Dorsten.. Der Tag läuft bei Traumwetter von Anfang an prächtig. Schon am Morgen ist die Stadt gefüllt, die Nebenprogramme sind gut besucht, am Nachmittag strömen unablässig Menschen aufs Festivalgelände. Als zum Schluss Rea Garvey mit Stefanie Heinzmann rockt, kocht die Stimmung auf dem Siedepunkt. Nur die Versorgung mit Getränken wird in der Hitze zum ernsten Problem.
So viel lässt sich sagen: Der große WDR-Radiotag ist ein Meilenstein in der Stadtgeschichte. Höhepunkt des Tages: Das große Open-Air mit sechs durchweg guten Bands und Musikern auf Fürst Leopold. Und mit 20.000 Besuchern Der vermutlich größte Menschenauflauf in der Stadtgeschichte.
Die Livesendung in der Innenstadt ist noch nicht zu Ende (ging bis 15 Uhr), da wälzte sich schon ein Menschenstrom zum Schotterplatz am Förderturm. Mit Shuttlebussen, zu Fuß, auf Drahteseln. Vorbei am restlos ausgebuchten Wohnwagenplatz. Dass die Kanalbrücken unterteilt waren in eine Radler- und eine Fußgängerseite, hat niemanden interessiert. Es kamen trotzdem alle heil an. Vorbei am Gemeindedreieck, wo der DRK-Zug aus Köln-Porz Station bezogen hat. Es sind mehrere auswärtige Rot-Kreuz-Teams im Einsatz. Von dort über die Halterner Straße. Zu Fuß aufs Gelände oder erstmal zu einem der vielen Radstellplätze. Hier sammeln sich Fahrradmassen.
Um 16 Uhr schon 6000 Menschen
Gegen 16 Uhr – gerade spielen die Dorstener Moekicks als erste Band – sind schon 6000 Menschen auf dem Gelände. So früh war noch kein WDR-Tag so gut besucht. „Alles läuft gut. Toi toi toi“, sagt Carsten Feldhoff, Cheforganisator aus dem Bürgermeisterbüro und zuständig für alles, was nicht der WDR macht. Viele Menschen sind begeistert. Von der Veranstaltung und vom Gelände. Ulrike Pöther: „Ich wusste gar nicht, dass wir so ein schönes Festival-Gelände haben.“
Kurzer Plausch mit Jürgen Mayer, der mit Steffi Neu das Konzert moderiert. Er ist gut gelaunt. Aus der Altstadt zum Konzertgelände, erzählt er lachend, sei er mit seiner Familie per Anhalter gefahren. „Wir haben einfach an einer roten Ampel gefragt und eine freundliche Frau Adelheid hat uns mitgenommen.“ Mayer – der schon das Speedddating in Dorstens Kandidatur und das Finale auf dem Markt im März moderiert hat – ist begeistert auch von seinem dritten Gastspiel in Dorsten: „Bisher hab’ ich hier nur gute Erfahrungen gemacht.“
Gut gefüllt aber nicht zu eng
Völlig entspannt sind die Jungs und Mädels vom THW Dorsten/Gladbeck, mit über 50 Mann im Einsatz seit dem Morgen. Alles, was aufgebaut werden musste, steht seit Freitag. Jetzt hören sie der Musik zu. Fertig sind sie nicht. „Nach dem Konzert müssen wir wieder abbauen. Das wird bis vier, fünf Uhr dauern“, sagt Unterführer Sven Berger. Von einem Schotterhügel neben dem Areal lauscht er dem Auftritt von Schmusesänger David Pfeffer, dem zweiten Dorstener „Heimspiel“ nach den Moekicks.
Das Gelände füllt sich zusehends. Aber es wird nicht eng. Bis vorn zur Bühne gibt es in der Masse immer wieder Pfade, auf denen man vielleicht nicht frei ausschreiten kann, aber doch entspannt durchkommt. Auch mitten im Publikum sitzen und liegen Leute auf Decken.
Gegen Abend – gerade haben die Mädels von Katzenjammer nach einer großartigen Show ihre Instrumente eingepackt – scheint es für kurze Zeit eng zu werden. 20 000 Leute dürfen aufs Gelände und die Zahl ist fast erreicht. Der WDR sendet: „Bitte nicht mehr kommen.“ Die Shuttle-Busse stellen ihren Dienst ein, die Polizei bremst Fußgänger und Radler an der Halterner Straße aus, wer schon jenseits dieser Sperre ist, wird am Zugang neben dem Hellweg-Baumarkt gegen 19 Uhr für eine halbe Stunde durch Sperrgitter aufgehalten. Rasch haben sich hier anderthalb tausend Menschen gesammelt, die aufs Musikfest wollen.
Schotterfläche nicht jedermanns Sache
Nachdem sie den ungebremsten Anstrum gestaffelt gebremst haben, geben die Organisatoren den Zugang zum Konzert schließlich wieder frei. Die gestaffelte Bremse hat funktioniert. Gegen 20 Uhr erklären die Sicherheitsleute, dass jetzt 18.800 Menschen auf dem Gelände seien. Sie rechnen nicht mehr mit größeren Massen. Die Kapazität scheint gut berechnet.
Kritik gibts auch. Die Schotterfläche ist nicht jedermanns Sache. Steinchen im Schuh sind noch das kleinere Übel. Mancher schrammt sich die Zehen auf. Allerdings war am Morgen über den Sender gewarnt worden, mit Sandalen oder Flipflops zum Konzert zu gehen (einige junge Damen sind sogar auf Stöckelschuhen durchs Publikum gewankt). Dafür gab’s zur tollen Musik mit altem Zechenensemble und Förderturm hinter der Bühne eine fantastische Kulisse.
Zweiter Makel der Fläche: Es gibt kein Fitzelchen Schatten. Allenfalls unter den Vordächern der dicht umringten Bierwagen. Ein paar Schlaumeier haben Schirme dabei, die nicht nur gegen Regen sondern auch sengende Sonne helfen. Die Hitze wird allerdings bei heißer Musik, Gedränge und Temperaturen über 25 Grad zum Problem. Sanitäter und Rotkreuzler müssen einige Menschen mit Kreislaufschwäche behandeln.
Geschäfte am Abend ausverkauft
„Trinkt!“ animierte Moderatorin Steffi Neu die Besucher. Gar nicht so einfach, wenn die zehn Getränkestände in Fünferreihen umlagert sind. Sven Weber hat eine dreiviertel Stunde angestanden. „Das geht nicht“, sagt er. Davon profitieren wiederum die Läden und Kneipen an der Halterner Straße. Statt sich ins Gedränge um ein Bier oder ein Wasser zu werfen, laufen viele über einen Nebenausgang des Geländes dorthin. Am Abend sind die Geschäfte größtenteils ausverkauft.
Das Konzert steuert schließlich seinem Finale entgegen. „Es ist so ein schöner Tag hier in Dorsten. Unglaublich!“, jubelt die Schweizer Sängerin Stefanie Heinzmann. Nach ihr treten noch Morten Harket (früher A-ha) und Rea Garvey auf, die Schlussnummern und eigentlichen Stars. Begeistert haben zuvor aber auch schon die anderen Musiker. Und begeistert sind an diesem Tag viele von noch einem Hauptdarsteller: Von Dorsten. Der Tag ist schon bei Traumwetter gestartet. Die ersten Schauplätze – Bürgerfrühstück und Sendebühne auf dem Globusplatz – sind schon am Morgen von Publikum umringt.
Bürgerfrühstück wird dankend angenommen
Die Sonne lacht und WDR-Moderator Uwe Schulz lacht mit: „So, in zwanzig Sekunden sind wir live im Radio“, ruft er den tausend Zuhörern vor der Bühne zu. Die rote Lampe „Auf Sendung!“ geht an. „Hallo Dorsten !“ eröffnet Schulz die Radioshow, die bis 15 Uhr live aus Dorsten gesendet wird.
Voll ist die Stadt bereits ab 9 Uhr. Zwischen Markt und Recklinghäuser Tor bewirten viele Vereine die ersten Gäste mit dem „Bürgerfrühstück“. Das Angebot wird gern und dankend angenommen. Besonders gut dran sind diejenigen, die einen der wenigen Sitzplätze am Toom-Markt ergattert haben und mit Blick auf die Bühne frühstücken können. Kurz nach Beginn des Magazins der erste „Star-Auftritt“: Radiokoch Helmut Gote bereitet mit Dorstenern auf einer Nebenbühne orientalischen Lammrücken. Wie von einem Magneten gesteuert wenden sich hunderte Zuschauer dorthin. Der WDR – so scheint’s – hat Dorsten im Griff.
„Mit so viel Andrang hätten wir nicht gerechnet“
Wenig später der erste musikalische Gast: Stefanie Heinzmann – am Nachmittag auf dem Festival zu hören – stellt sich Moderator Schulz zu einem kurzen Interview. Dann muss sie rüber aufs Zechengelände, ihren Soundcheck fürs Konzert absovlieren. Den haben David Pfeffer und Morten Harket schon ab Freitag hinter sich gebracht. Am Mittag geben auch die Mädels von Katzenjammer eine kleine Live-Hörprobe auf der Bühne.
Mittagszeit. Die Stadt hat Hunger. Die vielen Stände von Vereinen sind dicht umlagert. Der Kuchenverkauf bei den Fußballerinnen des FC Rhade läuft super. Im Ev. Gemeindehaus ist der erste von drei großen Suppentöpfen ausverkauft. Am Wallgraben flitzen vor allem Kinder in der Eimerkette der Sparkasse, füllen den Wallgraben auf. Die Aktion läuft gut, sagt Detlef Brand. „Mit so viel Andrang hätten wir nicht gerechnet.“
Auch an anderen Orten sind Dorstener engagiert mit von der Partie, wo der WDR Programm macht. In der Pausenhalle des Schulzentrums servieren Schüler von Erich-Klausener- und Dietrich-Bonhoeffer-Schule Kuchen und Getränke für die Besucher der RadioQuarks mit Wettermann Carsten Schwanke. Dieser Auftritt wird allerdings nicht gesendet und ist nur ein Live-Angebot für Dorstener. Im Petrinum wird der MonTalk aufgezeichnet. Moderatorin Gisela Steinhauer plaudert mit einem gut aufgelegten Kabarettisten Ingo Appelt. Am Abend geht noch die Comedy-Show „Zugabe“ live über den Sender (ab 22 Uhr bis Mitternacht).