Berlin. Mehr als jeder zweite Deutsche sorgt sich um die Zukunft des Pflege und Gesundheitssystem. Rund dreiviertel der Bevölkerung sind überzeugt, dass die Leistungen der Pflegeversicherung nicht ausreichen. Knapp 80 Prozent fürchten sich vor einer Zwei-Klassen-Medizin.
Die Mehrheit der Deutschen sorgt sich einer Studie zufolge um die Zukunft des Pflege- und Gesundheitssystems. Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) habe Angst um seine finanzielle Absicherung im Pflegefall, ergab eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanzmaklers MLP.
2007 plagten lediglich 46 Prozent derlei Sorgen. Zudem sind 77 Prozent der Bevölkerung der Überzeugung, dass die Leistungen der Pflegeversicherung nicht ausreichend seien. 82 Prozent der Versicherten und ein ebenso hoher Anteil der Ärzte forderten zudem einen höheren Stellenwert für das Thema Pflege in der Politik.
43 Prozent der Befragten sind gar der Meinung, dass jeder oberhalb der Grundsicherung eigenverantwortlich für den Pflegefall vorsorgen müsse. 33 Prozent sehen dies hingegen ausschließlich als Sache des Staates an. Die schwarz-gelbe Koalition hat sich in ihren Reformeckpunkten gegen eine verpflichtende kapitalgedeckte Säule entschieden und will stattdessen die freiwillige Zusatzvorsorge fördern. Für den Gesundheitsreport des Finanzberaters MLP befragte Allensbach Ende September rund 1800 Bundesbürger und mehr als 500 Ärzte.
Skeptischer Ausblick für die kommenden Jahre
Auch im Gesundheitswesen schätzt die Mehrheit der Bevölkerung die Entwicklung in den kommenden zehn Jahren sehr skeptisch ein. Gerade einmal 16 Prozent sind davon überzeugt, dass die heutige Versorgung für alle Bevölkerungsschichten aufrechterhalten werden könne. Die große Mehrheit rechnet mit zusätzlichen Belastungen und Einschränkungen: 79 Prozent erwarten steigende Kassenbeiträge, 78 Prozent höhere Zuzahlungen für Medikamente.
Furcht vor Zwei-Klassen-Medizin
Zunehmend werde es zu einer "Zwei-Klassen-Medizin" kommen, fürchten 79 Prozent. 61 Prozent rechnen aufgrund des demografischen Wandels mit volleren Arztpraxen und Problemen, einen Termin zu erhalten. Schon jetzt mussten rund 60 Prozent der Ärzte nach eigenen Angaben schon einmal eine Behandlung aus Budgetgründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegen.
Insgesamt ist die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem und der medizinischen Versorgung allerdings hoch: 72 Prozent der Bevölkerung und 88 Prozent der Ärzte befanden diese als "gut" oder "sehr gut". (Reuters)