Berlin. Noch stärker als ohnehin erwartet ist im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland gestiegen. 2011 starben laut Statistischem Bundesamt 3991 Menschen auf deutschen Straßen - 343 oder fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zuvor waren die Zahlen 20 Jahre lang stetig gesunken.

Erstmals seit 20 Jahren ist die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland wieder gestiegen. Sie ging 2011 zudem noch stärker nach oben als erwartet, wie das Statistische Bundesamt am Freitag nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte. 3.991 Menschen starben im vergangenen Jahr auf deutschen Straßen. Dies waren 343 Getötete oder 9,4 Prozent mehr als 2010. Erste Schätzungen von Dezember 2011 seien von einem Plus von sieben Prozent ausgegangen.

Rund 391.500 Menschen wurden verletzt. Dies ist eine Zunahme um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ramsauer macht Witterung für den Anstieg verantwortlich

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer machte das Wetter für die stark gestiegene Zahl der Verkehrstoten 2011 verantwortlich. "Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung sind die Witterungsbedingungen", sagte der CSU-Politiker. Die Verkehrssicherheitsarbeit bleibe ein zentrales Anliegen der Bundesregierung. Ziel sei es, die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu schützen, eine sichere Infrastruktur bereitzustellen und gute Rahmenbedingungen für intelligente Fahrzeugtechnik zu schaffen.

Auch das Bundesamt teilte mit, ein wesentlicher Grund für die negative Entwicklung im Jahr 2011 seien die Witterungsbedingungen: Relativ milde Wintermonate, ein sehr warmer, trockener Frühling und ein vergleichsweise schöner Herbst hätten zu mehr Getöteten und Verletzten geführt. Bei günstigen Witterungsbedingungen werde "mehr und häufig schneller gefahren", hieß es weiter. Zudem seien mehr "ungeschützte Verkehrsteilnehmer" wie Fußgänger und Zweiradfahrer unterwegs. Dadurch steige die Schwere der Unfälle.

Mehr Geschwindigkeitskontrollen gefordert

Der Dezember 2011 habe die negative Entwicklung im vergangenen Jahr deutlich verstärkt, teilte das Bundesamt mit. Nach vorläufigen Ergebnissen wurden in diesem Monat 364 Menschen im Straßenverkehr getötet, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahresmonat. Dies war der höchste Wert in einem Dezember seit 2007.

Nach Angaben des Bundesamtes kamen 2011 in zwölf Bundesländern mehr Menschen im Straßenverkehr ums Leben als im Vorjahr.

Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), forderte angesichts der erstmals seit 20 Jahren wieder gestiegenen Zahl der Verkehrstoten mehr Geschwindigkeitskontrollen. "Jetzt muss die Hauptunfallursache angegangen werden, und das ist nun mal überhöhte Geschwindigkeit", sagte Hofreiter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. "Das bedeutet: Besser überwachen und schärfer bestrafen", betonte der Verkehrsexperte. (dapd)