Nach einer kleinen Pause startet die Formel 1 an diesem Wochenende in China, jener wirtschaftlich boomenden Region, die den Automobilherstellern zu beachtlichen Zuwachsraten verhilft.

Der Grand Prix von China ist das dritte Saisonrennen, das traditionell auf dem Shanghai International Circuit stattfindet. Die 5,451 km lange Strecke ist ein Bauprojekt des Aachener Unternehmers Hermann Tilke und schon seit 2004 ein fester Bestandteil des Formel 1-Rennkalenders. Die Form der Strecke ähnelt dem chinesischen Schriftzeichen „shang“ (übersetzt „großartig“).

„China ist ein wichtiger Wachstumsmarkt für unseren Sport sowie Mercedes-Benz; wir freuen uns auf den jährlichen Besuch“, sagte Mercedes AMG Teamchef Ross Brawn in Shanghai.

17 Sekunden Vollgas

Rekordmeldungen aus China sind schon fast an der Tagesordnung und können kaum noch überraschen: Mit einer Länge von knapp 1,2 Kilometern ist die Gegengerade des Shanghai International Circuit die längste Gerade des Formel-1-Kalenders.

Die Distanz zwischen Kurve 13 und 14 ist damit dreieinhalb mal so lang wie ein moderner Flugzeugträger. Hier laufen die Formel-1-Motoren 17 Sekunden mit Vollgas, und es gibt drei harte Bremspunkte, bei denen von über 275 km/h auf unter 100 km/h abgebremst werden muss. Die 1170 Meter lange Gegengerade macht alleine 20 Prozent einer Runde aus, an vier Stellen der Strecke sind die Autos schneller als 285 km/h und neun Kurven sind als langsam bis mittelschnell klassifiziert. Da wundert es nicht, dass beim Rennen in Shanghai Mensch und Material höchste Belastungen aushalten müssen.

Dass der Shanghai International Circuit sehr anspruchsvoll ist, wissen die Fahrer. Hier gibt es markante Streckenabschnitte, in denen seitliche Fliehkräfte gemeinsam wirken mit hoher Bremsbelastung oder hoher Traktion. Dafür braucht man eine hohe Bremsstabilität und eine gute Balance. Die langen Geraden haben wesentlichen Einfluss auf die Rundenzeiten. Dort braucht man das hohe Tempo einerseits für eine gute Qualifikation und andererseits zum Überholen im Rennen. „Die Rennstrecke ist durch ihre Größe einzigartig. Die breite Fahrbahn lässt ausreichend Platz für Überholmanöver, zudem sorgen große Auslaufzonen für höchste Sicherheitsstandards“, erläutert Vettel in Shanghai und sagt weiter: „Sogar in den sonst üblichen engen Boxenanlagen ist für ausreichend Platz gesorgt.“

Der Streckencharakter ist in Shanghai ganz anders als zuvor in Melbourne und Malaysia. Doch die Wetterbedingungen können auch in Shanghai die Teams vor Herausforderungen stellen, so kann es im April leicht regnen.

Button will an die Spitze

Im Fahrerlager wird derzeit die spannende Frage gestellt: Kann McLaren seinen Vorsprung in China weiter ausbauen? Jenson Button will unbedingt an die Spitze fahren, so sammelte der Brite in Malaysia keine WM-Punkte. „Du willst dann einfach nur so rasch wie möglich wieder ins Auto klettern. Man schaut halt lieber vor als zurück, so hat die dreiwöchige Pause gut getan.“ Derzeit steht Button mit 25 WM-Punkten auf Platz drei in der Fahrer-Wertung, hinter Teamkollege Lewis Hamilton (30 Punkte) und Fernando Alonso (Ferrari) mit 35 Punkten – Sebastian Vettel hat 18 Punkte und belegt Platz sechs.

„Der Große Preis von China ist ein Rennen, in dem wir traditionell gut aussehen. Bei drei der vier letzten Rennen dort waren wir die Sieger“, freut sich McLaren Teamchef Martin Whitmarsh und sagt weiter: „Diese Erfolge sind durch fehlerlose Fahrten von Jenson und Lewis eingefahren worden. Wir sind nach Shanghai gekommen, um unsere Ausbeute dahingehend auszubauen. Ein bisschen haben wir gemischte Gefühle, weil wir nur einen unserer Startplätze in Reihe eins tatsächlich auch in einen Sieg ummünzen konnten. Aber bei McLaren sind alle von unserem Tempo in den Auftaktrennen ermutigt.“