Nachrodt-Wiblingwerde.

Noch 39 Tage bis zur Wahl des 18. Deutschen Bundestags, über dessen Zusammensetzung auch fast 5000 Wähler aus Nachrodt-Wiblingwerde mitbestimmen können. Was für die Wahlberechtigten noch in relativ weiter Ferne liegt, beschäftigt die Wahlsachbearbeiterinnen im Amtshaus bereits jetzt täglich.

Bei Eva Messerer und Denise Alexius liegen die Schreibtische derzeit voll mit Unterlagen für die Bundestagswahl, die natürlich auch in der Gemeinde akribisch vorbereitet werden muss. Genau 4913 Wahlbenachrichtigungen müssen pünktlich verschickt werden. So viele Wahlberechtigte – darunter 222 Erstwähler – gab es jedenfalls gestern in der Doppelgemeinde. „Das kann sich aber noch ändern, beispielsweise durch Sterbefälle oder Umzüge“, weist Eva Messerer darauf hin, dass solche Zahlen Schwankungen unterworfen sind. Die Zahl der Wahlberechtigten ist damit gegenüber der Bundestagswahl vor vier Jahren um fast 2,5 Prozent gesunken – der demografische Wandel macht sich auch hier bemerkbar.

Immer mehr nehmen Wahlrecht nicht in Anspruch

Mit der Zahl der Wahlberechtigten dürfte auch die der Briefwähler sinken. Damit rechnet Eva Messerer jedenfalls. 1158 Wahlberechtigte haben bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren ihre Stimme per Brief abgegeben, weil sie im Urlaub oder anderweitig verhindert waren. Sogar im Ausland lebende Deutsche haben ihre Wahlunterlagen angefordert. „Wir hatten schon Anträge aus Kanada und der Schweiz“, erinnert sich Messerer. „Ich weiß aber nicht, ob wir diesmal die 1000 erreichen“, ist die Wahlsachbearbeiterin jedoch skeptisch, was die bevorstehende Bundestagswahl angeht. „Immer mehr Menschen nehmen ihr Wahlrecht ja auch gar nicht in Anspruch“, ist Messerer die sinkende Wahlbeteiligung natürlich nicht verborgen geblieben.

Die rückläufige Wahrnehmung des aktiven Stimmrechts ist die eine Tendenz, die die Expertin für Wahlen im Amtshaus ausmacht. Darüber hinaus stellt sie aber auch fest, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich an der Durchführung von Wahlen zu beteiligen, ebenfalls abnimmt. Etwas mehr als einen Monat vor dem Urnengang, bei dem immerhin über die Zusammensetzung des wichtigsten deutschen Parlaments entschieden wird, haben sich noch nicht genügend Wahlhelfer gefunden. „Wir haben die potenziellen Kandidaten für dieses Amt bereits am 22. Mai angeschrieben. Von einigen haben wir bis heute noch keine Antwort erhalten“, kann sich Eva Messerer über so viel Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrnehmung demokratischer Rechte und Pflichten nur wundern.

Wahlkosten im vierstelligen Bereich

Sieben Wahlhelfer benötigt die Gemeinde für jedes der elf Wahllokale, dazu noch einmal sieben für einen Briefwahlvorstand. Sie wachen am 22. September über die ordnungsgemäße Stimmabgabe und zählen nach Schließung der Wahllokale auch die Stimmen aus. Wer sich als Wahlhelfer engagieren möchte, kann die Wahlsachbearbeiterin im Amtshaus (Tel. 0 23 52/93 83 14) erreichen. Mit 25 Euro pro Person kann die Gemeinde diese Tätigkeit zwar nicht üppig entlohnen, aber Eva Messerer hofft, dass sich trotzdem noch rechtzeitig genügend Freiwillige finden.

Die Gemeinde muss auch bei den Aufwendungen für diese Bundestagswahl sparen – der Stärkungspakt Stadtfinanzen lässt grüßen. „Wir haben deshalb auch nur ganz wenige neue Formulare bestellt, greifen – wenn es eben geht – auf die alten zurück“, berichtet Eva Messerer. Dennoch rechnet sie mit Wahlkosten im mittleren vierstelligen Euro-Bereich.

Zum Nulltarif ist Demokratie heutzutage eben nicht zu haben.