Monte Carlo. Der Verlauf der Formel 1 Saison 2012 gestaltete sich bisher äußerst spannend. Kein Team konnte mehr als ein Rennen gewinnen, die Leistung ist auf konstant hohem Niveau. Das sechste Rennen in Monaco bietet neue Herausforderungen für die Fahrer, weshalb Vertrauen ins eigene Auto besonders wichtig ist.
Die Formel 1 ist so packend wie selten: Fünf Rennen, fünf verschiedene Sieger aus fünf unterschiedlichen Teams – das erste Viertel der Saison 2012 steckte voller Spannung und überraschender Rennergebnisse.
An diesem Wochenende ist die Formel 1 auf der untypischsten, aber wohl auch reizvollsten Strecke von allen, zu Gast. Auf dem 3,340 Kilometer langen Straßenkurs von Monaco stehen die Autos als auch die Fahrer vor einer ungewöhnlichen und einzigartigen Herausforderung: Neben schnellen und vergleichsweise engen Passagen werden acht Kurven mit einem für die Formel 1 untypischen Tempo von weniger als 100 km/h durchfahren.
4500 Schaltvorgänge
Für die Piloten ist der Kurs mit mehr als 4500 Schaltvorgängen im Rennen Schwerstarbeit, aber auch durchaus eine beliebte Herausforderung. „Mehr als auf jeder anderen Strecke kann der Fahrer in Monaco den Unterschied machen, am meisten auf einer Runde im Qualifying“, sagt Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef, vor dem Rennwochenende in Monte-Carlo. „Besonders wichtig ist auf dieser Strecke das Vertrauen des Fahrers in sein Auto, das hier mehr zählt als auf jedem anderen Kurs im Rennkalender.“
Mit einer Länge von 3,340 Kilometer ist der Stadtkurs im Fürstentum die kürzeste Strecke im Formel 1-Kalender. Dagegen werden mit 78 Runden auf keinem Rennkurs mehr Runden gefahren als in Monte-Carlo, trotzdem ist die Distanz mit 260,520 Kilometer das kürzeste Rennen in der gesamten F1-Saison. Die Strecke wurde an einigen Stellen neu asphaltiert, beispielsweise in der Bremszone nach dem Tunnel, so dass nun auch die Bodenwelle dort verschwunden sein dürfte.
6. Sieger im 6. Rennen?
„Dieser Grand Prix ist ein ganz besonderer für mich. Mein ganzes Leben lang warte ich darauf, an dem berühmten Formel-1-Rennen in Monaco teilnehmen zu können“, freut sich Sauber-Pilot Sergio Pérez. „Ich bin absolut überzeugt davon, dass die Leistungen des Fahrers auf dieser Strecke mehr ins Gewicht fallen als auf jeder anderen. Natürlich denke ich auch den Unfall, den ich im vergangenen Jahr hier hatte. Er ist für mich ein Einschnitt in meiner Karriere. Es gibt die Zeit vor dem Unfall und die danach. Ich habe in dieser für mich schwierigen Zeit viel gelernt, und ich denke, sie hat mich stärker gemacht. Ich will jetzt endlich zeigen, was ich in Monte-Carlo kann.“ Der Mexikaner gehört zu den ehrgeizigen Newcomern der Formel 1, der in diesem Jahr bereits in Malaysia den zweiten Platz herausfuhr.
Die Frage vor dem 6. WM-Lauf der Formel 1 in Monaco lautet: Werden die Zuschauer in Monte Carlo auch den sechsten Sieger der laufenden Saison erleben? „In Monaco kann immer eine Menge passieren, deshalb ist es wichtig, sich aus allem Ärger raus zuhalten und es auf jeden Fall ins Ziel zu schaffen. Wenn das gelingt, sind für uns bestimmt auch Punkte drin,“ sagt der Japaner Kamui Kobayashi (Sauber).
Vier Tage Vorbereitungszeit für die Ingenieure
Nach dem Überraschungssieger Pastor Maldonado beim GP von Spanien in Barcelona – der mit diesem Erfolg einen Höhepunkt in der wiederbelebten Partnerschaft zwischen Williams und Motorenhersteller Renault gesetzt hat – erwarten auch die anderen Renault Kundenteams Red Bull, Lotus und Caterham einen V8-Motor, der extrem direkt und früh auf Gaspedalbefehle anspricht.
Dies bedeutet in Zahlen ausgedrückt: Statt wie sonst zwischen 16 000 und 18 000 Umdrehungen müssen die 2,4 Liter großen Achtzylinder-Triebwerke bereits ab 15 000 Touren genügend Leistung und Drehmoment frei machen, um kraftvoll aus engen Kurven heraus zu beschleunigen.
In Monaco werden hohe Ansprüche an die Abstimmung von Motor und Motormanagement gestellt. „Bei keinem anderen Grand Prix verwenden die Ingenieure so viel Zeit für die Vorbereitung auf diese ganz spezielle Strecke. Die Motorenprüfstände und die gesamte Abteilung laufen während eines Zeitraums von zwei bis vier Tagen auf Hochtouren“, erläuterte Renault-Sportchef Remi Taffin. Zum Vergleich: Bei einem Rennen wie dem Grand Prix von Spanien genügt rund ein Tag.
„Der Kurs durch den Leitplankenkanal von Monte-Carlo ist verglichen mit anderen Strecken unglaublich langsam. Unser Fokus liegt daher auf optimaler Fahrbarkeit bei niedrigen Drehzahlen. Gleichzeitig müssen wir die Getriebeabstimmung jedoch so anpassen, dass die Fahrer zwischen den einzelnen Kurven effizient beschleunigen können“, erklärt Taffin.