Plettenberg. . Bereits seit April gibt es die neue Nummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117. Doch viele Patienten kennen sie nicht und rufen weiter über die alte Nummer einen Arzt. Dabei hat die neue Durchwahl beispielsweise den Vorteil, dass sie kostenlos ist.
Krank – und die Arztpraxis hat geschlossen. Wenn es nicht gerade akut um Leib und Leben geht und der Notarzt per Notruf 112 gerufen werden muss, hat der Betroffene bislang über die kostenpflichtige Nummer 01 80/504 41 00 den ärztlichen Bereitschaftsdienst erreicht. Viele Patienten wissen aber nicht, dass für diesen Fall bereits seit April auch die neue Nummer 116 117 gilt, beklagen Plettenberger Ärzte. Die neue Nummer hat vier klare Vorteile: Sie ist kostenlos, besser zu merken, bundesweit gültig, und der Patient wird offiziell geortet, sowohl über Festnetz als auch mobil.
Bereitschaftsarzt kommt
In NRW wird er mit der Zentrale in Duisburg verbunden, die ihn an regionale Bereitschaftsdienstpraxen vermittelt. Für Plettenberg sitzt die in Lüdenscheid. Von dort wird der Bereitschaftsarzt informiert.
„Noch ist die neue Nummer unter Patienten wenig bekannt“, weiß Irmhild Schröder von der Arztpraxis Eckhard Schröder in Plettenberg. Eine andere Sprechstundenhilfe einer Arztpraxis vor Ort reagierte auf Nachfrage der WAZ Mediengruppe sogar völlig überrascht, denn die neue Nummer war selbst ihr bislang unbekannt.
Bereits 60 Prozent nutzen neue Nummer
Christopher Schneider von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die in der Region für die Nummer verantwortlich ist, hält dagegen: „Schon jetzt rufen 60 Prozent der Anrufer, die in Duisburg landen, über die 116 117 an. Die übrigen 40 Prozent nutzen die alte Nummer.“ Letztere kostet aus dem Festnetz 14 Cent pro Minute, und sie wird noch parallel betrieben. Patienten, die beide Nummern nicht kennen, sind in den von Schneider genannten Zahlen nicht erfasst.
Kreisweit koordinierte Bereitschaftsdienste unpraktisch
Der Obmann der Plettenberger Ärzteschaft, der Neurologe Daan Berkhout, äußerte sich gegenüber der WAZ-Mediengruppe trotz mehrfacher Anfrage nicht über die 116 117. Anders der Chirurg Dr. Michael A. Reinke. Die neue Nummer habe gegenüber der alten Vorteile. Sie ändere aber nichts am seit Februar 2011 eingeführten System der jetzt kreisweit koordinierten ärztlichen Bereitschaftsdienste, die der erfahrene Unfallarzt für „eine ganz unökonomische, uneffektive und unpraktische Lösung“ hält.
Im Schnitt 400 Kilometer Strecke würden an einem „normalen“ Sonntag von Bereitschaftsdienstfahrern abgefahren. Bei Hausbesuchen müssen diese den diensthabenden Arzt irgendwo im Märkischen Kreis, von ihrem Standort in Lüdenscheid aus, abholen, zum Patienten und zurück chauffieren und dann zurück nach Lüdenscheid fahren. Aufgrund dieses Systems müsse der Patient unnötig lange auf den Arzt warten, und es würden zudem Ressourcen verschwendet, sagt Dr. Reinke.
Die Ambulanz ist rund um die Uhr geöffnet
Allerdings gibt es Alternativen zum Anruf. Die Notfalldienstpraxis am Lüdenscheider Klinikum kann außerhalb der normalen Sprechzeiten täglich auch ohne Anruf besucht werden. Die Ärzte dort stellen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Rezepte aus. Nur am Wochenende geöffnet ist die Notfalldienstpraxis am St. Barbara-Krankenhaus in Attendorn.
Auch im Krankenhaus Plettenberg ist die Ambulanz rund um die Uhr geöffnet. Hier erhält der Patient allerdings keine AU-Bescheinigungen und Rezepte.
Wenn das Fieber also am Wochenende auf 40 Grad steigt oder Schmerzen unerträglich werden, ist es ratsam, die 116 117 anzurufen. Bekannter kann sie in der Bevölkerung dann werden, wenn auch Plettenberger Arztpraxen offensiver per Aushang mit den zur Verfügung stehenden Plakaten dafür werben.