Essen. . Foodwatch hat süße Kindertees der Firma Hipp an den Pranger gestellt. Nun geht das Unternehmen in die Offensive. Auf Anfrage erklärt Hipp: „Wir nehmen die Produkte nicht vom Markt. Dafür gibt es keinen Grund, denn unsere Instant-Tees sind allesamt gute Erzeugnisse.“

Mit regelmäßiger Fernsehwerbung hat Claus Hipp nicht nur Brei und Babynahrung seiner Firma, sondern auch sich selbst einem größeren Publikum bekannt gemacht. „Für uns gibt es kein höheres Gut als die Gesundheit und das Wohl unserer Kinder“, sagt Hipp mit Vertrauen erweckender Stimme und verspricht: „Dafür stehe ich mit meinem Namen.“ Doch passen Anspruch und Wirklichkeit zusammen?

Die Organisation Foodwatch je­denfalls meldet Zweifel an. Nach Ansicht der Verbraucherschützer hat sich die Firma Hipp bei der Vermarktung von Kinder-Tees die „dreisteste Werbelüge 2012“ geleistet. Es geht um die Zuckergranulat-Tees „Früchte“, „Waldfrüchte“ und „Apfel-Melisse“ von Hipp. Trinken Kinder eine Tasse dieser Tees, dann nehmen sie nach Berechnungen von Foodwatch bei 200 Millilitern umgerechnet knapp zweieinhalb Stück Würfelzucker zu sich. Empfohlen für Kleinkinder seien hinge­gen nur ungesüßte Getränke. Die Instant-Tees werden als geeignet für Kinder ab dem 12. Lebensmonat bezeichnet. „Zuckergranulat mit Wasser aufgegossen: Eltern ein solches Produkt für Kleinkinder zu empfehlen ist unverantwortlich“, kritisiert Oliver Huizinga von Foodwatch. Es sei richtig, dass Hipp die Zucker-Tees nun aus dem Sortiment nehme.

Doch die kritisierten Hipp-Produkte werden wohl nicht so schnell aus den Regalen der Händler verschwinden. „Wir nehmen die Produkte nicht vom Markt. Dafür gibt es keinen Grund, denn unsere Instant-Tees sind allesamt gute Erzeugnisse“, sagte Hipp-Sprecherin Sandra Hohenlohe im Gespräch mit dieser Zeitung. Allerdings werde Hipp die Produktpalette „voraussichtlich im kommenden Jahr umstellen und auf Zucker in Tees für Kinder verzichten“. Die Firma Hipp sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und argumentiert, auf den Teeverpackungen sei der Zuckergehalt deutlich ausgewiesen.

„Allgemein wird empfohlen, den Durst von Kleinkindern zunächst einmal mit Wasser zu löschen“, sagt Hermann Kalhoff, Kindermediziner am Klinikum Dortmund. „Ansonsten bietet sich auch eine Mischung von Wasser mit wenig Fruchtsaft an.“ Generell gelte: „Es gibt eigentlich keinen Grund dafür, auf separate Getränke speziell für Kleinkinder zurückzugreifen.“

Foodwatch-Chef Thilo Bode fordert, der Markt der Kinderprodukte müsse staatlich reguliert werden: „Es dürfen nur noch Produkte, die wirklich geeignet für Kinder sind, als solche beworben werden. Mit einem entsprechenden Gesetz hätte es Hipps Zucker-Tees für Kleinkinder gar nicht erst gegeben.“