Herne. Wie verbraucht man beim Autofahren möglichst wenig Sprit? Die Fahrschule Fun Drive aus Herne gibt Tipps. Die WAZ Herne hat diese getestet.
Autofahren schenkt uns im Alltag mehr Freiheit und Flexibilität. Doch abgesehen davon, dass die Preise für Diesel, Benzin und Gas in die Höhe schießen, entstehen beim Fahren von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren jede Menge Schadstoffe. Wer komplett emissionslos unterwegs sein möchte, muss bei der Fortbewegung auf die Vierräder verzichten, sprich: zu Fuß laufen, mit dem Fahrrad oder einem Elektromobil fahren. Dessen ist sich der 49-jährige Gabor Tandari, Inhaber der Fahrschule Fun Drive in Herne und Technik-Dozent in der Recklinghausener Fahrlehrerausbildungsstätte „FAHRERWERK“, bewusst. Wobei er E-Autos aufgrund der umweltschädlichen Herstellung zwiegespalten gegenübersteht.
Doch weiß er auch, dass man nicht zwingend auf das Autofahren verzichten muss, um das eigene Portemonnaie und die Umwelt etwas zu entlasten. „Energiesparendes Fahren ist eine Wissenschaft für sich, die bis in die 90er-Jahre in Fahrschulen kaum ein Thema war“, sagt Tandari. Erst seit der Wende thematisiere man es in den Fahrstunden stärker. „Eigentlich bräuchte man drei zusätzliche Fahrstunden dafür“, meint der Fahrlehrer. Ein Interessenskonflikt: Der Führerschein würde somit teurer werden. Was es jedoch ausmachen kann, wenn man sich einmal ganz bewusst darauf konzentriert, beim Autofahren möglichst sparsam zu bleiben, das hat Gabor Tandari der WAZ Herne in einer privaten Fahrstunde gezeigt.
Fahrlehrer aus Herne: Umweltschutz fängt vor dem Autokauf an
Der Experte erklärt vor der Fahrt: Die Schadstoffmenge, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht, hängt direkt von der Menge des verbrannten Kraftstoffes ab. Beispiel: ein kleines Feuerchen verursacht wenig Rauch, ein großes Feuer verursacht viel Rauch. Moderne Fahrzeuge verbrauchen halb so wenig wie Fahrzeuge aus den 70er-Jahren. Allerdings sind heute auch doppelt so viele Fahrzeuge unterwegs. Umweltschutz fange bereits vor dem Kauf an, indem man sich für das sparsamere Modell entscheide. Je mehr PS, desto höher der Verbrauch.
Dann geht die Fahrt los. Von hier an ist der Autofahrer der Verantwortliche, der mit dem Gaspedal entscheidet, wie viel Kraftstoff verbraucht wird. Laut Tandari lassen sich pro Kilometer bis zu zwei Liter Benzin sparen, wenn man seine Fahrtipps beachtet. Akzeptabel sei ein durchschnittlicher Verbrauch unter fünf Litern auf hundert Kilometern.
Vorausschauendes Fahren kann jede Menge Energie sparen
Nach dem Anschalten des Motors ruft der 49-Jährige gleich dazu auf loszufahren und den Motor nicht im Stand Warmlaufen zu lassen. „Ja, ein kalter Motor verbraucht mehr Sprit als ein warmer – aber die Abgase die beim Warmlaufen entstehen, belasten sinnlos die Umwelt“, betont Tandari. Der Motor komme während der Fahrt sogar deutlich eher auf seine Betriebstemperatur.
Dann gelte es zügig zu beschleunigen und früh hochzuschalten. Um die Drehzahl möglichst gering, also zwischen 1000 und 2000 Umdrehungen pro Minute zu halten, sollten die Gänge nicht komplett ausgefahren werden. Die gewünschte Geschwindigkeit erreiche man am besten zügig, denn beim Halten einer konstanten Geschwindigkeit werde weniger Kraftstoff benötigt. Am besten vermeide man Höchstgeschwindigkeiten, denn ab etwa 100 km/h nehme der Verbrauch immer stärker zu.
Meist sei schnelleres Fahren ohnehin unnötig, da in absehbarer Entfernung wieder abgebremst werden müsse, zum Beispiel durch rote Ampeln oder stockenden Verkehr. Dann wieder zu beschleunigen koste um so mehr Energie. Wer vorausschauend fahre, könne statt zu bremsen auch den „Schubbetrieb“ nutzen, um langsamer zu werden. Heißt: Wenn eine rote Ampel in Sicht ist, das Fahrzeug mit eingelegtem Gang ohne Gasgeben rollen lassen. In dieser Phase verbrauche das Fahrzeug gar keinen Sprit. Wichtig dabei: Die Kupplung nicht treten.
Was neben dem Fahrstil zu weniger Spritverbrauch beitragen kann:
Reifen aufpumpen – und zwar ordentlich. „Wer den Druck um 0,5 bar über den Herstellerangaben erhöht, fährt bis zu fünf Prozent sparsamer“, sagt Tandari. Zudem gelte: Elektronik wie Heizung, Klimaanlage und Audioanlagen sparsam einsetzen und das Fahrzeuggewicht möglichst niedrig halten, sprich auf unnötige Beladungen, wie leere Bierkästen zu verzichten. Ein nicht genutzter Dachgepäck- oder Fahrradträger verursache zusätzlich einen höheren Luftwiderstand, welcher den Verbrauch noch mehr steigen lasse. Gleiches gelte für offene Fenster und Schiebedächer.
Und es sei sinnvoll, Fahrgemeinschaften zu bilden: Auch wenn ein Fahrzeug mit fünf Insassen schwerer werde, so sei dies in der Summe wesentlich energiesparender, als wenn fünf Personen jeweils ein eigenes Auto fahren.