Essen. Euphorisch und mit einem enormen medialen Hype wurde Michael Schumachers “Formel 1“-Comeback 2010 gefeiert. Doch Schumi konnte die hohen Erwartungen seiner Fans nicht erfüllen. Nach zwei enttäuschenden Jahren stellt sich die Frage: Wird der Kerpener Ende der Saison 2012 zurücktreten?

Als Anfang 2010 das Mercedes GP Team aus der Taufe gehoben wurde und Michael Schumacher sein Comeback verkündete, waren die Erwartungen groß. Mercedes-Benz-Chef Dieter Zetsche kürte das neu gegründete Formel-1-Team zur deutschen Nationalmannschaft.

Euphorisch und mit einem unglaublichen medialen Hype wurde Schumachers Comeback gefeiert, kritisiert und verfolgt. Bald war aber auch dem größten Optimisten klar, dass weder Mercedes GP noch Michael Schumacher die Erwartungen erfüllen konnten. Nur Schumachers Teamkollege Nico Rosberg schaffte 2010 drei Podiumsplätze und 142 Punkte. Im Gegensatz zum siebenfachen Weltmeister, der seine Comeback-Saison mit 72 Punkten auf Rang neun beendete. Im folgenden Jahr sollte dann alles besser werden. Aber auch im zweiten Jahr nach der Teamgründung schafften die Mercedes-Piloten keinen einzigen Podiumsplatz.

„Ob Schumacher eine Brille benötige?“

Im Vergleich dazu lief die vergangene Formel-1-Saison für Michael Schumacher deutlich besser: Mit 76 WM-Punkten belegte er WM-Rang 8, seinen Rückstand auf Nico Rosberg konnte er aufholen. Der Wahl-Schweizer Schumacher konnte seine Leistungssteigerung vor allem seinem unglaublichen Kampfgeist verdanken. Ein Beweis: Insgesamt 116 Schumacher-Überholmanöver zählten Statistiker im Verlauf der Saison 2011. Beim GP in Belgien bleibt die erste Runde unvergessen: Er überholte gleich mal zehn Fahrer, fast wie in alten Zeiten.

Oder sein Zweikampf mit Lewis Hamilton in Monza. Beinhart verteidigte Schumacher mehrere Runden lang seine Position, drängte einmal Hamilton fast bis auf das Gras ab, ohne dass Hamilton an ihm vorbei gekommen wäre. Es waren überhaupt seine Zweikämpfe, die begeisterten. Am häufigsten geriet Schumacher mit den Sauber-Piloten aneinander, kollidierte sowohl mit Sergio Perez als auch mit Kamui Kobayashi, so dass in der Schweiz schon spöttisch gefragt wurde, „ob Schumacher eine Brille benötige.“ All dies zeigt jedoch seinen unbändigen Kampfeswillen.

Michael Schumacher fährt mit Mercedes-Benz weiter und hoffte zum Saisonstart auf seine große Chance den ersten Podestplatz für das Nationalteam einzufahren.

Es läuft nicht optimal

Beim Grand Prix in Malaysia, dem zweiten FIA WM-Lauf 2012, war Schumacher einem Podestplatz ganz nah. Er startete von Platz drei, wurde aber leider auf der ersten Runde nach einer Berührung umgedreht.

Auch in China zeigte Schumacher seine fahrerische Stärke: Platz 3 im Qualifying, aber im Rennen großes Pech. „Was mein Rennen anging, so war nach meinem ersten Boxenstopp leider mein rechtes Vorderrad locker. Aus diesem Grund stellte ich das Auto am Streckenrand ab, denn ich wollte keinen größeren Schaden riskieren. Ich habe sofort gespürt, dass etwas nicht stimmte, besonders in Kurve 3, als ich die rechte Fahrzeugseite mehr belastete. Bis dahin fuhr ich ein kontrolliertes Rennen, hielt meine Verfolger hinter mir in Schach und achtete auf meine Reifen“, sagt Schumacher in Shanghai.

Vorfreunde auf die Europa

Auch beim vierten Rennen in Bahrain lief es nicht optimal: „Wenn man meinen 18. Startplatz bedenkt, ist es positiv, dass ich mich bis auf den zehnten Platz verbessern, einen Punkt mitnehmen und zum ersten Mal in dieser Saison einen Grand Prix bei trockenen Bedingungen beenden konnte“, zog Schumacher eine kurze Bilanz.

Vor dem ersten Rennen in Europa fanden Anfang Mai umfangreiche Testfahrten statt. „Nachdem wir unser Testprogramm in Mugello abgeschlossen haben, freuen wir uns jetzt auf den Auftakt der Europasaison in Barcelona. Das Positive an den Testfahrten war, dass wir uns wirklich auf die Neuentwicklungen konzentrieren konnten, die wir uns als Ziel gesetzt hatten. Damit sollten wir eine gute Basis für die Weiterentwicklung geschaffen haben, wenn auch vielleicht noch nicht für das nächste Rennen“, so Schumi.

Beendet Schumi nach der Saison seine Karriere?

„Barcelona ist ja eine Strecke, auf der wir ausgiebig gefahren sind und deshalb wissen wir, dass uns ihre Charakteristik nicht unbedingt in die Hände spielt. Aber wir werden natürlich trotzdem unser Bestes geben und gleichzeitig an weiteren Steigerungen arbeiten.“

Egal, wie die Saison 2012 von Mercedes AMG verlaufen wird, es wird sich die Frage stellen: Wird Michael Schumacher Ende der Saison 2012 zurücktreten oder seinen Vertrag nochmals um ein oder sogar zwei Jahre verlängern? Mercedes-Benz scheint nicht abgeneigt zu sein, den Vertrag zu verlängern. Kein Wunder, ist der siebenfache Weltmeister für den Konzern doch ein optimaler Markenbotschafter – auch wenn er nicht gewinnt.

Dass Schumacher für Ferrari insgesamt fünf WM-Titel gewonnen hat, ist in der Öffentlichkeit erfolgreich verdrängt worden. Denn Michael Schumacher ist heute das Gesicht der modernen Silberpfeile aus Stuttgart.