Bottrop. .

Die Bottroper Renten sind stabil, wie eine landesweite Untersuchung ergab (WAZ berichtete). Aber wie sieht die Pflegesituation in Bottrop aus? WAZ-Mitarbeiter Matthias Adler unterhielt sich mit Hans-Werner Bagh, dem Leiter des Sozialamts, über den Zustand der hiesigen Pflegeheime, über den Wegfall des Zivildienstes und über barrierefreie Neubauten.

Unsere Gesellschaft wird immer älter, damit wird die Pflege ein immer wichtigeres Thema. Was empfehlen Sie Bürgern, die pflegebedürftig werden?

Grundsätzlich empfehle ich jedem, zunächst zu uns zu kommen. Wir vom Sozialamt können eine umfassende Beratung bieten. Es gibt die Möglichkeit, über einen Umzug in eine altengerechte Wohnung nachzudenken oder auch in ein Seniorenheim. Wir setzen uns dafür ein, dass bei der Neuaufstellungen der Bebauungspläne immer der Hinweis gegeben wird, barrierefrei zu bauen. Ein Haus später nachzurüsten, ist viel teurer, als gleich beim Bau die Bestimmungen zu berücksichtigen. Und die jungen Leute stört es doch nicht, ob ihre Wohnung barrierefrei ist oder nicht.

Eine barrierefrei Wohnung reicht aber nicht, wenn die intensivere Pflege benötigt wird.

Das hängt natürlich ganz von den Pflegestufen ab. Diese werden vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung festgestellt und richten sich nach der Anzahl der benötigten Pflegeminuten. Erst in der dritten Stufe wird eine stationäre Einrichtung empfohlen und auch bezahlt. In diesem Fall müssen die Patienten ihre Rente einbringen, wir bezahlen dann den Rest der Pflegekosten. Derzeit haben wir in Bottrop 1400 stationäre Pflegeplätze. Wir wissen, dass wir bis zum Jahr 2020 mindestens 400 weitere benötigen. In der Karl-Englert-Straße wird gerade ein Haus mit weiteren 80 Plätzen errichtet.

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Was kostet eine solche stationäre Behandlung?

Die Renten liegen in Bottrop durchschnittlich knapp unter eintausend Euro. Zusätzlich gibt es die Pflegeversicherung. Die Pflegekosten liegen bei etwa 4200 Euro pro Patient. Die Stadt zahlt die Differenz. Im Durchschnitt liegen die Kosten pro Pflegebett pro Jahr etwa bei 6000 bis 8000 Euro. Unsere Pflegeheime liegen preislich alle im grünen Bereich. Wir haben hier keine exorbitant teuren Heime. Die Bewohner haben außerdem eine frei Heimauswahl.

In welchem Zustand sind die Bottroper Heime?

Wirklich in einem sehr guten und darüber bin ich sehr froh. Unsere Heimaufsicht kommt jedes Mal mit fröhlich- glänzenden Augen zurück, nachdem sie ihre Prüfungen absolviert hat. Vor allem bei den beiden kirchlichen Trägern, der Caritas und dem Diakonischen Werk, sind die Heime in einem sehr guten Zustand.

Es gibt ja aber auch schöne Seiten am Altwerden. Vor allem bei Gesundheit und guter finanzieller Lage. Sind die Rentner schon zur attraktiven Zielgruppe geworden?

Bottrop hat natürlich auch etwas zu bieten. Ich weiß von Seniorengruppen die gerne in den Movie-Park oder auch in die Ski-Halle gehen. Die Stadt versucht ja, sich auf den demografischen Wandel einzustellen. Die weißen Streifen am ZOB sind beispielsweise keine Dekoration, sondern eine blindengerechte Markierung. Allerdings sehe ich es nicht als Aufgabe der Stadt, den Rentnern ein touristisches Rahmenprogramm zu bieten. Das wäre eher Aufgabe der privaten Wirtschaft.