Essen. Vier aktuelle Kinofilme im Überblick: „Haute Couture“ und „In den besten Händen“ aus Frankreich, „Northman“-Action und „River“-Beschaulichkeit.

Neustarts locken vor die große Leinwand. Doch welche Filmen lohnen in dieser Woche – welche nicht? Im Überblick stellen wir zwei engagierte Unterhaltungsfilme aus Frankreich vor, sozusagen den Clash der Kulturen à la française. Zudem gibt es ein zähes US-Wikingerstück und eine Beinahe-Doku über Flüsse.

„Haute Couture – Die Schönheit der Geste“

Eine Unterschicht-Herkunft darf kein Grund für mangelnde Talentförderung sein. Deshalb bietet Esther der jungen Jade ein Praktikum an, obwohl die ihr auf offener Straße die Handtasche geklaut hat. Die beiden Frauen vertragen sich anfangs gar nicht. Esther ist als Chefschneiderin bei Dior für die Ausführung der Designer-Entwürfe zuständig und es gewohnt, auf Details zu achten. Jade hingegen lebte mit ihrer Freundin in den Tag hinein – bis jetzt. Denn sie lässt sich auf Esthers Angebot ein. Und damit findet George Bernhard Shaws alte Pygmalion-Geschichte eine moderne Variante aus bürgerlich-französischem Blickwinkel. Die Botschaft ist klar, dass ein jeder sich freistrampeln kann, wenn es einen Schubs aus der richtigen Richtung gibt.

Manche betrachten das als geringschätzig und herablassend. So einfach macht es sich die junge Regisseurin Sylvie Ohayon aber nicht. In ihrer zweiten Regiearbeit können alle von allen etwas lernen, damit es in der Welt mehr Respekt gibt. Ein unterhaltsames Märchen für Erwachsene, getragen von Nathalie Baye und Lyna Khoudri in den Hauptrollen – und mit dem festen Versprechen, dass nach dem Kinobesuch ein gutes Gefühl aufkommt.

„In den besten Händen“

In einem öffentlichen Krankenhaus in Paris bewegt sich die Belegschaft am Rande der Belastungsgrenze. Bei ohnehin knappem Personalstand kommt es am Wochenende in der Nähe zu Auseinandersetzungen gewaltbereiter Gelbwesten mit der Polizei, so dass allerlei hysterische und unvernünftige Leute aus verschiedensten Gründen eine Notversorgung benötigen.

Es ist eine Menge los in der neuen Arbeit von Filmautorin Catherine Corsini („La Belle Saison – Eine Sommerliebe“), wenn hysterische Bürgerliche auf cholerische Proletarier prallen, Ärzte sich mit Polizisten zanken und alles als Spiegel der französischen Gesellschaft angelegt ist. Nicht jede Charakterskizze kann dabei zufriedenstellen, manche schauspielerische Darbietung schießt übers Ziel hinaus, wenn Valeria Bruni Tedeschi ihre Paraderolle der Nervensäge auf die Spitze treibt oder Pio Marmaï (so charmant in „Der Wein und der Wind“) als Gelbwesten-Aktivist die Grenzen der Unbelehrbarkeit ausdehnt. Die Herausforderung lohnt dennoch, weil die Regie stets Herrin der Lage bleibt und den dramatischen Ereigniskatalog zu konstant fesselnder Kurzweil verdichtet.

„The Northman“

Alexander Skarsgård als wilder Wikinger.
Alexander Skarsgård als wilder Wikinger. © picture alliance/dpa/Focus Features/Universal Pictures | Aidan Monaghan

Wikingerprinz Amleth (Alexander Skarsgård, der Sohn des Schauspielers Stellan Skarsgård) setzt es sich zum Ziel, den Mord an seinem Vater und die Schande seiner Mutter zu rächen. Er hält an diesem Plan auch fest, als er erkennen muss, dass seine Gefühle auf trügerischen Beobachtungen fußen.

Ein reichlich zäh gestalteter (Regie: Robert Eggers) Abenteuerfilm, der sich ungeniert durch nordische Helden- und Göttermythen fräst, der einerseits größten Wert auf historische Details legt, andererseits wild Fantasy-Elemente einstreut. Das Resultat dürfte auch für Kultlüsterne vor allem von unfreiwilliger Komik sein.

„River“

Ein auf Beschaulichkeit angelegter und mit Naturmystik garnierter Bilderbogen um Flüsse dieser Welt. Mit Dokumentarkino hat das nichts zu tun, da nie gesagt wird, was zu sehen ist, und bisweilen fragwürdige esoterische Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur suggeriert werden. Als Werbefilm für moderne Aufnahmetechniken wie kamerabestückte Flugdrohnen gibt es Schauwerte mit Spektakel-Qualität.