Washington/San Diego. . Eine Mutter in den USA hat ihrem Kind jahrelang Nutella auf die Stulle geschmiert - bis sie erfuhr, wieviel Zucker und Fett in der Schoko-Paste steckt. Kurzerhand zog sie vor Gericht. Mit Erfolg: Jeder, der in Amerika seit 2008 ein Nutella-Glas gekauft hat, kann bis zu 20 Dollar Schadensersatz einfordern.
Dass Nutella ernährungsphysiologisch nicht gleichzusetzen ist mit einem Löffel Tofu oder einem Glas Wasser, hat sich in Amerika noch nicht überall herumgesprochen. Athena Hohenberg, Mutter aus dem kalifornischen San Diego, hat ihrer vierjährigen Tochter über Jahre allmorgendlich die braune Haselnuss-Schoko-Paste von Pietro Ferrero auf dem norditalienischen Alba auf die Stulle geschmiert; in dem Glauben, dass das, was die Werbung verheißt – „gesund und nahrhaft“ – auch stimmt.
Erst als ihr eine befreundete Mutter erzählt hat, dass die süße Verführung, in Übermaßen genossen, ähnlich viel Fett, Zucker und Kalorien enthält wie der berüchtigte Schoko-Riegel an der Supermarktkasse, will Hohenberg nach eigenen Angaben „aufgewacht“ sein.
Bis zu 20 Dollar Schadensersatz
Der nächste Gang führte direkt zum Rechtsanwalt. Mit Erfolg. Nach jahrelangem Streit hat sich die amerikanische Tochter des Ferrero-Konzerns jetzt zu einem spektakulären Vergleich bereit erklärt. Er sieht vor, dass jeder, der in Amerika seit 2008 ein Nutella-Glas gekauft hat, bis zu 20 Dollar Schadensersatz einfordern kann. Insgesamt will sich das Unternehmen, das am Sonntag nicht für Nachfragen erreichbar war, die Aktion rund drei Millionen Dollar kosten lassen. Ansprüche müssen bis zum 5. Juli offiziell angemeldet werden; nur US-Kunden sind gefragt.
Ferrero USA hat nach Angaben des zuständigen Gerichts keine wirklichen Fehler eingeräumt – die jeweiligen Inhaltsstoffe in Prozent sind auf jeder Verpackung detailliert aufgeführt -, trotzdem sollen einige Werbe-Aussagen über Nutella verändert werden. Dem Vernehmen nach will sich das Unternehmen so vor weiteren Produkthaftungsklagen schützen, die in den Vereinigten Staaten oft große Wirkungen haben. So erstritt die 81-jährige Stella Liebeck aus New Mexico knapp 2,9 Millionen Dollar, nachdem ihr in einem McDonald's-Laden ein Becher Kaffee über die Beine geschwappt war und sie Verbrennungen dritten Grades erlitten hatte. In einschlägigen Internet-Foren wird Athena Hohenberg für ihr Gebaren scharf kritisiert. Wer „Augen und Verstand hat, zu lesen und zu verstehen“, heißt es in einem Blog eines Verbraucher-Magazins, „wusste immer schon, dass auch Nutella mit Vorsicht zu genießen ist.“