Essen. . Mit dem Hyundai Genesis Coupe beweisen die Koreaner, dass sie nicht nur Familienkutschen bauen können. Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis – für ein Auto seiner Klasse.

Martin Winterkorns Miene verfinsterte sich zusehends. „BMW kann’s nicht, wir können’s nicht“, sagt der Volkswagen-Chef auf der In­ternationalen Automobilausstellung IAA in astreinem Schwäbisch, als er an der Lenkrad-Verstellung des Hyundai i30 herumfummelt. „Warum kann’s der? Da scheppert nix.“ Das Auto ist die Antwort der Koreaner auf den VW Golf. Doch Hyundai kann nicht nur Familienkutschen – sondern auch Sport. Das beweist das Genesis Coupe.

Viel zu rund, allzu bieder präsentierten sich die ersten Coupe-Versuche der Koreaner. Drei Generationen lang hatten die Dinger Frontantrieb. Und mit ihren maximal 173 PS reichte es zwar für ordentliche Fahrleistungen, mit einem Z4-Coupe von BMW oder einem Audi TT konnten die Koreaner allerdings nicht mithalten. Mussten sie auch nicht, waren sie doch vor allem für den fernöstlichen und den US-Markt gebaut. In Deutschland hatten sie dagegen Seltenheitswert.

Hyundai Genesis

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    Modernes Kleid, elegante Erscheinung

    Mit dem Genesis Coupe könnte sich das vielleicht ändern. Denn der Koreaner hat (fast) alles, was man zum spaßbetonten Fahren braucht. Und verpackt das auch noch in ein modernes Kleid, dessen elegante Erscheinung höchstens durch den nicht gerade kleinen Heckspoiler ein wenig getrübt wird. Andererseits: Die 303 PS des 3,8 Liter großen Sechszylinders müssen ja auch nicht zwingend versteckt werden. Und dass dieses Blech betört, beweisen allein schon die vielen ungläubigen Zurufe, die man mit dem keilförmigen Renner erntet. „Ist das wirklich ein Hyundai?“ – „Ja, sieht man doch am H im Logo.“

    Wem das Emblem auf Motorhaube und Kofferraumdeckel egal ist und wer darüber hinaus noch auf die Edel-Anmutung eines Audi-Interieurs verzichten kann, der bekommt mit dem Genesis ein Auto, das viel Spaß macht, ohne dabei allzu viel Alltagstauglichkeit einzubüßen. Das Hyundai-Cockpit präsentiert sich aufgeräumt, die Ledersportsitze bieten guten Halt, die Sechsgang-Automatik schaltet ausreichend sanft, wenn man das Gaspedal nicht gleich bis zum Bodenblech durchdrückt. Wer’s doch tut, den beschleunigt der Hyundai in knapp über sechs Sekunden auf 100, begleitet von einem ordentlichen Brüllen aus den großzügig ausgelegten Endrohren.

    Im Netz viel günstiger

    Allerdings sollten Sie keine Probleme mit der Bandscheibe haben, denn Hyundai interpretiert Sportlichkeit mit der Härte eines Eichen-Brettes. Das kann die Konkurrenz besser, ohne dabei die Schnellfahrfraktion zu vergrätzen. Die Koreaner versprechen allerdings Besserung. Mit dem 2012 anstehenden Facelift soll das auch Fahrwerk europäischen Ansprüchen genügen.

    Außerdem will Hyundai beim Schleuderschutz ESP nachbessern. Denn der reagiert bisweilen ein wenig nervös. Drohen die Hinterreifen durchzudrehen, nimmt die Elektronik oft zu viel Gas raus. Und ab Tempo 200 geht’s im Sportcoupe deutlich unruhiger zu. Wohl auch deshalb riegelt der Wagen bei 240 ab.

    Von 0 auf 100 in knapp über sechs Sekunden: Hyundai Genesis Coupe.
    Von 0 auf 100 in knapp über sechs Sekunden: Hyundai Genesis Coupe.

    Der Tanknadel beim Fallen zusehen

    Jenseits der 200 sollte man den Wagen sowieso nicht allzu oft bewegen, möchte man der Tanknadel nicht beim Fallen zusehen. Der Hyundai genehmigte sich zwischen zwölf und dreizehn Liter. Das kann die deutsche Konkurrenz besser, verlangt dafür aber auch mehr fürs Auto. Das Genesis Coupe gibt es laut Liste ab 29 990 Euro, dann aber „nur“ mit Zwei-Liter-Turbo und 214 PS. Der V6 kostet 5000 Euro mehr, die Automatik weitere 2000 Euro Aufpreis.

    Was die heimischen Händler wenig freuen dürfte: Im Internet wird das Coupe als Grauimport bis zu 10 000 Eu­ro günstiger angeboten. Dafür gibt’s nicht nur Tempomat, Sitzheizung und eine Klimaautomatik serienmäßig, sondern auch eine Lenkrad-Verstellung. Und da scheppert nix.