Hervest. . Es sollte ein Mega-Projekt werden. Es wurde aber ein Mega-Flop. Geplant war der Bau der größten Holzpellet-Produktionsstätte in Nordrhein-Westfalen in der ehemaligen Mischhalle des Bergwerks Fürst Leopold in Dorsten. Dazu kam es nie. Es fehlte ein schlüssiges Energiekonzept. Jetzt steht „Vom Eigentümer provisionsfrei zu kaufen oder zu mieten“ auf einem Banner am Firmengelände. Doch noch ist kein Käufer oder Mieter gefunden.

Die größte Holzpellet-Produktion in NRW plante die Recyclingpark Fürst Leopold GmbH in der Mischhalle von Fürst Leopold. Im April 2010 ging die Gesellschaft in die Insolvenz. Jetzt wird ein neuer Eigentümer für den riesigen Rundbau gesucht, in dem einst der Pütt seine Produktion lagerte.

„Vom Eigentümer provisionsfrei zu kaufen oder zu mieten“, heißt es auf einem Banner am Firmengelände an der Wienbecke. Wer die angegebene Telefonnummer anruft, landet im baden-württembergischen Sinsheim. Der Ort, Fußball-Fans bekannt als Heimat des Bundesligisten TSG Hoffenheim, ist Sitz der Maxxtec AG, nach eigenen Angaben ein führender Anbieter von Systemen zur effizienten Energiegewinnung aus fester Biomasse und industrieller Abwärme. „Wie die Jungfrau zum Kind sind wir an die Halle gekommen“, sagt Thomas Wanner, kaufmännischer Leiter bei Maxxtec.

Kostenpunkt rund 8,4 Millionen Euro

Und das kam so: Mitte des vergangenen Jahrzehnts war die Walldorfer Bio-Innovativpark GmbH in das Projekt eingestiegen, um den Recyclingpark ans Laufen zu bringen, wurde eine Betriebsgesellschaft gegründet. Die orderte die Technik, eine Anlage zur Energieerzeugung und zur Pelletproduktion, bei Maxxtec. Kostenpunkt: rund 8,4 Millionen Euro. „Als Sicherheit haben wir Halle und Grundstück bekommen, so wurde es im Liefervertrag vereinbart“, erklärt Wanner. Im Zuge des Insolvenzverfahrens der Betriebsgesellschaft des Recyclingsparks sei die Immobilie an die Sinsheimer übertragen worden. Wanner: „Wir stehen nun als Eigentümer im Grundbuch.“

Die Pleite sei auch für die Maxxtec existenzbedrohend gewesen, berichtet der kaufmännische Leiter. Weil der Kaufpreis nach Lieferung nicht floss, sei Schaden in Millionenhöhe entstanden. Auch der Wert von Grund und Halle, in einem Wertgutachten taxiert auf 5,2 Mio Euro, erwies sich als zu hoch. Noch heute lagern Teile der Anlage auf dem Gelände. „Dafür einen Abnehmer zu finden, in dessen Projekt sie passt, ist nicht einfach“, sagt Thomas Wanner.

Montiert wurde die Pellet-Produktion nie

Montiert wurde die Pellet-Produktion nie. Das hatte Gründe. Bis zum Ende fehlte ein schlüssiges Energiekonzept. Kunden für die Abwärme der Anlage – Grundvoraussetzung für eine wirtschaftliche Produktion des natürlich Heizstoffs – gab und gibt es nicht. Die müssten zudem in erreichbarer Nähe liegen, frühestens zu erwarten ist das nach Besiedlung der benachbarten Gewerbeflächen von Fürst Leopold. So scheiterten die Suche der Bio-Innovativpark nach einem Käufer ebenso wie alle Versuche, das Projekt aus der Insolvenz heraus noch zu retten.

„Wir wollten es nicht, aber wir haben es trotzdem“, sagt Wanner heute. Immerhin: Seit das Plakat hängt, gebe es Interessenten. Fast wöchentlich sei er zu Gesprächen in Dorsten. Aus ihren Preisvorstellungen macht die Maxxtec kein Geheimnis. „Zwei Millionen plus x“, so Thomas Wanner, müssten es schon sein. Verhandelt wurde schon mit den „üblichen Verdächtigen“: Der RAG Montan-Immobilien (RAG MI), die einst die Halle versteigerte und nun die Gewerbeflächen entwickelt. Auch mit der Dorstener Prisma AG, deren Tochter TeDo das historische Leopold-Ensemble saniert und die Handelsflächen vermarktet. Angenähert hat man sich dabei nicht. „Die RAG MI hat ein Angebot abgegeben. Aber wenn wir das annehmen, würde wir noch mal Geld verbrennen“, sagt Thomas Wanner.