Herne. In Herne steigen die Durchfallquoten bei Führerscheinprüfungen stark an - sowohl bei der Theorie als auch bei der Praxis. Woran liegt das?

In ganz Deutschland steigen die Durchfallquoten bei Führerscheinprüfungen – auch Herne bildet keine Ausnahme. In Herne steigen seit Jahren die Durchfallquoten bei Führerscheinprüfungen der Klasse B (Pkw) kontinuierlich an.

Während 2021 noch 32,7 Prozent der Prüflinge die theoretische Prüfung nicht bestanden, waren es 2022 bereits 38,8 Prozent. Bei der praktischen Prüfung sieht es nicht besser aus: 2021 scheiterten 28,1 Prozent, 2023 bereits 40,2 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler. Im vergangenen Jahr fielen 40,9 Prozent durch Theorie und Praxis. „Auch das erste Halbjahr 2024 bestätigt diese Werte erneut“, heißt es von Seiten des TÜV Nord.

In den Führerscheinklassen C (Lkw) und D (Bus) fallen dagegen deutlich weniger Prüflinge durch. Im Jahr 2023, so der TÜV auf Anfrage der WAZ, lag die Durchfallquote in der Theorieprüfung der Klasse C bei lediglich 11 Prozent, während sie in der Klasse D sogar nur 6,4 Prozent betrug. In der Praxis sind die Zahlen mit 15,9 Prozent (Lkw) und 23,3 Prozent (Bus) ebenfalls deutlich niedriger als bei den Pkw-Prüfungen.

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Woran liegt die hohe Durchfallquote?

Die Ursachen für die steigende Nicht-Bestehen-Quote sind laut TÜV vielfältig. Ein Grund sei die steigende Anzahl von unterschiedlichen Verkehrsmittelarten wie zum Beispiel E-Scooter, die die praktische Prüfung komplexer machten. Die zunehmende Nutzung von Smartphones trage auch dazu bei, dass Menschen den Blick für das Verkehrsgeschehen verlieren, so der TÜV weiter. Wer als Beifahrerin oder Beifahrer aufs Handy schaue, nicht aber auf die Umgebung achte, der lerne nicht nebenbei. „Dieses macht es in einer Prüfungssituation schwieriger - ob Theorie oder Praxis - eine Situation im Straßenverkehr richtig beurteilen zu können“, sagt Claas Alexander Stroh von TÜV Nord zur WAZ.

Auch die theoretische Prüfung sei seit der Umstellung auf das digitale Format im Jahr 2010 umfangreicher geworden. Früher sei das Auswendiglernen von Fragen machbar gewesen, seit der Umstellung sei das nicht mehr möglich.  „Wechselnde Bilder und Variationen der dargestellten Verkehrsszenarien machen ein schematisches Lernen nahezu unmöglich“, erklärt Stroh. Dennoch sei die Prüfung mit der nötigen Vorbereitung gut zu schaffen.

Die Fahrschule sollte sorgfältig ausgewählt werden, rät der TÜV.
Die Fahrschule sollte sorgfältig ausgewählt werden, rät der TÜV. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Ein weiterer Grund sei, dass viele Prüflinge einfach „keine Lust“ mehr hätten, sagt Vanessa Henze von der Fahrschule FunDrive. Es sei nicht mehr wie früher: Prüflinge wollen den Führerschein nicht, „sie müssen es wegen der Arbeit und der Eltern“. Ihr ist der Anstieg der Durchfallquote auch aufgefallen. Aylin Soy von der JP Fahrschule erzählt, dass die Prüflinge in der Praxisprüfung auch mal über eine rote Ampel fahren und damit zeigten, dass sie die Verkehrssituation falsch einschätzten. Mit Blick auf die Theorieprüfung sagt sie, dass Schülerinnen und Schüler auch voreilig an Prüfungen teilnähmen. „Sie verstehen den Inhalt nicht wirklich, sondern lernen nur auswendig.“

Wer die Prüfung bestehen möchte, soll sich gut vorbereiten. Eine sorgfältige Auswahl der Fahrschule und regelmäßige Einschätzungen des eigenen Lernstands seien dabei entscheidend, so der TÜV Nord. Für die theoretische Prüfung werde eine Prüfungssimulation auf der Seite der TÜV empfohlen: Fahrerlaubnisprüfung - TÜV | DEKRA arge tp 21 (tuev-dekra.de).