Gelsenkirchen. Die Neuordnung der Notdienste zum Jahreswechsel soll Wege-Belastungen für Kunden und Dienst-Zeiten für Apotheker besser in Einklang bringen. Infos gibt’s dann via Telefon, Internet oder Smartphone.
Es gibt immer weniger Apotheken. Und damit werden auch die Wege – vor allem zu den Notdienstapotheken an Wochenenden und Feiertagen – immer länger.
Um zu verhindern, dass Gelsenkirchener auf der Suche nach Notfallmedizin quer durch die ganze Stadt fahren müssen, hat die Apothekerkammer Nordrhein-Westfalen ein neues Notdienstsystem entwickelt. Zum Jahreswechsel geht es ans Netz. Das heißt: Aus 95 isolierten Notdienstkreisen wird dann ein flächendeckendes Notdienstnetz für den gesamten Landesteil.
Zahl der Apotheken sinkt weiter
„Mit unserem neuen System wird es zukünftig leichter sein, die Auswirkungen von Apothekenschließungen auf eine flächendeckende Versorgung im Nacht und Notdienst abzufedern“, sagt Rainer Grummel, seit 1992 Sprecher der Gelsenkirchener Apothekerschaft.
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Das sei umso wichtiger, als die Zahl der Apotheken kontinuierlich sinke. Derzeit liege sie in Westfalen-Lippe bei 2198 – dem niedrigsten Wert seit fast 25 Jahren. „Und diese Entwicklung setzt sich fort“, erklärt Grummel, „bereits jetzt wissen wir von 14 weiteren Schließungen bis zum Jahresende im Kammerbezirk. Und allein in Gelsenkirchen ist die Zahl der Apotheken seit 1992 von 89 auf jetzt 77 gesunken.“
Entfernung zur Apotheke bleibt gleich
Die Kunden und Patienten werden über die Neuerungen im Nacht- und Notdienst mit Aktionsplakaten, Postkarten und Notdienst-Kärtchen informiert. Grundsätzlich gilt, wie Apotheker Rainer Grummel erläutert: „Die Einteilung des Notdienstes wird sich in einigen Regionen ändern, die durchschnittliche Entfernung zur nächsten dienstbereiten Apotheke bleibt aber stabil.“
Das heißt: „Künftig bekommt man dann im Internet, über das Smartphone oder auch ganz klassisch am Telefon die Apotheke genannt, die dem Standort, an dem man sich befindet, am nächsten ist. So müssen beispielsweise Leute, die in Horst wohnen, dann nicht mehr quer durch Gelsenkirchen fahren, sondern können eine nahe gelegene Apotheke in Gladbeck ansteuern. Die liegt dann zwar jenseits der Stadtgrenze, aber geografisch viel näher.“
Computer machen's möglich
Computertechnik ermögliche diese Umstellung. „Geplant hatten wir so etwas schon ganz lange“, sagt Grummel. Die 95 historisch gewachsenen Notdienstbezirke werden durch ein IT-gestütztes Gesamtsystem ersetzt, das alle Apotheken in Westfalen-Lippe berücksichtigt. „Über Westfalen-Lippe wird ein vollständiges Notdienstnetz gespannt“, betont Rainer Grummel.
Mit dem neuen Notdienstsystem verteilt sich die Notdienstbelastung künftig gleichmäßiger – bei einer optimalen Flächenabdeckung. Die Schere zwischen Stadt-Apotheken (wenige Notdienste bei erhöhter Patientenzahl) und Land-Apotheken (viele Notdienste bei vergleichsweise wenigen Patienten) verkleinert sich damit deutlich. „Vor allem in den Außenbezirken wie hier kommt es vor, dass man sehr oft Notdienste einrichten musste.
Ich beispielsweise habe hier 18 Tage im Jahr die Apotheke für Notdienste geöffnet. Das sind in den vergangenen zehn Jahren 180 Notdiensttage, die sich angesammelt haben“, sagt Grummel, der erlebt hat, dass „in vielen Stadtteilen die Apotheken noch die einzigen alteingesessenen Geschäfte am Ort sind.“