Essen. Die Broilers sorgten beim Auftritt im Essener Stadion für ordentlich „Dampf im Kessel“. Ein Konzert im Familienkreis. Rund 25.000 feierten mit.

Das Verhältnis zwischen Düsseldorf und Essen ist nicht gerade von kooperativer Partnerschaft, geschweige denn inniger Zuneigung und Verbundenheit geprägt. Aber es geht offenbar auch anders. Sollte Wolodymyr Selenskyj einmal einen guten Diplomaten brauchen, sollte er sich vertrauensvoll an Sammy Amara von der Düsseldorfer Punkband Broilers wenden. Beim Konzert im Stadion an der Hafenstraße demonstriert der Frontmann mit emotionalen Ansagen, wie man eine Stadt und seine Bewohner gleichsam in die Body-gebildeten Arme schließt.

Sammy Amaras Mutter wurde in Altenessen geboren

Das hat seinen Grund nicht nur in familiären Wurzeln, denn Amaras Mutter wurde in Altenessen geboren und hat dort ihre Kindheit verbracht, sondern auch in der Tatsache, dass die Broilers in dem Essener Stadion das bislang größte Konzert ihrer Karriere geben.

Flamenco-Rhythmen von „Preludio Vanitas“ eröffnen fast schon traditionell das Konzert, bei dem insbesondere Lieder vom jüngsten Album „Puro Amor“ für musikalischen „Dampf im Kessel“, mit dem die Fans zwei Stunden beschallt werden, sorgen. Bereits bei „Zurück zum Beton“ setzt zuverlässig der vielkehlige Fan-Chor mit „Oh-Ho-Ho-Ho“ eigene Akzente.

Einige der 25.000 Fans dürften bereits die Anfänge der Broilers miterlebt haben

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„Endlich wieder Konzerte, endlich wieder Essen, endlich wieder meine Familie“, ruft Amara und meint diesmal die 25.000 Fans, von denen einige bereits die Anfänge der 1994 gegründeten Band miterlebt haben dürften. Das Lied „Meine Familie“ unterstreicht dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das vielleicht intensiver in der Punkszene als in wirklichen Familien gelebt wird.

Volles Haus und echte Fans bei den Broilers im Stadion an der Essener Hafenstrasse.
Volles Haus und echte Fans bei den Broilers im Stadion an der Essener Hafenstrasse. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Es war schon, selbst euphemistisch betrachtet, eine Scheiß-Zeit“, beschreibt Amara die Situation für Musiker, Veranstalter, Bühnentechnik und Gastronomie während der Pandemie-Beschränkungen.

Trotz vieler nachdenklich stimmender Lieder verbreiten die Broilers aber nicht nur mit „Die Beste aller Zeiten“ wieder vermehrt Optimismus, auch wenn das folgende „Harter Weg (Go!)“ die Zukunftsaussichten wieder ein wenig relativiert. „Alles wird wieder ok.!“ lautet jedoch unter dem Strich das Motto des Konzerts als Mischung aus Familienfest und Sommerparty.

Trotz Warnung des Frontmanns: Niemand trug im Essener Stadion eine Maske

https://www.waz.de/panorama/kreator-frontmann-petrozza-essen-ist-praktischer-als-l-a-id209653519.htmlAmaras Warnung „Passt auf Euch auf“ wird allerdings kollektiv ignoriert. Niemand trägt eine Maske, in der ersten Hälfte des Innenraums bewegt sich eine eng wogende Menge zu den schlicht gute Laune machenden Ska-Rhythmen der Oi!-Punks und auf den Tribünen liegen sich Bier trinkende Männer Punk-selig in den Armen.

Frontmann Sammy Amara (l.) und der Mann mit dem Iro, Ron Hübner.
Frontmann Sammy Amara (l.) und der Mann mit dem Iro, Ron Hübner. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Als umjubelter Überraschungsgast und als Referenz an die Essener Musikszene taucht dann plötzlich Miland „Mille“ Petrozza, Frontmann des Thrash-Metal-Urgesteins Kreator, auf, um gemeinsam mit den Broilers den Motörhead-Klassiker „Ace of Spades“ durch die Arena dröhnen zu lassen.

Mit „Lofi“ geht es indes zurück in die Broiler-Anfänge, und neben Ines Maybach (Bass), Andreas „Andi“ Brügge (Schlagzeug), Christian „Chris“ Kubczak (Keyboards, Orgel) und Iro-Träger Roland „Ron“ Hübner (Gitarre) ist es ein fein abgestimmter dreiköpfiger Bläsersatz, der die Menge tänzerisch abheben lässt. Das stilistisch entfernte Cover „Stand By Me“ von Ben E. King wird ebenso frenetisch bejubelt wie „Zusammen“ von Slime.

Erst nach acht Zugaben endete das Konzert

Neben der Musik, die die Gruppe eint, ist es insbesondere die Authentizität, die sich die Broilers fast 30 Jahre bewahrt haben und die letztlich einen Großteil ihres Erfolges ausmacht.

„Nicht alles endet irgendwann“ versprechen sie noch, als es nach weiteren drei Liedern von insgesamt acht Zugaben dann doch ein Ende gibt, wenn auch frenetisch umjubelt. Ohne Zweifel dürfte die aktuelle Rekordmarke von 25.000 in Essen in absehbarer Zeit erneut übertroffen werden.