Neckarsulm. Hochgelobt wurde der koreanische Autohersteller Hyundai für seinen i30. Doch während Innenausstattung und Design mit akzentuierten Linien und Feinheiten überzeugen, gibt es bei Antrieb, Schaltung und Verbrauch einige Kritikpunkte.

"Da scheppert nix" - dieser Satz schallte im Herbst 2011 durch die automobile Welt, als der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) den Hyundai i30 inspizierte. Seither ist er auch in jedem Artikel über den Korea-Golf zu lesen, und nicht ohne Grund auch hier.

Denn Herr Winterkorn meinte mit seinem Ausspruch weder den Motorklang des i30, noch das Schlagen der Türen, sondern lediglich ein für den Durchschnittsautofahrer eher marginales Bauteil: den Hebel für die Lenkradverstellung - der scheppert tatsächlich nicht, wenn man ihn wieder in die Ausgangsposition zurückdrückt, im Gegensatz zum VW Golf.

Deswegen entscheidet sich wohl kaum jemand für oder gegen ein Auto. Dennoch ist es immer gut, auf die Feinheiten zu achten - das hat man sich bei Hyundai anscheinend nicht nur in Bezug auf die Lenkradverstellung gedacht. Denn der i30 kann noch das ein oder andere besser als der Klassenprimus aus Wolfsburg. So verdreckt beispielsweise bei Fahrten auf nassen Straßen das Heck nicht so schnell und intensiv, wie es beim Golf schon seit der ersten Generation der Fall ist. Aber auch das ist vermutlich nur für wenige Autofahrer ein Grund für eine Kaufentscheidung.

Ausstattung deutlich über Golf-Niveau

Wer akzentuiertes Design mag, wird den i30 dem schlichten Golf vorziehen. Im Vergleich zum kompakten VW besticht der 4,30 Meter lange Koreaner durch ein knackiges Heck mit kräftig ausgearbeiteten Linien und dynamisch gezeichneten Leuchten. Die zwei Sicken in der Motorhaube wirken vielleicht für manchen zu gewollt, verleihen aber dem i30 in Kombination mit den in den Schürzenecken platzierten Nebelscheinwerfern ein angriffslustiges Aussehen.

Die schwungvolle Linienführung setzt sich im Innenraum fort, beispielsweise bei den mattsilbern eingefassten Lüftungsdüsen der Mittelkonsole und den silbernen Instrumenteneinfassungen, die nicht wie üblich rund sind, sondern fast die Form eines Bogendreiecks haben - ein echter Hingucker. Auch das zwischen Drehzahlmesser und Tachometer positionierte Informationsfeld des Bordcomputers ist nicht nur gut ablesbar, sondern die Grafiken sind auch hübsch anzusehen.

Der Hyundai gibt auch sonst keinen Grund zum Klagen: Die Verarbeitung ist sauber, die Materialien in Ordnung, es gibt viel Stauraum für verschiedene Utensilien, mindestens vier Becher- und vier Flaschenhalter. Die Sitze sind bequem und geben guten Halt, und auch der Kofferraum mit akzeptabler Ladekante fällt mit einem Volumen von 378 bis 1.316 Litern klassengerecht aus. Schon die Basisausstattung ist in puncto Sicherheit unter anderem mit sieben Airbags, ESP und Berganfahrassistent komplett und in Sachen Komfort mit beispielsweise Klimaanlage, in drei Modi einstellbarer Servolenkung, kühlbarem Handschuhfach und einem Radio-CD-Spieler mit MP3-Wiedergabefunktion und vier Lautsprechern recht umfangreich.

Nicht so verbrauchsarm wie gewünscht

Auf der Suche nach Minuspunkten bietet lediglich der Antrieb etwas Mecker-Potenzial. Der 1,6-Liter-Dieselmotor mit 81 kW/110 PS Leistung reicht zwar vollkommen für den Alltagsbedarf eines durchschnittlichen Autofahrers auch in bergiger Gegend aus, aber sportliche Spritztouren sind mit dem Fronttriebler nicht machbar. Die 11,5 Sekunden für den Standardsprint auf Tempo 100 sprechen Bände.

Das maximale Drehmoment von 260 Newtonmeter, das zwischen 1.900 und 2.750 Umdrehungen pro Minute (U/min) zur Verfügung steht, reicht für eine Bergauffahrt bei voller Beladung (maximale Zuladung 555 Kilogramm). Aber unter 1.600 U/min darf man nicht geraten, dann zieht der Motor keinen Hering mehr vom Teller. Für schaltfaule Zeitgenossen ist das mittlere der drei Selbstzünderaggregate nicht gemacht.

Auch nicht für Sparfüchse, denn mit 6,5 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern kann der Motor nicht als verbrauchsarm bezeichnet werden. Die vom Hersteller angegebenen 4,1 Liter (108 g CO2/km; Werksangabe) sind beim besten Willen nicht zu erreichen. Da ist der Golf etwas ehrlicher und sparsamer, wenn auch in der Leistung nicht unbedingt besser.

Bleibt nur noch der Preis als Vergleichskriterium: Ab 15.850 Euro ist der Hyundai i30 zu haben, der Golf kostet etwa 1.100 Euro mehr, ist aber nicht so umfangreich ausgestattet wie der Koreaner. Dieser Unterschied zieht sich bis in die höchste Ebene - sowohl was die Kosten, als auch was die Ausstattung angeht. (dapd)