die Schule des „Théâtre des Amandiers“ in Nanterre genießt einen radikalen Ruf. Für Stella ist sie die große Chance. Die Tochter aus gutem Hause will unbedingt Schauspielerin werden. Als die Jury sie aufnimmt, beginnt ein neues Leben; aber bald gerät die junge Frau an ihre Grenzen. Stella muss erwachsen werden.
Viele kennen Valeria Bruni Tedeschi als Darstellerin, doch sie ist auch als Regisseurin aktiv („Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr“, „Drei Schwestern“). Jetzt kommt ihr neuer, siebter Film „Forever Young“ in unsere Kinos, der auch in Cannes im Wettbewerb stand: Eine kraftvolle Momentaufnahme der wilden 80er-Jahre, nominiert für sieben Césars.
Autobiografische Züge
Ähnlich wie „Fame – der Weg zum Ruhm“ oder der deutsche Film „Kleine Haie“ begleitet auch „Forever Young“ eine Gruppe angehender Schauspieler. Ein Drama mit autobiografischen Zügen, die italienisch-französische Filmemacherin erinnert sich darin an ihre eigenen Anfänge an eben jener illustren Theaterschule bei Paris.
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Bruni Tedeschi hat eine Reihe junger Talente verpflichtet, die sich für ihre Figuren die Seele aus dem Leib spielen. Allen voran ihr Alter Ego Stella (Nadia Tereszkiewicz wurde mit einem César ausgezeichnet). Die impulsive Adèle (Clara Bretheau) wird ihre beste Freundin. Camille (Alexia Chardard) bekommt während der Ausbildung ein Baby. Franck (Noham Edje) ist mit 19 Ehemann und Vater. Wenn es mit dem Theater nicht klappt, wird er Kurier. Und dann ist da noch Etienne (düster: Sofiane Bennacer), der zum Film will, um seiner Mutter glücklich zu machen. Er verliebt sich in Stella. Aber Etienne hat Probleme mit Drogen.
Die 80er Jahre in satten Farben
Die 80er-Jahre sind allgegenwärtig und werden mit satten Farben in Szene gesetzt, die zum exzessiven Treiben passen: Affären und Eifersucht, Aids und die Angst davor – berühmte Regisseure (Louis Garrel als Patrice Chéreau) und Schauspieler (Micha Lescot als Pierre Romans), die gegenüber Studenten übergriffig werden, mit ihnen Kokain schnupfen. MeToo war noch weit, alles schien erlaubt, das Leben endlos. Und so bietet sich „Platonow“ als erste Premiere an. Geht es doch auch Tschechow um die Angst vor dem Verlust der Jugend.
Es ist eine Freude, dabei zuzusehen, wie sich das Schauspiel entwickelt: Die Szenen zählen zu den besten des Films. Aber es ist auch die Geschichte einer großen Theater-Leidenschaft, die fesselt. Und so stehen am Ende zwei kurzweilige Stunden, die vom prallen Leben und der Illusion von Ewigkeit erzählen, Schiffbruch inklusive.