Werdohl. . Die Stadt Werdohl ist laut Landesregierung die Stadt in ganz NRW, die noch am weitesten davon entfernt ist, bis zum 1. August 2013 eine Betreuungsquote von 32 Prozent für Kinder unter drei Jahren zu erfüllen. Hilmar Heimann, stellvertretender Jugendamtsleiter, bleibt jedoch gelassen.
Diese Nachricht lässt Hilmar Heimann kalt: Laut Landesregierung ist Werdohl in ganz NRW derzeit am weitesten von dem Ziel entfernt, eine Betreuungsquote für 32 Prozent aller Kinder unter drei Jahren zum 1. August 2013 zu erfüllen. Die Stadt erreicht demnach bisher nur 15,5 Prozent.
Der stellvertretende Jugendamtsleiter geht dennoch davon aus, dass in Werdohl zum nächsten Kindergartenjahr der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllt wird. Die Landesregierung antwortet auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag. Hilmar Heimann gab der WR Antworten darauf, wie in Werdohl die rund 150 benötigten U3-Plätze erreicht werden.
Zahl der Kinder
Zum Stichtag 31. Oktober 2010 gab es in Werdohl 485 Kinder unter drei Jahre. Der Anteil ist – zum Beispiel im Vergleich zu Altena (349 Kinder) relativ hoch. Er sinkt für die Jahre 2013 und 2014 auch nur leicht auf 462 bzw. 464 Kinder. Um die 32-Prozent-Quote zu erfüllen, müsste die Stadt also ca. 148 Plätze bereitstellen können.
U3-Krippenplätze
In fünf von acht Kindertageseinrichtungen wird die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahre erhöht. Awo-Kita Sonnenschein: von zehn auf zwölf; ev. Familienzentrum Arche Noah: von fünf auf sechs; ev. Kita Sternschnuppe: von sechs auf zwölf; kath. Kita St. Bonifatius: von acht auf zwölf; städt. Kita : von neun auf zwölf. Hinzu kommen zwei Zehnergruppen in der städtischen Kita Gernegroß, die in der roten Schule neu entstehen.
Mit diesen 90 Plätzen wäre aber erst eine Quote von 19,4 Prozent erfüllt. Es gibt aber Alternativen.
Tagesmütter
Mit rund 30 Plätzen in der Kindertagespflege rechnet Hilmar Heimann, „die wir als Puffer notfalls schaffen könnten“. Tagesmütter gibt es auch heute schon in Werdohl. Ein neuer Lehrgang zur Qualifizierung startet im September (siehe Infobox). Ob tatsächlich die Nachfrage nach den U3-Betreuungsplätzen auch in Werdohl die prognostizierte Höhe erreicht, sei ungewiss. Hilmar Heimann: „Der Beschäftigungsgrad der Werdohler Eltern ist nicht so groß wie in anderen Städten“.
Regelkindergarten
In allen Werdohler Kindertageseinrichtungen werden derzeitige Überbelegungen abgebaut. Jede Gruppe dürfe mit zwei Kindern überbelegt werden, diese Plätzen könnten zusätzlich mit Genehmigung des Landesjugendamtes für U3-Kinder genutzt werden. Unterm Strich könnten dadurch rund 40 weitere Plätze geschaffen werden.
Erzieherinnen und Erzieher
Je kleiner Kinder sind, umso mehr Betreuung benötigen sie. Bundesweit gibt es einen Fachkräftemangel. Die Fachkraft-Kind-Relation könne in den städtischen Kindertageseinrichtungen aber gewährleistet werden, so Hilmar Heimann. Schon in der Vergangenheit habe die Stadt die zweite Betreuungskraft in einer Gruppe meist mit einer Erzieherin bzw. einem Erzieher besetzt, obwohl Kinderpfleger ausreichend gewesen wären. Für die Kita Gernegroß könnten also Erzieherinnen-Stellen intern bei der Stadt ausgeschrieben werden, im zweiten Schritt würden Kinderpfleger/innen für noch offenen Stellen gesucht.
Der vor Jahren begonnene Ausbau der U3-Plätze werde ausreichen, so Hilmar Heimann, auch wenn „wir im letzten Jahr auf die Tube drücken müssen“.