Düsseldorf. Krankenhäuser sind durch viele demente Patienten meist überfordert. Diese Kranken bräuchten neben der normalen Pflege mehr Zuwendung. Die ist bisher aber nicht abrechenbar und damit kaum zu leisten. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) fordert, das schnellstmöglich zu ändern.
Kliniken sind mit den besonderen Bedürfnissen der steigenden Zahl von Patienten mit Demenz meist überfordert. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) beklagt Mängel in der Pflege und der Ausstattung der Kliniken. Die Zahl der Demenzkranken in NRW wird sich von 300.000 bis zum Jahr 2050 verdoppeln.
Kliniken seien heute auf die Versorgung von 40-Jährigen ausgerichtet, kritisierte Pflege-Expertin Susanne Angerhausen auf einer Tagung in Düsseldorf. Bereits 2030 gehöre der größte Teil der Patienten aber zur Gruppe „80 plus“. Da jeder Dritte der 80-Jährigen dement ist, wird eine demenzspezifische Versorgung immer dringender.
Experten fordern, dass Angehörige von Demenzkranken in der Klinik Angebote für eine Tag-und-Nacht-Begleitung („Rooming-in“) erhalten. Um orientierungslosen Demenzkranken ein Gefühl der Sicherheit zu geben, sollten aus Sicht des Direktors des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke, Stefan Schmidt-Troschke, deren Hausärzte sowie Ehrenamtliche in die Betreuung eingebunden werden.
Zwölf Prozent heute schon
Bereits heute sind zwölf Prozent der Klinikpatienten demenzkrank. Über zwei Drittel sind Frauen. Ministerin Steffens kritisierte als „Systemfehler“, dass bisher nicht mehr Geld der Pflegeversicherung für Demenzkranke in Kliniken ausgegeben werden kann. Darüber kündigte sie Verhandlungen mit dem Bund an.
Der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer, verwies darauf, dass gerade Demenzkranke durch die heute kurzen Verweildauern im Krankenhaus überfordert seien. So könne menschliche Zuwendung kaum entstehen. Für Patienten mit Demenz, die aufgrund anderer Erkrankungen in Akutkrankenhäuser kommen, ist das Pflegepersonal oft nicht geschult.
Nach Angaben von Ministerin Steffens muss eine bessere Versorgung der Demenzkranken nicht zwangsläufig teurer sein. So koste die Anschaffung eines absenkbaren Krankenhausbettes lediglich 260 Euro zusätzlich. Falls ein Demenzkranker mit „Weglauf-Tendenz“ aus einem höheren Bett falle und sich einen Oberschenkelhalsbruch zuziehe, entstünden Behandlungskosten von etwa 26.000 Euro.
Kommentar: Die besonderen Patienten