Oberhausen. Der Stadt Oberhausen fehlen noch 190 Betreuungsplätze. Für die Einrichtung müssten Land und Bund 1,6 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Doch es gibt auch leise Zweifel, ob die offiziellen Bedarfszahlen wirklich genau der Realität entsprechen.
„Mit dem aktuellen Stand können wir zufrieden sein. Sowohl Stadt als auch freie Träger haben große Anstrengungen unternommen.“ Klaus Gohlke, Leiter des kinderpädagogischen Dienstes, wehrt sich gegen Darstellungen, Oberhausen würde bei der Betreuung der Unter-Dreijährigen auf ein Fiasko zusteuern.
So hatte etwa die Landesregierung in einem Schreiben die aktuelle Versorgungsquote mit U3-Plätzen auf lediglich 20,8 Prozent beziffert. „Das ist aber die Zahl vom vergangenen Kindergartenjahr. Nun werden wir bei 24, 04 Prozent liegen“, klärt Gohlke auf und betont: „Wenn wir in den nächsten Monaten die notwendigen Fördermittel von Land und Bund erhalten, können wir auch die für 2013 gesteckten Ziele erreichen.“
Mittel aus Fördertöpfen von Land und Bund
In knapp einem Jahr sollen für 30 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Dazu fehlen derzeit insgesamt noch 190 Plätze in Kindertageseinrichtungen und bei Tagesmüttern. Ob die Zielmarke für 2013 erreicht wird, hängt dabei laut Gohlke im Wesentlichen von einer Finanzspritze in Höhe von 1,6 Millionen Euro ab. Diese Mittel sollen aus den Fördertöpfen von Bund und Land kommen. Gohlke dazu: „Es gibt ganz konkrete Pläne zum Kita-Ausbau. Nur dafür muss das Geld da sein.“
Für Dirk Rubin, Geschäftsführer der Kindertageseinrichtungen Löwenzahn, hängt der Erfolg des U3-Ausbaus auch maßgeblich mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammen. „Das Fachkräfte-Angebot ist sehr überschaubar geworden. Vor fünf Jahren gab es auf eine Stellenanzeige noch 50 Bewerbungen. Heute muss man schon richtig suchen.“
Mit Klagewelle wird nicht gerechnet
Derweil sieht Carsten Ossig, stellvertretender Geschäftsführer vom Kita-Zweckverband im Bistum Essen, eine der größten Herausforderung darin, in den Kitas die notwendigen räumlichen Kapazitäten zu schaffen. „Das Gute ist dabei aber, dass auch das Land jetzt unter Druck steht. Denn die Sorge wächst, dass Eltern, die keinen Platz bekommen, von der Möglichkeit Gebrauch machen zu klagen.“ Der ab 1. August 2013 bestehende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz räumt ihnen diese Option ein.
Mit einer regelrechten Klagewelle rechnet Dirk Rubin allerdings nicht. Er verweist auf die Gestaltungsspielräume: So kann beispielsweise eine Betreuungsgruppe bei Bedarf um drei Plätze aufgestockt werden. Auch hofft er auf Flexibilität bei den Eltern: „Es muss ja nicht immer die Kita an der nächsten Straßenecke sein.“ Gohlke deutet derweil auf die derzeit noch freien Plätze in der Kindertagespflege (26) hin, räumt aber gleichzeitig ein: „Unsere Rechtsabteilung wird sich mit der Möglichkeit von Klagen beschäftigen.“
Tatsächlicher Bedarf liegt im Nebel
Diese Vorsicht liegt sicherlich auch in der etwas vagen Ermittlung der Bedarfszahlen in Oberhausen begründet. Diese wurden nämlich vor rund vier Jahren im Rahmen einer Elternbefragung ermittelt. Der tatsächliche Bedarf könnte sich bis zum kommenden Sommer jedoch verändert haben. „Nimmt man die Betreuungszahlen der 3- bis 6-Jährigen als Anhaltspunkt , ist der tatsächliche Bedarf vermutlich höher“, meint Carsten Ossig dazu.
Und Klaus Gohlke benennt das Betreuungsgeld und den Geburtenrückgang als mögliche Ursachen veränderter Bedarfe: „Wahrscheinlich ist daher, dass wir Ende 2014 wieder eine Elternbefragung durchführen müssen. Allerdings muss man bedenken, dass so etwas immer sehr aufwändig ist.“